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Simon Geschke fährt am Sonntag in Bad Homburg

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Von: Thorsten Remsperger

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Steiler Anstieg, das Bergtrikot aufgeknöpft: Simon Geschke wird auf einer Tour-de-France-Etappe angefeuert.
Steiler Anstieg, das Bergtrikot aufgeknöpft: Simon Geschke wird auf einer Tour-de-France-Etappe angefeuert. © IMAGO/Sirotti

Für das Rennen um den Kurpark haben fünf Tour-de-France-Teilnehmer zugesagt. Lokalmatador John Degenkolb befindet sich auch unter ihnen.

Bad Homburg -Der Mann hat eine kräftezehrende Zeit hinter sich, aber San Sebastian und Bad Homburg am gleichen Wochenende sind schon auch noch drin. Simon Geschke fuhr als Radprofi quasi in die Annalen der Tour de France, vor allem aus deutscher Sicht. Der 36-jährige Freiburger trug für neun Etappen das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers, das hatte noch keiner seiner Landsmänner bei den 108 vorherigen Durchführungen der Frankreich-Rundfahrt geschafft.

Beinahe hätte der erfahrene Radprofi mit dem markanten Vollbart das Bergtrikot sogar gewonnen, wenn nicht Jonas Vingegaard der Spielverderber gewesen wäre und sich neben dem gelben Trikot des Gesamtsiegers auch das weiße Jersey mit den vielen roten Punkten gekrallt hätte. Als Zweitplatzierter durfte Geschke immerhin im Bergtrikot nach Paris fahren, Vingegaard konnte ja schlecht zwei überstreifen.

"Simon Geschke hat einen heroischen Kampf abgeliefert und uns alle begeistert", schwärmt Peter Rohracker von der Leistung des gebürtigen Berliners. Umso stolzer ist der Rennleiter des Grand Prix Bad Homburg, dass Geschke am Sonntag mit 59 weiteren Rennfahrern 50 Mal rund um den Kurpark flitzen wird. Das können die drei anderen in Deutschland verbliebenen Kriterien - so nennt man im Straßenradsport einen Tageswettbewerb auf einem relativ kurzen, mehrmals zu befahrenden Rundkurs - nicht von sich behaupten.

"Den damit verbundenen Spießrutenlauf machen wir gerne mit", sagt Rohracker. Der 56-Jährige fuhr früher selbst und holt seit vielen Jahren namhafte deutsche Radprofis nach Bad Homburg (wenn nicht gerade ein Corona-Lockdown ist), zu manchen hält er persönlichen Kontakt. Der jeweilige Rennstall, für den die Fahrer im Einsatz sind, möchte aber natürlich auch gefragt werden.

Simon Geschke: Von San Sebastian in den Taunus

Geschkes Arbeitgeber Cofidis, von einem französische Telekredit-Unternehmen gesponsert, erteilte die Freigabe für Bad Homburg. Allerdings möchte der Rennstall seinen derzeitigen Vorzeigefahrer unbedingt auch am Samstag bei einem Weltcup-Rennen in San Sebastian fahren sehen. Aus dem von dort gut eine Stunde entfernten Bilbao, erläutert Rohracker, werde Geschke dann am Sonntag um 6.55 Uhr nach Frankfurt fliegen und dort von einem Fahrer abgeholt, der ihn ins Steigenberger nach Bad Homburg bringt - also direkt an den Rundkurs, bei dem es für die Elitefahrer ab 14 Uhr insgesamt 80 Kilometer zu bewältigen gibt. Dies wiederum wird für Bergspezialist Geschke, 2015 schon einmal in der Kurstadt siegreich, nicht mit den allergrößten Anstrengungen verbunden sein. Die Strecke verläuft flach, es wird mehrere Sprintwertungen geben.

Eigentlich ist das Rennen wie gemacht für John Degenkolb. Den in Oberursel wohnhaften "Local Hero" kündigte Rohracker gestern Vormittag im Bad Homburger Rathaus genauso für Sonntag an wie drei weitere Tour-de-France-Teilnehmer: Maximilian Walscheid, Jonas Rutsch (früher VC Frankfurt), der im Ziel auf den Champs Élysées seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hatte, und Nils Politt. Der 28-Jährige aus dem Team Bora-Hansgrohe hatte im Vorjahr eine Tour-Etappe gewonnen, ist deutscher Straßenmeister und in Bad Homburg der Titelverteidiger. Er gewann das 42. und coronabedingt bis dato letzte Kurparkrennen im August 2019.

Kurparkrennen: Top-Sportler aus nächster Nähe

Mit Begeisterung hat Bad Homburgs Bürgermeister und Sportdezernent Dr. Oliver Jedynak zuletzt vor dem Fernsehgerät verfolgt, wie "Radsport die Massen begeistern kann". Die Stadt veranstaltet das Rennen in Zusammenarbeit mit dem ausrichtenden Radsportclub (RSC) Bad Homburg weiterhin gerne, weil die Stars bei familiärer Rennatmosphäre als nahbare Sportler erlebt werden können. Sie werden um 13.10 Uhr im Startbereich auf der Kaiser-Friedrich-Promenade von den Eurosport-Reportern Karsten Migels und Robert Bengsch vorgestellt.

Für die Fans gibt es nicht nur die Möglichkeit, sich einen kostenfreien Zuschauerplatz an der Strecke auszusuchen. Sie können auch mit den Top-Fahrern ein Gespräch führen und sie um ein Selfie oder Autogramm bitten.

"Wir freuen uns, dass wir endlich wieder auf die Straße können", sagt Uwe Friedrich Janovszki. Die Ausrichtung des Radsport-Events sei für den RSC derweil nicht einfacher geworden. Wegen Kürzungen des Budgets ("Wir planen mit 60 000 Euro") habe man den angestrebten Livestream doch seinlassen. Auch auf die Kuchentheke müsse verzichtet werden, zudem stünden 26 ehrenamtliche Streckenposten nicht mehr Gewehr bei Fuß.

Ein weiteres Problem betrifft den gesamten deutschen Radsport: Immer weniger Kinder und Jugendliche fahren Rennen - wo hätten sie das in den Coronajahren auch tun sollen? Es konnten ja kaum welche angeboten werden. Dennoch halten Stadt und RSC an den Nachwuchswettbewerben fest.

Erstmals wird es um 12.45 Uhr ein Laufradrennen geben, zu dem an einem Stand im Wendehammer der Ludwigstraße Eltern auch noch spontan ihre Kinder anmelden können. Patin für den Rennspaß über wenige hundert Meter ist Laura Degenkolb, die direkt danach ihren Mann anfeuern kann. Der Favorit dürfte allerdings Simon Geschke heißen. Er fährt übrigens nicht im Bergtrikot, das sähe sein Rennstall nicht so gerne. Den markanten Bart darf er aber wohl weiterhin tragen.

Der Zeitplan

Erstmalig geht die Radsportveranstaltung in Bad Homburg über zwei Tage. Das liegt am Rotary Cycling Team, ein Zusammenschluss von Rotary-Club-Mitglieder, die bereits am Samstag auf dem Rundkurs ihre Weltmeister ermitteln. Zwischen 13 und 14.30 Uhr wird es ein oder zwei Rennen geben, das hänge mit der Meldezahl zusammen, sagt Mitorganisator Moritz Dick

Bereits am Freitag würden die Rotarier aus mehreren europäischen Ländern anreisen. Im Steigenberger Hotel genießen die Breitensportler eine Pasta-Party und samstags im Anschluss an den sportlichen Wettkampf einen Galaabend im Ballsaal. Im Vordergrund soll die Spendenaktion „End Polio Now“ stehen, für die sich Rotary Clubs auf der ganzen Welt einsetzen. Bisher habe das Rotary Cycling Team 8800 Euro gesammelt, ergänzt Dick. Am Sonntag geht’s dann schon am Morgen mit einigen Radrennen weiter.

Der Zeitplan für Sonntag:

W 8.30 Uhr: Schüler U15, Jugend U17

W 9.30 Uhr: Schüler U11 und U13

W 10 Uhr: Senioren 2, 3 und 4

W 11.30 Uhr: Jedermann-Rennen, für Männer und Frauen ohne Lizenz

W 12.45 Uhr: Laufradrennen für Kinder von 2 bis 6 Jahren

W 13.10 Uhr: Vorstellung der Profifahrer

W 14 Uhr: Start des Eliterennens

W 16.15 Uhr: Siegerehrung.

Die 1,6 Kilometer lange Runde führt vom Start in der Kaiser-Friedrich-Promenade über Schwedenpfad, Paul-Ehrlich-Weg und Kisseleffstraße zurück zum Ziel vor der Wicker-Klinik.

Für das Jedermann-Rennen ist ein Nenngeld von 35 Euro zu bezahlen, Nachmeldungen kosten zusätzlich 20 Euro. Die Teilnahme an den Jugendrennen (Vorabanmeldung erforderlich) und dem Laufradrennen sind kostenlos.

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