Kategorie „Sportlerin des Jahres“: Diese Kandidatinnen stehen zur Wahl

Die Taunus Zeitung ruft zur Sportlerwahl 2022 im Hochtaunus auf. Wir stellen Ihnen die Kandidatinnen vor, die in der Kategorie „Sportlerin des Jahres“ nominiert sind.
Bad Homburg - Ein Quintett ist in der Kategorie „Sportlerin des Jahres“ nominiert. Wir stellen die Kandidatinnen in kurzen Porträts vor. Anschließend können Sie hier für Ihre Sportlerin des Jahres abstimmen.
Franziska Baist: Beste Marathon-Läuferin im Kreis seit 18 Jahren
- Langstreckenläuferin der SGK Bad Homburg
- 31 Jahre
- Rang 21 (viertbeste Deutsche) beim Frankfurt Marathon
- Neuer Kreisrekord in der Zeit von 2:49,04 Minuten
- Drei Siege bei Halbmarathonläufen
Eigentlich hatte sich Franziska Baist schon bei ihrer vierten Teilnahme am Frankfurt Marathon vorgenommen, die für ambitionierte Ausdauerläuferinnen „magischen drei Stunden“ zu unterbieten. 2019 hatte es mit dem Vorhaben in 3:02:22 Stunden noch nicht ganz geklappt. Dafür kehrte die 31 Jahre alte Bad Homburgerin umso stärker aus der langen Corona-Pause nach „Mainhattan“ zurück. Und wie: Die Athletin von der SGK Bad Homburg machte einen erheblichen Leistungssprung. 2:49,04 Stunden – das bedeutete nicht nur eine persönliche Bestzeit und nach 18 Jahren wieder mal einen neuen Hochtaunuskreisrekord. Mit dieser Leistung lief die gebürtige Steinauerin an diesem Tag als 21. Frau über die Ziellinie in der Festhalle und war viertbeste Deutsche.
An jenem Sonntag im Oktober machte sich das sehr gut ausbalancierte Training von Baists erfahrenem Coach bezahlt. Die frühere Olympiateilnehmerin Petra Wassiluk hatte die Läuferin kennengelernt, als sie sich 2015 erstmals an den Marathon heranwagte. Über eine Aktion des Frankfurter Veranstalters auf Facebook hatte Franziska Baist einen Startplatz gewonnen gehabt und in einer Gruppe unter Anleitung von Wassiluk die Vorbereitung auf den 42,195 Kilometer langen Dauerlauf begonnen.
Das Besondere an der Leistung in ihrem erst fünften Marathon überhaupt: Baist ist als Abteilungsleiterin für die Personalbetreuung bei einem Gesundheitskonzern beschäftigt und voll berufstätig. Sie bezeichnet sich als reine Hobbyläuferin, was reichlich untertrieben scheint, legt sie doch schon in der ruhigeren Saisonphase bis zu 70 Kilometer pro Woche zurück. Weitere Erfolge 2022 waren die Halbmarathon-Siege in Offenbach, Egelsbach und Traisa. (rem)
Emma Bernhard: International erfolgreich bis ans Limit geklettert
- Sportkletterin aus Oberstedten
- 19 Jahre
- Rang 2 beim europäischen Jugend-Cup in Dornbirn/AUT
- Rang 10 bei der Jugend-EM in Augsburg
- Rang 7 bei der DM in Neu-Ulm
Wenn sie nach ihrem größten Erfolg im Jahr 2022 gefragt wird, muss Emma Bernhard nicht lange überlegen. Als sie beim europäischen Jugend-Cup im österreichischen Dornbirn als zweitbeste Starterin die Route zurückgelegt hatte, war das für die 19-jährige Studentin aus Oberstedten die beste Platzierung bei einem internationalen Turnier.
Nur die Norwegerin Sunniva Övre-Eide kam an der teilweise überhängenden Wand in der Kletterhalle in Vorarlberg weiter als die deutsche Nationalkaderathletin. Die schaffte in rund drei Minuten 27 Griffe und ging „ans Limit, bis ich nicht mehr konnte und loslassen musste“, berichtete Bernhard.
In der Disziplin Lead geht es darum, angeseilt in einer vorgegebenen Zeit an einer bis zu 20 Meter hohen Wand so weit wie möglich zu kommen. Viele scheiden schon früher aus, weil die technischen Anforderungen eines Kurses zu anspruchsvoll sind. „Ich weiß immer noch nicht, wie ich das gemacht habe, es war superschwer“, freute sich die westdeutsche Meisterin im Juli.
Wenn es um die wertvollsten Erfahrungen der Saison geht, fällt der Sportkletterin der Sektion Frankfurt im Deutschen Alpenverein (DAV), die unter Profibedingungen in der Preungesheimer Kletterhalle trainiert, das persönliche Ranking schwerer. Der zehnte Platz, also die Halbfinalteilnahme, bei der Jugend-EM in Augsburg – ihrer ersten – ist zu vermerken, aber auch der siebte Platz bei den Deutschen Meisterschaften als eine der Jüngsten. Ebenso die Teilnahme beim vom Tod der Queen überschatteten Weltcup in Edinburgh im September (Rang 40). Auch das war unter nur drei deutschen Teilnehmerinnen eine Premiere für sie, die freilich keine Eintagsfliege bleiben soll. (rem)
Juliane Grauer: Sie wirft in jeder Liga Tore am Fließband
- Handballerin des SV Seulberg
- 34 Jahre
- Top-Torjägerin der Bezirksoberliga mit 152 Toren bei 15 Einsätzen
- Aufstieg in die Landesliga Mitte
- Bis zum Jahresende 123 Tore bei 11 Einsätzen in der Landesliga
Elf Treffer pro Spiel – und sogar noch ein bisschen mehr. Juliane Grauer ist die Ausnahmespielerin der Landesliga Mitte und seit Jahren die beste Handballerin im Kreis. Liganeuling SV Seulberg kann sich glücklich schätzen, Rechtshänderin „Jule“, wie die am 23. Januar 34 Jahre alt gewordene Top-Torschützin mit Abwehrqualitäten gerufen wird, in seinen Reihen zu wissen. In elf Partien der Vorrunde hat die 1,80 Meter große, ehemalige Juniorinnen-Nationalspielerin sage und schreibe 123 Tore erzielt – das macht im Schnitt 11,18 Treffer pro Partie. Damit ist sie in der Landesliga Mitte unangefochten Torjägerin Nummer eins.
Dass der SVS unter der Trainerregie von Manfred Müller die Hinserie mit positiver Zwischenbilanz (12:10 Punkte, Rang sechs) abschloss, hatte er somit zu einem gerüttelt Maß den Vollstreckerkünsten der als Medienberaterin tätigen Mutter zweier Kinder (Lasse und Letti) zu verdanken. Ihr Mann Sven ist ebenfalls ein Handballer.
Unter ihrem Mädchennamen Wittkopf sorgte die Torjägerin einst beim MTV Altlandsberg (bei Berlin) von 2009 bis 2012 für Furore, ehe die wurfgewalrige Rückraumspielerin ihre Heimatregion verließ, nach Ober-Eschbach zu den „Pirates“ wechselte und für diese viele Zweit- und Drittliga-Tore erzielte.
2019 erfolgte dann der Wechsel zum SV Seulberg, für den sie in der Vorsaison 152 Tore in 15 Spielen geworfen hat. Mit dem Aufsteigerteam hat sie sich für die laufende Saison ein festes Ziel gesetzt hat: „Wir wollen in der Landesliga bleiben.“ Um für die „schiedsrichterlichen Engpässe“ beim SV Seulberg ein wenig Abhilfe zu sorgen, ist „Jule“ Grauer seit dieser Spielzeit übrigens auch als Spielleiterin unterwegs. (gg)
Vanessa Grimm: Das schaffte keine deutsche Mehrkämpferin
- Siebenkämpferin des Königsteiner LV
- 25 Jahre
- Platz 3 beim Meeting in Götzis/ AUT (6323 Punkte)
- Beste deutsche Siebenkämpferin des Jahres
- Qualifiziert für WM und EM
Mehr Wechselbad der Gefühle geht kaum. Der Mai und der Juni 2022 hielten für Vanessa Grimm vieles von dem bereit, was im Leben eines Spitzensportlers in der Leichtathletik alles passieren kann. Erst verpasste die 25-jährige Siebenkämpferin vom Königsteiner LV Corona-bedingt das Meeting in Ratingen. Also war sie in Götzis voll gefordert, um ihrem Ziel von der Teilnahme an der Europameisterschaft in München oder der Weltmeisterschaft in Eugene (USA) näher zu kommen. Bestenfalls wollte sie beide Qualifikationen schaffen. Im Weltklassefeld des Mehrkampf-Meetings in Vorarlberg hielt die Nordhessin, die seit acht Jahren in Frankfurt lebt, einem enormen Druck stand. Zwei Bestleistungen gelangen ihr: im Hochsprung (1,80 Meter), nachdem die Latte zu tief aufgelegt worden war und sie den Sprung hatte wiederholen müssen, und im Weitsprung (6,29 Meter), nach zwei verpatzten Versuchen im letzten. Nach dem 800-Meter-Lauf riss Grimm die Arme hoch: 6323 Punkte – Bestleistung, Rang drei.
Die Demonstration ihrer Stärke genügte, um beide Tickets zu lösen. Doch weder an der WM im Juli noch an der EM im August konnte Grimm teilnehmen. Bei einem Testwettkampf in Gelnhausen hatte die Tokio-Olympionikin mit dem Speer einen Kreisrekord aufgestellt (46,03 Meter) und verspürte danach Schmerzen im Knie: Teilabriss des Kreuzbandes. Die Diagnose zwang den Schützling von Trainer Philipp Schlesinger zum Saisonabbruch.
Mit 6323 Punkten blieb sie die jahresbeste deutsche Siebenkämpferin. Auch Carolin Schäfer konnte als EM-Sechste mit 6223 Zählern die Marke nicht übertreffen. Inzwischen steht Vanessa Grimm vor ihrem Comeback. (rem)
Annabelle Winzig: Nach EM-Silber nun Paris im Visier
- Judoka der Homburger TG
- 22 Jahre
- Silber bei der U-23-EM in Sarajewo
- Sieg beim European Cup in Malaga
- DM-Zweite in Stuttgart
Natürlich freute sich Annabelle Winzig schließlich über ihre Medaille, immerhin war sie in Sarajewo bei Europameisterschaften ihrer Altersklasse U 23 auf die Matte gegangen. Und natürlich klingt es zunächst vermessen, wenn die 22 Jahre alte Judoka der Homburger TG (HTG) erst einmal traurig war. Aber sie war eben so nah dran am ersten Gold bei internationalen Titelkämpfen.
„Am Ende kann ich sehr zufrieden sein, überhaupt wieder im Finale gestanden zu haben“, blickt die gebürtige Idsteinerin zurück, die in München lebt und am Olympiastützpunkt trainiert, „aber im ersten Moment war das schon sehr, sehr ärgerlich, dass ich wieder verloren habe.“ Vier Minuten dauert ein solcher Kampf, in dem die Judoka ständig auf Tuchfühlung gehen, um eine Wurf-, Bein- oder Fußtechnik anzusetzen. Aufgrund einer strittigen Entscheidung hatte die Kosovarin Laura Fazliu im EM-Finale der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm überhaupt erst ausgleichen können, um sechs Sekunden vor dem Ende ihre nur für einen Moment unaufmerksame Gegnerin noch auf die Matte zu befördern: Ippon, das war’s.
Kaum zu glauben, bei Nachwuchs-Europameisterschaften war das bereits Annabelle Winzigs vierte Medaille in Silber: 2021 bei der U-23-EM in Budapest, 2019 bei der U-21-EM in Vantaa (Finnland) und 2017 bei der U-18-EM in Kaunas (Litauen) war sie ebenfalls Zweite gewesen. Freilich gab’s auch schon bei Weltmeisterschaften Edelmetall: 2017 gewann sie bei der U-18-WM in Santiago de Chile Bronze. Im Oktober 2022 hat die HTG-Judoka beim European Cup in Malaga aber schon eine große Frauenkonkurrenz gewonnen. Da verwundert es nicht, dass die Olympia-Teilnahme 2024 in Paris ihr Ziel ist. (rem)