Von da an drehte sich das Bewerbungskarussell in Dietkirchen. Die Verantwortlichen des TuS – als Pragmatiker bekannt – blieben auch hier ihrer Linie treu und entschieden sich für das Naheliegende: die Verpflichtung von Steffen Moritz als Cheftrainer. Der 37-Jährige hat sich diese „Beförderung“ wirklich redlich verdient. Im Laufe der Runde hatte er sich – allen Kritikern zum Trotz – als absolute Bereicherung für die ansonsten blutjunge Mannschaft erwiesen. In den zwölf Spielen, die Steffen Moritz für die Schwarz-Roten absolvierte, hat er sieben Treffer erzielt.
Genau das war sein Ziel gewesen, als er etwas überraschend in der Winterpause Anfang 2021 im Zorn von seinem Amt als Spielertrainer des Verbandsligisten FC Waldbrunn zum örtlichen Hessenligisten gewechselt war. „Ich wollte alles reinwerfen und alles dafür tun, um mit dem TuS Dietkirchen eine gute Runde zu spielen und auch noch einmal eine Duftmarke zu setzen.“
Das ist dem „Bullen“ absolut gelungen: Beim 2:0-Auftaktsieg gegen den FV Bad Vilbel war Steffen Moritz der erste Torschütze der Saison für den TuS Dietkirchen gewesen. Einen besseren Einstand hätte er sich nicht wünschen können.
„Er hat phantastische Arbeit geleistet“
Die Pflicht hat der TuS Dietkirchen mit dem sensationellen Erreichen der Play-off-Spiele überragend absolviert, jetzt folgt die Kür in der Aufstiegsrunde. Bis zum Ende der Ära Wörsdörfer will sich Steffen Moritz selbstverständlich komplett unter- und einordnen, genauso, wie er es bis jetzt getan hat. „Ich werde mich komplett reinhängen und alles dazu tun, um Thorsten einen tollen Abgang zu ermöglichen. Er hat hier sensationelle, phantastische Arbeit geleistet und verdient dafür meinen vollsten Respekt“, sagt Teamplayer Steffen Moritz.
Dass er auf dem Reckenforst in riesengroße Fußstapfen tritt, ist ihm klar. „Ich habe aber auch große Füße“, flachst der perfekte „Stoßstürmer“. Der als Lehrer an der Mittelpunktschule St. Blasius Frickhofen beschäftigte künftige TuS-Trainer hofft, dass die Mannschaft zusammenbleiben wird. „Wir haben noch keine Gespräche geführt, aber ich denke, dass 95 Prozent bleiben werden.“ Da er selbst aber – sofern kein absoluter Notstand eintreten wird – „nur“ noch als Trainer fungieren wird, geht den Reckenforstlern natürlich mit ihm auch ein lupenreiner Stürmer verloren.
Diesbezüglich will Steffen Moritz gemeinsam mit den TuS-Verantwortlichen um den Vorsitzenden Ulrich Schmitt Augen und Ohren offen halten und schauen, ob sich irgendwo ein passender Spieler anbietet, der neben den reinen Angreifern Maximilian Zuckrigl und Marco Müller die Dietkircher Mannschaft in der Hessenliga verstärken könnte.
Verlassen kann sich Steffen Moritz auf jeden Fall auf das direkte Umfeld. Co.-Trainer bleibt Robin Böcher – ebenfalls einer aus der Talentschmiede des FC Waldbrunn. Thomas Heftrig soll in die Rolle von Abteilungsleiter Peter Schmitt hineinwachsen, der sich aller Voraussicht nach aus dem Hessenliga-Geschäft zurückziehen wird.
„Es gibt keine bessere Adresse im Kreis“
Für Steffen Moritz hätte es also besser nicht laufen können. Er schwärmt regelrecht vom TuS Dietkirchen: „Im Kreis Limburg-Weilburg gibt es keine bessere Adresse, was Fußball angeht. Hier herrscht ein lockeres, familiäres Umfeld, und es wird gesunde Jugendarbeit betrieben.“ Natürlich habe er auch beim SV Rot-Weiß Hadamar, dem Liga-Rivalen der Dietkircher, drei wundervolle Jahre erlebt, aber der Reckenforst sei noch einmal ganz anders. Bereut hat er seinen Wechsel zum TuS nie: „Es war der richtige Schritt.“ Und er wolle an der Mannschaft, die Thorsten Wörsdörfer geformt und entwickelt habe, nichts großartig ändern.
Als Trainer unterscheide er sich gar nicht so sehr von „Wörsi“, sagt Steffen Moritz. „Thorsten ist vielleicht ein bisschen gelassener als ich. Aber im Prinzip bin ich ein ebenso offener Typ wie er. Ich pflege einen kollegialen Stil und kann auch außerhalb des Spielfeldes Spaß mit der Mannschaft haben.“ Natürlich habe er klare Ideen und erwarte bestimmte Strukturen.
Doch zunächst sei er „nur“ Spieler bis zum Saisonende: „Es ist mir extrem wichtig, dass sich Thorsten Wörsdörfer standesgemäß und vernünftig verabschieden kann.“ MARION MORELLO