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Tobias Kremer: „Für mich gab es nie eine andere Option“

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Von: Marion Morello

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Man at work: Tobias Kremer bei Renovierungsarbeiten im Haus seiner Großeltern.
Man at work: Tobias Kremer bei Renovierungsarbeiten im Haus seiner Großeltern. © privat

Sie genießen den Respekt ihrer Mitspieler und der Trainer, tragen die Binde am Ärmel mit Stolz und haben etwas zu sagen: die Kapitäne. Auf dem Platz im Vereinsdress kennt man sie als Leader ihrer Mannschaft. Wir wollen wissen, wer der Mensch ist, der in diesem Trikot steckt. Heute präsentieren wir Tobias Kremer vom Fußball-Kreisoberligisten TSG Oberbrechen.

Zweifelsfrei wäre jeder Verein froh, ein solches Aushängeschild in seinen Reihen zu haben. Für Tobias Kremer gab es bisher nur die TSG Oberbrechen - und vermutlich wird das auch immer so bleiben. Im Alter von vier Jahren hatte der mittlerweile 24-Jährige erstmals die Fußballschuhe für seinen Heimatverein geschnürt (oder geschnürt bekommen). Bis heute kamen in 20 Jahren unzählige Spiele dazu. „Für mich gab es nie eine Option, von der TSG wegzugehen“, sagt Tobias Kremer.

Heute als zweikampfstarker „Sechser“ bekannt, hatte die Fußballer-Karriere Tobias Kremers jedoch als Torwart begonnen. „Bis zu den D-Junioren habe ich im Tor gespielt, war sogar ein Jahr im Stützpunkt dabei, habe aber festgestellt, dass es mir auf dieser Position zu langweilig wurde“, berichtet der natürlich auch in Oberbrechen lebende Kapitän. Die aktuell abgebrochene Saison 2020/2021 ist im Übrigen die dritte Spielzeit, in der Tobias Kremer sein Team als Spielführer aufs Feld führt.

Sowohl bei der Festlegung dieser Rolle als auch bei der Wahl hat Tobias Kremer alle Varianten erlebt: „In meiner ersten Saison als Kapitän wurde ich vom damaligen Trainerduo Christian Michel und Andreas Weyl bestimmt. Als Alexander Schraut das Zepter übernommen hat, wurde diese Personalie im Rahmen einer Spielersitzung mit anschließender Wahl bestätigt. Und vor dieser Runde hat unser Trainer bestimmt, dass alles beim Alten bleibt.“ Angesprochen auf die Gründe, die für seine Wahl oder Festlegung ausschlaggebend waren, meint der TSG-Kapitän: „Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch nie so richtig Gedanken gemacht. Ich glaube aber, dass es honoriert wurde, dass ich in jedem Spiel immer mein Bestes gebe und versuche, unsere Spieler entsprechend mitzureißen. Auch wenn ich als Kapitän eher als ruhiger Typ gelte, liegt es mir am Herzen, die Jungs immer zu motivieren. Mir macht diese Aufgabe großen Spaß, zudem bin ich auch in nahezu jedem Training und habe, seit ich bei den Senioren spiele, immer einen Stammplatz gehabt.“

Wenn Tobias Kremer, der bei Abwesenheit von Erik Eufinger oder Pascal Schmitt vertreten wird, an seine Aufgaben auf und neben dem Platz denkt, nennt er Punkte, die für ihn unverzichtbar sind: „Ich bin davon überzeugt, dass Ehrlichkeit und Spaß an der Sache sehr wichtige Faktoren sind, um ein guter Kapitän zu sein. Man muss ja nicht mit jedem bester Freund sein, aber mit allen klarzukommen, ist schon elementar. Wenn mal Probleme auftreten, suche ich natürlich auch auf direktem Wege die Gespräche mit den betroffenen Spielern.“

„Voll auf mein Spiel konzentrieren“

Von Berührungspunkten mit dem Vorstand spricht Tobias Kremer nicht, denn er sagt: „Zum einen treten selten unangenehme Dinge auf, zum anderen hat unser Trainer Alexander Schraut auch sowohl zu allen Spielern als auch zum Vorstand einen sehr guten Draht. Ich kann mich also voll auf mein Spiel und die Mannschaft konzentrieren.“ Und genau das ist vielleicht auch ein Stück weit ein Puzzleteil des Erfolgs, denn mit Nebenkriegsschauplätzen muss sich Tobias Kremer nicht befassen.

Apropos Alexander Schraut: Der hoch engagierte und erfolgreiche Oberbrecher Spielertrainer schwärmt von seinem „Capitano“ in den höchsten Tönen: „Tobias verkörpert in meinen Augen alle Eigenschaften eines Mannschaftsführers. Er treibt seine Mitspieler permanent auf und neben dem Platz an und ist ein absoluter Leistungsträger, weil er selbst beispielhaft immer ans Limit - und wenn es sein muss auch darüber hinaus - geht. Außerdem funktioniert die Kommunikation zwischen ihm, der Mannschaft und mir tadellos, und ich kann mich immer zu 100 Prozent auf ihn verlassen. Seine Entwicklung zeigt, genau wie auch die meiner gesamten Mannschaft, steil nach oben.“

Bachelor in BWL und bald auch Ingenieur

Wenn sich die Gedanken mal gerade nicht um den Fußball drehen, widmet sich Tobias Kremer vernünftigerweise seinem dualen Studium und seinem Beruf. Den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre hat er bereits in der Tasche. Jetzt will er noch seinen „Ingeniur“ in Elektrotechnik machen. Ganz schön vielseitig und strebsam, dieser junge Mann!

Ansonsten legt Tobias Kremer, der im Übrigen Single ist und sich selbst außerhalb des Sportplatzes als „ruhig und bodenständig“ bezeichnet, großen Wert auf seinen Körper. Seit nunmehr acht Jahren besucht er regelmäßig ein Fitnessstudio - sofern es geöffnet ist - und findet so einen sehr guten Ausgleich zum Fußballspielen. Aktuell liegt sein Fokus aber umso mehr auf einem anderen Projekt. „Ich habe das alte Backsteinhaus meiner Großeltern aus den 1930er-Jahren und stecke viel Zeit und Energie in die Renovierung“, gibt Tobias Kremer einen Einblick darüber, wie er die fußballfreie Zeit so sinnvoll wie möglich zu nutzen weiß.

Der wohl bevorstehende Saisonabbruch käme nach dem Geschmack Tobias Kremers natürlich nicht passend, denn bekanntermaßen führt die TSG Oberbrechen als Aufsteiger das Tableau der Kreisoberliga überraschenderweise an. Aber wie dem auch sein: Notfalls startet er mit seinem Herzensverein ab Spätsommer oder Herbst einen neuen Anlauf, um an die letzten Erfolge anzuknüpfen. Die Kapitänsbinde dürfte er als Aushängeschild dann immer noch Woche für Woche auf dem Platz tragen. PATRICK JAHN

In unserer nächsten Folge stellen wir einen Kapitän vor, der mit seiner Mannschaft dreimal in Folge den Reservenpokal gewonnen hat.

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