„Traum aller Oberräder“
Mustafa Fil wird in Ostafrika Sonne tanken, durchatmen, entspannen. Jedenfalls so gut er kann. Denn lang ist die Winterpause für Hessens Fußballer nicht und es gibt viel zu tun für den Trainer der Spvgg. Oberrad und sein Team.
Ganz kurz ist jetzt aber doch Zeit, zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. „Das war ein super-erfolgreiches Jahr für uns mit dem Aufstieg und mit schon 26 Punkten in unserer ersten Hessenligasaison“, befindet Fil. Und noch auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub muss er sich eingestehen: „Wir können zufrieden sein, aber als Trainer will man immer noch ein bisschen mehr.“
Mit dieser Einstellung hat Fil den Verein aus dem Frankfurter Südosten unendlich weit vorangebracht. Nach zehn Jahren in der Verbandsliga glückte im Frühjahr tatsächlich der Sprung in Hessens höchste Spielklasse, der sich die Mannschaft in den letzten Jahren immer mehr angenähert hatte, vor allem seit Fil 2010 zum Cheftrainer aufgestiegen war. 2013 verpasste Oberrad am letzten Spieltag die Relegation, diesmal reichte es zu Rang zwei und damit schon zum Direktaufstieg, weil Meister VfR Bürstadt zurückzog.
Michael Bauers „Floh“
Als es nach einem 2:1 bei Eintracht Wald-Michelbach am 7. Juni endlich so weit war, dachte Fil gleich an den langjährigen Oberräder Geschäftsführer Michael Bauer, der ihm einst den „Floh“ vom Hessenliga-Aufstieg ins Ohr gesetzt habe: „Ich habe ihm den Aufstieg gewidmet. Schon als ich noch Spieler war, war jedes zweite Wort von ihm Oberliga. Er hat immer gesagt, der Rasen an der Beckerwiese rieche nach Oberliga.“ Deswegen sprach Fil auch schon aus, was viele dachten, als er 2010 Nachfolger seines Freundes Jochen Kostiris als Trainer wurde: „Die Oberliga ist der Traum aller Oberräder.“
Gut aufgestellt
Nun lebt man an der Beckerwiese also diesen Traum. Und das verdankt der Verein laut Fil nicht nur ihm und den Spielern, sondern auch denjenigen, die ums Team herum viel Zeit und Herzblut investieren oder investiert haben. Der Aufstieg sei zum Beispiel gar nicht möglich gewesen ohne den langjährigen Co-Trainer Milanko Panjak, der im Sommer berufsbedingt aufhören musste. Und auch ohne Athletik-Coach Yassir Laqrachli hätte es nicht funktioniert, der im Herbst von einem polnischen Erstligisten abgeworben wurde. Gar nichts geht laut Fil in Oberrad ohne Martina Strate, die sich als Sportliche Leiterin um so gut wie alles kümmere. Dazu gehören auch die Fahrten zu den Auswärtsspielen, die nicht nur für den Coach „ganz besondere Events“ sind: „Wenn wir mit dem Bus gefahren sind, haben wir noch nicht verloren. Da will jeder dabei sein, das ist wie eine riesige Party.“ Alles weitere regelt Teammanager Cihan Sahin, den Fil ebenfalls nicht missen möchte. „Wenn ich so um mich herum schaue kann ich sagen, dass wir gut aufgestellt sind als Verein“, sagt der Coach.
Sportlich betrachtet muss sich Fils Team ebenfalls nicht verstecken. Wobei es durchaus eine Kunst ist, auch technisch starke Leute für das aufwendige Spiel zu begeistern, das mit den Oberräder Möglichkeiten in der Hessenliga nötig ist. Stehen bleiben, nachlassen, aufgeben, das gehört nicht ins Konzept des Trainers, der damit einer Tradition folgt – seit Jahrzehnten wird in Oberrad Fußball auch gearbeitet. Und das zahlt sich aus: Die Erste Mannschaft der Spielvereinigung ist derzeit die Nummer drei im Frankfurter Fußball hinter der Eintracht und dem FSV. Und das wird anerkannt, in der Stadt, im Stadtteil und im Verein. „Der Aufstieg in die Hessenliga hat in Oberrad viel bewegt. Wir hoffen, dass der Traum noch weiter geht“, sagt Mustafa Fil.