„Hauptsache, die Jungs zeigen Leistung“, sagt See. Dann bestünde immerhin eine realistische Chance. Mit Videos hat der 40-jährige ehemalige Zweitligaspieler sich und seine Mannschaft auf die anspruchsvolle Aufgabe eingestellt. Froh seien sie jedenfalls, dass es für den Meister und Aufsteiger aus der Bezirksoberliga „endlich losgeht“. Das bis dato letzte Pflichtspiel liegt schon vier Monate zurück. Bei den Testspielsiegen über die Süd-Landesligisten TGS Niederrodenbach (28:26) und HSG Kahl/Kleinostheim (27:23) deutete die erfolgsgewohnte Mannschaft an, dass sie auch eine Etage höher Druck ausüben könnte. In Niederrodenbach gab es zehn Torschützen, in Kahl stach Bennet Wienand heraus (11/3). Und die HSG, bemerkt See am Rande, „will oben mitspielen“. Eine gute Basis also, dass die TSGO einen Mittelplatz erreichen kann.
Dazu wird Menelik Baxmeyer allerdings nichts beitragen. Ihn zog es – wie zuvor Erik Rineck – zum bisherigen Bezirksoberliga-Konkurrenten HSG Neuenhain/Altenhain. Der dritte Youngster, der wechselte, ist Ivan Novovic (TV Petterweil II). Trainer See sieht das Trio quasi als Leihgabe, nächste Saison werde es eine neue Chance geben. In der 2. Mannschaft sollen sich, das ist die Absicht Sees, mit Gustav Dittlein und Kevin Weidmann zwei weitere Nachwuchskräfte beweisen. Damit bilden 18 Akteure den endgültigen Landesliga-Kader.
Und See kann derzeit aus dem Vollen schöpfen. Keiner sei verletzt. „So ergibt sich das ,Problem‘, dass wir Spieler nicht einsetzen können, Positionen sind doppelt oder dreifach besetzt.“
Wer in Wiesbaden zuschauen muss, darüber verlor der Coach freilich kein Wort. Auch ihm ist nach der langen Vorbereitungszeit noch nicht zu einhundert Prozent klar, auf welches Personal er regelmäßig setzt. „Die Startaufstellung muss sich noch herauskristallisieren.“
Positiv sei ihm aufgefallen, wie sich der Ex-Eschbacher Lukas Bick eingebracht habe. „Er ist sehr quirlig, schnell. Ein Spielertyp, den wir noch nicht hatten.“ Janosch Juli wiederum habe sich schon in eine körperliche Verfassung gebracht, eine Landesliga-Saison spielen zu können. Im vergangenen Spieljahr war Juli noch Trainer der 2. Mannschaft. Und Phil-Lukas Ljubic zeigte, dass er bereits auf höherem Niveau trainierte; nach Studium in Freiburg kehrte er vom Drittligisten SG Köndringen/Teningen zurück.
Neben der erprobten 6:0-Deckung hat See ein zweites Abwehrsystem einstudiert. Für den Notfall. Im Angriff setzt der Trainer auf einfaches, aber variantenreiches Agieren. „Bei den Spielauslösehandlungen war in der vergangenen Saison das Repertoire zu groß“, sagt See. Das hätten auch Spieler gemerkt. Ihm sei lieber, dass die Spieler vier bis sechs Sachen sehr gut könnten als zehn bis zwölf nur halbwegs gut.
Wie sich das in der Praxis auswirkt, darüber können sich die TSGO-Fans in Wiesbaden einen ersten Eindruck verschaffen. Florian See: „Ich gehe nicht davon aus, dass in dieser Saison Spiele schon zur Halbzeit oder nach 40 Minuten zu unseren Gunsten entschieden sein werden.“ Andersherum ist das aus Oberurseler Sicht hoffentlich auch nicht der Fall.