1. Startseite
  2. Sport
  3. Regionalsport

TTC OE: „Lieber gesund in der 2. Liga als krank in der 1. Liga“

Erstellt:

Von: Thorsten Remsperger

Kommentare

Aufmerksamer Beobachter: Bernd Röschenthaler, Geschäftsführer des Ober-Erlenbacher Zweitliga-Teams.
Aufmerksamer Beobachter: Bernd Röschenthaler, Geschäftsführer des Ober-Erlenbacher Zweitliga-Teams. © Heiko Rhode

Zweitliga-Tabellenführer TTC OE Bad Homburg startet am Sonntag mit einem Heimspiel in die Rückrunde. Hinter den Kulissen laufen bei den Ober-Erlenbachern natürlich schon die Vorbereitungen auf die nächste Tischtennis-Saison.

Ober-Erlenbach -Der Januar ist ein Monat, der sich mitten in der Saison befindet, er ist aber auch ein Transferzeitraum, da geben sich Fußball und Tischtennis nicht viel. Beim Fußball geht’s darum, die Mannschaft noch für die laufende Saison zu verstärken, beim Tischtennis werden schon die Kader für die nächste, im Spätsommer beginnende Spielzeit zusammengestellt.

Ein spektakulärer Transfer im deutschen Fußball ist in letzter Sekunde zur Wechselfrist am 31. Januar noch geplatzt. Der Spanier Isco, fünfmaliger Champions-League-Sieger mit Real Madrid, hat dem Vernehmen nach bei Union Berlin auf den letzten Drücker über seine Berater zu viel Gehalt gefordert oder die Berater haben sich verpokert, das weiß man in diesem Geschäft nie so genau. Jedenfalls sagte Union Berlin um Geschäftsführer Oliver Ruhnert doch noch „nein“.

Für Sven Rehde, Sportlicher Leiter des Tischtennis-Clubs (TTC) OE Bad Homburg, sind die jüngsten Entwicklungen bei einem der Top-Clubs der Fußball-Bundesliga ein gutes Beispiel dafür, wie und wann ein Verein am besten Spielertransfers, aber auch Vertragsverlängerungen kommuniziert. „Wenn mich die letzten Jahre etwas gelehrt haben, dann verkündet man erst dann etwas, wenn auch wirklich ein Vertrag unterschrieben ist“, sagt er.

Rehde ist von Beruf Augenoptikermeister und Inhaber eines Optikergeschäfts in Friedrichsdorf - und er kümmert sich als Tischtennis-Enthusiast ehrenamtlich um die Zusammenstellung der Ober-Erlenbacher Mannschaft, die zwei Jahre lang der höchsten Spielklasse Deutschlands angehörte, der TTBL, und sich jetzt als Tabellenführer der 2. Bundesliga anschickt, dorthin zurückkehren zu dürfen.

Am Sonntag geht für das Profi-Team aus dem Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach die Rückrunde los, in der Wingert-Sporthalle ist ab 14 Uhr Hertha BSC Berlin zu Gast. Rehde freut sich, dass Trainer Daniel Ringleb das beste Team zur Verfügung steht. Er kann aber zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht sagen, wer dem Kader in der nächsten Runde angehören wird.

Schwierige Verhandlungen

„Am liebsten würde ich alle Spieler halten“, sagt Rehde, „es ist aber schwer, mit Spielern konkret zu sprechen, weil wir gar nicht wissen, in welcher Liga wir spielen werden.“ Er könne keine Erstliga-Garantie geben, schon alleine aus sportlichen Gründen nicht. Aber auch aus finanziellen. Eine verzwickte Situation. Denn die TTBL-Clubs sind bereits voll in der Planung, und erfolgreiche Spieler des Zweitliga-Tabellenführers wecken Begehrlichkeiten.

Das weiß auch Bernd Röschenthaler. Früher hatte der Kalbacher in einem Telekommunikationsunternehmen viel Personalverantwortung, seit knapp zwei Jahren agiert der jung gebliebene Endsechziger als alleiniger Geschäftsführer der für den Profi-Spielbetrieb des TTC OE gegründeten Unternehmergesellschaft (UG). „Wenn die Möglichkeit besteht, steigen wir auf“, sagt er.

Diese „Möglichkeit“ resultiere nach Meinung von Röschenthaler aber nicht alleine aus der sportlichen Qualifikation der Mannschaft, sondern auch durch die finanzielle Grundlage in der UG. In den Sponsorengesprächen sei der angestrebte Aufstieg in die TTBL natürlich ein Thema. Wegen der Energiekrise hielten sich viele Unternehmen derzeit aber lieber zurück, führt Röschenthaler aus, der seiner Aufgabe quasi als Full-Time-Job nachgeht.

Mit der Akquise von Sponsorengeldern und der Zusammenstellung des Etats hat der Mann theoretisch ja noch Zeit. Die Lizenz für die 1. Bundesliga werde der TTC OE auf jeden Fall beantragen, bis Ende Februar muss dies geschehen sein. Mit der Erstellung eines Finanzplans inklusive Nachweisen von Sponsoring-Vereinbarungen müssen die Ober-Erlenbacher erst Mitte April fertig sein. Je länger der Etat nicht steht, desto schwieriger wird es wiederum, Top-Spieler zu halten oder zu verpflichten.

Mit zwei neuen Nachwuchstalenten befände man sich in guten Gesprächen, sagt Röschenthaler. Immerhin. Als Faustpfand kann der Verein ja auch weiterhin auf Sportvorstand Helmut Hampl verweisen. Der einstige Timo-Boll-Entdecker genießt als Talentförderer einen exzellenten Ruf.

Nur talentiert zu sein, reicht für einen Spielerkader aber nicht aus, um im Konzert der Großen mitspielen zu können. Auf Namen und auch auf Zahlen möchte Bernd Röschenthaler ungern eingehen. Nur so viel: 300 000 Euro hält er als Saisonbudget für notwendig, um „in der stärksten Liga Europas mithalten zu können“. Das entspräche in etwa einer Verdopplung des bisherigen Etats.

Umworbene Spieler

Was Röschenthaler auch sagt: „Wir spielen lieber gesund in der 2. Liga als krank in der TTBL.“ Solide zu wirtschaften, ist die Maxime des Zweitliga-Meisters von 2020. Unter den momentanen wirtschaftlichen Voraussetzungen dürfte es schwer werden, umworbene Spieler wie Rares Sipos (22 Jahre) oder Cedric Meissner (22) - der Niedersachse ist einer der vielversprechendsten deutschen Youngster - erneut zu halten. Sie hatten schon nach dem Abstieg Angebote aus der TTBL, verlängerten aber beim TTC OE nochmals. Unter der Prämisse, gemeinsam die direkte Rückkehr ins Oberhaus anzugehen.

Während also der Zweitligist aus dem Taunus im Transferzeitraum weder Neuverpflichtungen noch Spielerwechsel oder Vertragsverlängerungen bekannt gegeben hat, ist ausgerechnet der nächste Gegner nach vorne geprescht. Die Hertha hat mit Alexander Shibaev (32), Jens Lundquist (43) und Aleksandar Karakasevic gleich drei Profis verpflichtet, die dem Drittletzten der 2. Bundesliga direkt helfen sollen. Der 47-jährige Karakasevic war im vergangenen TTBL-Jahr noch für den TTC Zugbrücke Grenzau im Erstliga-Duell mit dem TTC OE erfolgreich. „Eine spannende Angelegenheit“, erwartet Röschenthaler.

Was jetzt schon festgehalten werden kann: Im Gegensatz zum Fußball, wo die „Eisernen“ des 1. FC Union ihr längst den Rang abgelaufen haben - auch ohne Ex-Weltmeister Isco - bleibt die „alte Dame“ Hertha im Tischtennis Berlins die Nummer eins.

TTC OE: Aktuelle Bilanzen, kommende Heimspiele

Yuma Tsuboi machte den Anfang. Am Dienstag traf der Japaner, aus seinem Heimatland kommend, in Ober-Erlenbach ein und begann in der Wingert-Sporthalle mit der Vorbereitung auf die Rundenfortsetzung mit dem TTC OE Bad Homburg gegen Hertha BSC Berlin. Tsuboi kommt bisher in der 2. Liga auf eine Einzelbilanz von 9:5. Wer außer ihm am Sonntag ab 14 Uhr im Einzel und Doppel eingesetzt wird, entscheidet sich erst nach den Trainingseinheiten. Seine Mitspieler Rares Sipos (6:4), Cedric Meissner (12:2), Csaba Andras (12:1) und Benno Oehme (2:4) stehen alle zur Verfügung.

Der TTC OE (16:2 Punkte) führt die Tabelle an, auf den Plätzen dahinter folgen der TV Leiselheim (15:7), Borussia Dortmund (15:7), TV Hilpoltstein (14:6) und TTC indeland Jülich (12:12). Hertha BSC Berlin ist Achter (von zehn) mit 6:14 Zählern.

Die weiteren Heimspielgegner des TTC OE:

TV Hilpoltstein (Sonntag, 19. Februar, 15 Uhr)

Fortuna Passau (Sonntag, 5. März, 15 Uhr)

TV Leiselheim (Sonntag, 19. März, 15 Uhr)

TTC Grün-Weiß Bad Hamm (Samstag, 8. April, 18 Uhr)

1. FC Saarbrücken-TT II (Sonntag, 16. April, 14 Uhr)

Auch interessant

Kommentare