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Michael Berschin: „Training ist für mich aktive Erholung“

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Von: Wolfgang Bardong

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Taktikschulung am Netz: Michael Berschin im Volleyball-Training mit einer Mannschaft des SC Königstein.
Taktikschulung am Netz: Michael Berschin im Volleyball-Training mit einer Mannschaft des SC Königstein. © Jens Priedemuth

Er steht nahezu jeden Tag in der Halle. Warum beim Schulsport-Club Königstein alle auf Trainer Michael Berschin so große Stücke halten.

Königstein – Wie machen die das bloß? Diese und ähnliche Fragen dürften sich all die stellen, die die Entwicklung des Volleyballsports innerhalb des SC (Schulsport-Club) Königstein verfolgen.

Da waren die Damen I, die Damen II und auch die Damen III in der vergangenen Saison nicht nur „Hand in Hand“ aufgestiegen – jetzt klopfen alle drei Teams in ihrer jeweils neuen Umgebung schon wieder ganz oben in der Tabelle an. Die Königsteiner Damen I grüßen als Neuling kess vom zweiten Platz der Bezirksoberliga West: Mit 21 Punkten aus acht Spielen liegen sie „virtuell“ sogar noch vor Spitzenreiter FTG Frankfurt (23 aus zehn) und äugen in Richtung Landesliga. Die Damen II haben als Dritter der Bezirksliga Ost ebenfalls noch alle Chancen zum Aufstieg – und auch für die „Dritte“ des SCK läuft es in der Kreisliga Ost prima: drei Spiele, drei Siege. Die Konkurrenz in dieser Spielklasse hat allerdings schon bis zu fünf (!) Partien mehr ausgetragen. Drum präsentiert sich die Tabelle aktuell auch noch recht „krumm“.

Trainer von drei Damen- und drei Jugend-Teams

Die Erfolge kommen nicht von ungefähr und sind vor allem mit einem Namen eng verbunden: Michael Berschin. Der gebürtige Heidelberger, der am 1. Mai seinen 51. Geburtstag feiert, ist seit 2017 beim SC Königstein tätig. Nicht nur, dass er die Damen I, II und III trainiert – zugleich zeichnet er auch für das Training der Großfeld-Teams aus den Altersklassen U16, U18 und U20 verantwortlich.

Täglich führt Berschin das Training zwischen 18 und 22 Uhr in die Halle – ob in der St. Angela-Schule, im Taunusgymnasium, in der Bischof-Neumann-Schule, der Heinrich-Dorn-Halle oder in der Mammolshainer Grundschule. Die Samstage und Sonntage sind dann Spielen, Meisterschaften und Turnieren gewidmet.

Angesichts seines umfangreichen Pensums kommt Berschin entgegen, dass er seinen Job als IT-Berater im Home Office ausüben kann. „Ich gebe sehr, sehr gerne die Abende fürs Training dran. Volleyball ist nun einmal mein Leben und das Training ist für mich aktives Erholen vom Job“, sagt er. Die Zeit, in der er entspannt die Füße hochlegt oder auch mal mit seinem Vater eine Partie Schach spielt, ist nur knapp bemessen.

Volleyball: „Wie Schach – nur mit Tempo 200“

Wenn er die Frage nach dem Credo seiner Tätigkeit als Trainer beantwortet, stellt er eins voran: „Ein Trainer darf sich nie so sehr in den Vordergrund stellen.“ Beim Volleyball, das Berschin als „Schach mit Tempo 200“ umschreibt, komme es aus seiner Sicht vielmehr darauf an, „dass ich im Training eine Atmosphäre schaffe, in der die Spielerinnen ermuntert werden, vieles ausprobieren zu wollen – auch wenn dabei mal etwas schiefgeht“. Technik und Athletik seien in dieser rasanten Sportart das eine – auf dem Spielfeld aber die richtigen Entscheidungen zu treffen das unverzichtbare andere. Ohne beide Komponenten ginge es nicht.

Trainiert wird drei Mal pro Woche, die Damen I bestreiten gar noch eine vierte wöchentliche Einheit. Dabei kommt es für Berschin nicht darauf an, sich fürs Training die besten Spielerinnen zusammenzusuchen – vielmehr will er jede Einzelne besser machen. So gut, dass die eigenen Talente auch im Damenbereich bestehen können. Er bringe seinen Schützlingen nicht nur Volleyball-Techniken bei. Vielmehr will er bei ihnen „das Interesse wecken, Volleyball zu erleben – das funktioniert super und zahlt sich volle Kanne aus“, sagt Berschin. Die vielen Erfolge belegen dies. Nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die weibliche U16 vor Jahresfrist über Rang drei bei der Südwest-Meisterschaft freuen konnte.

„Ich kann’s ja mal probieren“

Der SC Königstein unterhält mit der St. Angela-Schule (eine reine Mädchenschule) eine Kooperation – dahingehend, dass in jedem Schuljahr an der staatlich anerkannten Privatschule für die fünften Klassen eine Volleyball-AG zum Angebot zählt. „Dort können die Mädels erste Kontakte zum Volleyball knüpfen, mal reinschnuppern und sich ausprobieren“, sagt Berschin, einstiger Volleyballer des TV Stierstadt, der es auch als Hand- und Fußballer probiert hatte.

Wie er einst in die Rolle als Trainer geschlüpft war, kam eher einem Zufall gleich. Berschin blickt zurück: „Es war vor rund 30 Jahren. Ich war damals Spieler des TV Stierstadt. Im Training hatten wir eine kurze Pause eingelegt, als eine Spielerin in die Halle kam, sich vor unsere Bank stellte und uns der Reihe nach befragte, ob wer das Training der A-Jugend übernehmen wollte. Ich kam als Letzter an die Reihe und sagte ’Ich kann’s ja mal probieren’ – Worte, die er bis zum heutigen Tag nicht bereut.

Das von Berschin entwickelte Trainingssystem berücksichtigt vor allem die individuellen Fähigkeiten einer Spielerin. An ihren Defiziten arbeitet er mit Kleingruppen-Training. Laut Klaus Herrmann, dem Vorsitzenden des SCK, seien Berschins Worte „nur noch ganz kurz“ geradezu berüchtigt – wenn der 51-Jährige nämlich eine Übungsform unterbricht, um dann detailliert zu erklären, was und wer wieso und wie besser kann. Berschins Devise lautet: „Nur wer versteht, kann sich auch verbessern. Die Mädchen entwickeln schon frühzeitig taktisches Verständnis. Dabei gehe ich derart auf die Spielerinnen ein, indem ich ihnen dabei helfe, sich individuell zu entfalten und ihre Stärken im mannschaftlichen Wettkampf einzubringen.“ So ergänze sich alles zu einer starken Teamleistung. Berschin wortwörtlich: „Wir beim SCK bilden keine Roboter aus, sondern selbständige Spielerinnen.“

Berschin beim SCK: Niveau in allen Teams deutlich angehoben

Dafür steht nicht zuletzt auch ein grüner Schaumstoffwürfel, mit dem schon mal die Spielpositionen zugelost werden. Ohne jeglichen weiteren Kommentar. Da heißt es für die Spielerinnen, miteinander zu sprechen, um sich abzustimmen. Herrmann: „Auf diese Weise lernt jede jeden Laufweg und erkennt, wo die jeweiligen Problemzonen lauern – sowohl im eigenen Team, als auch auf gegnerischer Seite.“

In seinem Konzept sieht sich Berschin vollauf bestätigt: „Uns wird regelrecht die Bude eingerannt. Wir haben einen enorm großen Zulauf – und dies in allen Altersklassen.“ Während der zwei zurückliegenden Jahre habe man es beim SCK nicht nur „geschafft, das Niveau in allen Teams um ein, zwei Stufen anzuheben“. Zugleich habe man den SCK laut Berschin „zu einem der sechs besten Vereine Hessens gemacht“.

Alleinkämpfer ist er, der sich neben seiner Trainertätigkeit beim SCK zudem als Spielwart im Bezirk West sowie im Hessischen Volleyball-Verband (HVV) als Schiedsrichter-Ausbilder im Jugend- und jungen Erwachsenenbereich engagiert, nicht. Vanessa Klein, die zum Team des BOL-Spitzenreiters zählt, nimmt sich beim SCK der Jugendklassen U11 bis U15 an und trainiert zudem die Damen IV in der Kreisklasse sowie die Jugend V, die in der Grundklasse pritscht und schmettert. „Vanessa ist genauso volleyballverrückt wie ich. Wir sind zwei absolut gleichberechtigte Trainer – mit dem gemeinsamen Ziel, den SCK im Volleyball immer weiter nach vorne zu bringen“, erläutert Berschin.

Ebenfalls Erstmannschaftsspielerin ist Sarah Lampert. Sie trainiert auch im Jugendbereich, leitet gemischte Teams bis zur Altersklasse U16/U18 an und hat zudem die ebenfalls in der Grundklasse beheimatete Jugend VI unter ihren Fittichen.

Zum erfolgreichen Trainerteam gehört ferner Kevan Naylor, der an der Mammolshainer Grundschule unterrichtet. Vor drei Jahren tat sich der SCK nach dem „Vorbild St. Angela-Schule“ auch mit der im Kastaniendorf beheimateten Schule zusammen. Matti Lüdtke trainiert die Herren des SCK, die aktuell ihre erste Saison in der Kreisliga spielen. Nach neun Partien standen für sie 15 Punkte und Rang fünf im Neunerfeld zu Buche. Last but not least betreut Katja Weinig-Kohlenbach drei Mannschaften im weiblichen Freizeitbereich. Trainiert wird hier einmal pro Woche.

„Unsere Mannschaften sind in alle Richtungen absolut durchlässig“, betont Berschin, „wer sich irgendwann mehr zutraut und den Sprung aus dem Freizeitbereich zum Leistungssport wagt, der kann sich jederzeit gerne einer anderen Trainingsgruppe anschließen.“

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