Warum Handballer Timo Günther auf den „Beach“ steht

Timo Günther, Torjäger des Bezirksoberliga-Tabellenführers TSG Oberursel, gibt sich im Gespräch mit der Taunus Zeitung schlagfertig - und verfolgt ein großes Ziel.
Oberursel - Das Aus im WM-Viertelfinale gegen Frankreich: Für Timo Günther (23), mit 67 Saisontreffern bester Shooter des Handball-Bezirksoberligisten TSG Oberursel (zusammen mit seinem torgleichen Teamkollegen Bennet Wienand), wäre der Einzug ins heutige Halbfinale absolut möglich gewesen. „Da war deutlich mehr drin als nur Viertelfinale“, sagt er, „vor allem, wenn ich an die erste Halbzeit denke, in der die deutsche Mannschaft ja superstarke Phasen hatte.“ Nach der Pause habe die Chancenverwertung aber nicht mehr gestimmt: „Das hat uns im Verbund mit so manchem technischen Fehler das Genick gebrochen.“ Und so sei es am Mittwochabend so gekommen, wie Günther befürchtet hatte: „Wer weniger Fehler macht, der gewinnt ein Handballspiel.“
Was sein eigenes Team in der BOL angeht, wäre eine Rückkehr in die Landesliga für Timo Günther „absolut das Größte.“ Aus seinem Herzen macht er keine Mördergrube: Mit der TSG Oberursel die Meisterschaft in der Bezirksoberliga Wiesbaden/Frankfurt zu erringen, sei „das erklärte Ziel“.
Nach 15 Spielen stehen stolze 28:2 Punkte und Platz eins für die von Florian See trainierte TSGO zu Buche - die Mannen um Timo Günther sind in der Tat auf dem besten Weg zurück in die Landesliga Mitte, aus der sie 2019 abgestiegen sind. Schritt halten kann in der BOL mit der TSGO, die am Samstag (19.30 Uhr, Hochtaunushalle) Schlusslicht HSG Sindlingen/Zeilsheim erwartet, aktuell nur die TSG Münster II (24:6).
Dass Timo Günther irgendwann einmal zum Handball greifen würde, konnte einen nicht wirklich überraschen. Schon im zarten Alter von vier Jahren begann er beim TuS Nieder-Eschbach, das Abc des Handballs zu erlernen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Opa Günter Hildebrandt, der bei Klein-Timo das Interesse geweckt hat. „Mein Opa hat beim FSV Frankfurt noch Feldhandball gespielt. Da lag es irgendwie nahe, dass es auch mich mit Handball erwischen würde“, sagt der Mann mit der „24“ auf dem TSGO-Trikot und fügt lachend hinzu: „In unserem Dorf gab’s außerdem auch nicht viel anderes.“
Anfangs war noch nicht so klar, ob Timo Günther auch handballtreu bleiben würde. „Bis ich vierzehn war, habe ich auch noch Tennis gespielt. Und für zwei, drei Jahre außerdem Fußball in Nieder-Eschbach“, blickt er zurück auf seine letztlich recht kurze Zeit als Fußball-Torhüter. „Irgendwann wurde mir alles neben Handball zu viel, so dass ich mich fokussiert habe“, sagt er, der in Frankfurt Wirtschaftsingenieurwesen studiert und aktuell sein letztes Semester bestreitet.
Umso eindeutiger lief es für ihn als Handball-Youngster. „Von der E- bis zur C-Jugend waren wir eigentlich fast in jedem Jahr mit Nieder-Eschbach Meister geworden“, erinnert er sich. Nach seinem 2015 erfolgten Wechsel zur TSG Oberursel riss Timo Günthers Erfolgsserie nicht ab: „Mit der B-Jugend Vizemeister in der Landesliga, mit der A-Jugend dann BZO-Meister - das lief einfach richtig gut“, sagt er.
Noch besser allerdings ist Timo Günther sportlich unterwegs, wenn er die Halle mit dem Ball in der Hand verlässt und sandigen Untergrund betritt. Als Beachhandballer gelang ihm mit den „Beachmopeten“ 2021 der Sieg bei der Turnierserie German Beach Open. Dieser Triumph bescherte seinem Team das Ticket zum Champions Cup in Palermo. Im vergangenen Jahr folgte der Sprung aufs Podium - als Dritter der Deutschen Meisterschaften 2022 im Beachhandball. Anfang dieses Jahres war Günther sogar zu einem dreitägiger Lehrgang der Beach-Nationalmannschaft in Witten eingeladen.
Was Verletzungen angeht, blieb Timo Günther im Sand von gravierenden Blessuren bis dato verschont. „Klar, es kann schon mal vorkommen, dass man sich einen Zeh verbiegt, weil sich jemand auf den Fuß gestellt hat“, lacht der TSGOler - mehr sei ihm bislang allerdings nicht passiert. Wohlgemerkt, als Beachhandballer. Dagegen widerfuhr ihm in der Halle schon so einiges. Bänderriss, Nasenbeinbruch, Platzwunden - ja, Handball ist eine Sportart, in der es durchaus robust zugeht.
Was hat es eigentlich mit seiner Trikotnummer auf sich? Timo Günther verrät die Hintergründe der „24“: „In der A-Jugend hatte ich die 11 hinten drauf. Bei den Beachmopeten war die Nummer jedoch belegt. Und weil ich recht unkreativ bin, habe ich mich für die 24 entschieden - weil ich am 24. März Geburtstag habe.“
FC Bayern oder BVB? Eintracht Frankfurt! Wenn’s aber doch einer von beiden Clubs sein muss, dann die Dortmunder. Die sind mir sympathischer als der FC Bayern.
Halle oder Beach? Auf alle Fälle Sand. Weil die Atmosphäre im Beachhandball ziemlich geil ist. Die Leute sind super locker, die Stimmung ist cool. Sommer, Sonne - fühlt sich irgendwie wie Urlaub an. Draußen ist das Feeling immer schöner als in einer Halle.
BOL oder Landesliga? Natürlich Landesliga. In der ist jedes Spiel ein einziger Kampf und stellt eine deutlich größere Herausforderung als die Bezirksoberliga dar. Entsprechend sind Siege in der Landesliga auch viel mehr wertzuschätzen - weil sie gegen technisch und körperlich mehr fordernde, gegen qualitativ einfach bessere Teams errungen werden müssen als in der BOL.
Torhüter oder Feldspieler? In der E-Jugend kann man noch alle Positionen ausprobieren. Irgendwann bin ich aber als Feldspieler hängen geblieben. Für einen Tormann bin ich von den Reflexen her viel zu langsam.
Alfred Gislason oder Florian See? Ganz klar: unser „Flo“. Den Gislason sehe ich ja nur im Fernsehen. Dagegen kenne ich „Flo“ durch und durch - neben und auf dem Spielfeld. Dafür, dass es für ihn das erste Jahr als Trainer ist, macht er es wirklich überragend.
Woher kommt der neue Handball-Weltmeister - aus dem Süden oder Skandinavien? Ich glaube, die Dänen machen es. Weil sie die breiteste Bank haben. Da kann jeder jeden gleichwertig ersetzen.
Hund oder Katze? Für mich eine klare Sache: Hund. Alleine schon deshalb, weil die Eltern meiner Freundin auch einen haben: einen Labrador, den Karl.
Auto oder Motorrad? Meinen Renault Mégane sehe ich als reines Zweckfahrzeug. Wenn ich aber richtig Bock auf Fahren habe, setze ich mich auf meine Yamaha MT-09 - zum reinen Vergnügen. Zu den Spielen fahre ich aber mit den Jungs im Mannschaftsbus.
Apropos „fahrbarer Untersatz“: Tickets für zu schnelles Fahren oder Falschparken? Ich bin eher mal zu schnell unterwegs. Habe auch mal Post bekommen, nachdem ich geblitzt wurde. Zum Rest sage ich lieber nichts.
Pure Haut oder Tattoo? Selbst habe ich keins, aber gegen ein Tattoo wäre ich nicht abgeneigt. Wenn ich mir eins stechen lassen würde, dann auf meinem linken Oberarm. Dort habe ich eine Narbe, seitdem ich mir mal vor einigen Jährchen heißen Kaffee drüber gekippt habe.
Bouldern oder Slackline? Auf jeden Fall Bouldern. Habe ich schon in einer Halle ausprobiert. Auf einer Slackline versuchte ich auch schon mal zu stehen. Das hat mir aber keinen Spaß gemacht. Mein Gleichgewichtssinn ist nicht der allerbeste.
Lerche oder Nachteule? Frühmorgens, das ist nicht so meins. Drum sehe ich mich eher als Nachteule. Gerade mit der Mannschaft kann es öfters mal etwas länger werden. wolfgang bardong