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Wie Frankfurt die Euro 2024 feiern möchte

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Von: Thorsten Remsperger

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Eine große Leinwand wie bei der WM 2006 soll auch während der Euro 2024 auf dem Main installiert werden. Diesmal allerdings näher am Ufer und kombiniert mit einer Bühne, auf der Show Acts auftreten - so der bisherige Plan der Stadt Frankfurt.
Eine große Leinwand wie bei der WM 2006 soll auch während der Euro 2024 auf dem Main installiert werden. Diesmal allerdings näher am Ufer und kombiniert mit einer Bühne, auf der Show Acts auftreten - so der bisherige Plan der Stadt Frankfurt. © Imago/Alfred Harder

Bei der Sportmanagement-Tagung an der accadis Hochschule gibt es erste Details zur Planung des Großereignisses. Fanmeile am Main mit Neuerungen.

Bad Homburg -Nein, auch die Fußballromantiker müssen einsehen: Die von Euphorie geprägten Erinnerungen an das „Sommermärchen“ während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sind längst eingetrübt - durch die fragwürdige Vergabe der damaligen WM, durch unschöne Vorkommnisse rund um die Weltturniere 2018 in Russland und im vorigen Winter in Katar.

„Korruption ist Gift für den Sport“, sagte Fanvertreter Dario Minden vom Verein „Unsere Kurve“ während einer Diskussionsrunde bei der Sportmanagement-Tagung zum Thema Euro 2024. Zu dieser hatte die privat geführte accadis Hochschule in ihre Räume im Osten Bad Homburgs Vertreter aus Sport, Politik und Wirtschaft eingeladen. Korruption ist das eine, Menschenrechtsverletzungen sind das andere. Viel thematisiert auch schon bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking.

„Russland, China, Katar. . .“, zählte Jens-Uwe Münker, Abteilungsleiter Sport des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport, auf. Kurze Pause. „Ich finde, wenn wir noch Groß-Events haben wollen, müssen wir jetzt auch mal zeigen, was wir selbst draufhaben.“

Raus aus dem Schatten, hin zum Spaß

So sieht es auch Markus Stenger, neben Philipp Lahm Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH. Ein Schatten aufgrund der genannten Mega-Events werde immer da sein, meinte Stenger, auch wenn die Arbeit des europäischen Fußballverbandes UEFA, des Weltverbandes FIFA und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) separat betrachtet werden müsse.

Sehr wichtig, so Stenger, sei offene Kommunikation vor der Europameisterschaft. Der Fokus liege aber freilich auf dem Turnier, das vom 14. Juni bis 14. Juli zehn deutsche Spielorte, sogenannte Host Cities, in eine Art Ausnahmezustand versetzen soll. „Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Menschen aus ganz Europa Spaß haben“, sagte Stenger. Mehr Unterstützung seitens der Bundesregierung wünsche er sich noch. „Ich spüre da noch nicht so den Schwung, den wir vor der WM 2006 hatten.“

Was die Stadt Frankfurt tun möchte, um im Sommer des nächsten Jahres ein guter Gastgeber für Hunderttausende von Fußballfans zu sein, stellten Moritz Krämer und Daniela Wahl aus dem Sportamt schon einmal vor. Wenn auch vieles noch im Detail mit der von der UEFA und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) initiierten EURO GmbH und dem Betreiber des Deutsche Bank Parks, in dem vier Vorrundenspiele (17., 20., 23. und 26. Juni) und ein Achtelfinalspiel (1. Juli) über die Bühne gehen, zu klären sei - einiges konnten sie schon verraten. 30,2 Millionen Euro möchte die Stadt für die EM investieren.

Fanzone: Wie schon bei der WM 2006 ist die Fanmeile auf der städtischen Seite des Mainufers geplant. Der Mainkai soll während der EM autofrei sein. Auf einem Streifen von 1,6 Kilometer Länge können bis zu 30 000 Menschen die Spiele verfolgen, auch sportliche Mitmachangebote sind vorgesehen.

Geplant ist wie schon 2006 ein großer Bildschirm (Giant Screen) auf dem Main, kombiniert mit einer Bühne, auf dem Show Acts auftreten können. Auf den alten Schienen nahe dem Mainufer sollen Waggons mit integrierten Bildschirmen in die Fanzone geschoben werden. Vielleicht, so Krämer, gebe es auch einen Bolzplatz auf dem Fluss. Dafür werde noch ein Sponsor gesucht. Die Fanmeile soll in der Stadt konkurrenzlos und an jedem EM-Tag geöffnet sein.

Verkehr: Die UEFA setzt auf den Öffentlichen Personennahverkehr, am Stadion sollen nur begrenzt Parkplätze zur Verfügung stehen. Durch Sonderfahrten und einen eng getakteten Fahrplan sei es möglich, bis zu 25 000 Menschen pro Stunde Richtung Stadion zu bringen, sagte Wahl. Kombi-Tickets für die Bahn werden Stadionbesucher innerstädtisch und Fans, die zwischen den EM-Städten reisen, angeboten.

Nachhaltigkeit: Sie stand im Zentrum der EM-Bewerbung. Geplant ist eine kostenlose Trinkwasserversorgung in der Fanzone, ein geringeres Müllaufkommen mittels einer Mehrwegpflicht, die Nutzung von Ökostrom und die Einrichtung rauchfreier Bereiche.

Besucheraufkommen: Eine Prognose wird es erst geben, wenn am 2. Dezember in Hamburg die Gruppenauslosung stattgefunden hat und feststeht, welche Teams in Frankfurt spielen. Bereits klar ist: Am 20. Juni wird ein Vorrundenspiel der DFB-Elf in der Arena im Stadtwald sein.

Meeting Points: Auf dem Opernplatz und am Roßmarkt sollen sich an den Spieltagen in Frankfurt Fans der beiden beteiligten Nationalmannschaften treffen können. Ein Public Viewing soll es dort nicht geben.

Fan-Botschaft: Auf dem Paulsplatz erhalten die Anhänger Informationen über Turnier und Spielorte. Ebenso wird es eine mobile App aller Host-Cities mit aktuellen Infos rund um das Turnier geben.

Volunteers: 16 000 Freiwillige sollen in den Host Cities einen reibungslosen Ablauf der Europameisterschaft begünstigen, also rund 1600 Volunteers pro Stadt. Genau ein Jahr vor Beginn, am 14. Juni, wird das Anmelde-Portal freigeschaltet.

Auflagen der UEFA stellen Ausrichterstädte vor große Herausforderungen

Damit es keiner falsch versteht. Anne Jakob liebt Großveranstaltungen im Sport. „Die machen was mit einem“, erzählte die Professorin bei ihrem Impulsvortrag auf der Sportmanagement-Tagung. Enthusiasmus schwingt in ihren Worten mit.

Sie wird also auch die Euro 2024 lieben. Bevor der Ball rollt, macht die Europameisterschaft, an der Fußballmannschaften aus 24 Nationen teilnehmen und dementsprechend groß das weltweite Interesse sein wird, ihr aber vor allem eins: viel Arbeit.

Die frühere Leistungssportlerin und Dozentin an der accadis Hochschule berät als Fachanwältin für Sportrecht die Stadt Berlin. Der europäische Fußballverband UEFA hat nämlich schon 2017 ein Vertragswerk erstellt, an das sich die Spielorte (Host Cities) penibel halten müssen. In Anne Jakobs Worten: „Die Zusagen der UEFA an deren Sponsoren müssen die Städte auf eigene Kosten umsetzen.“ Und weiter: „Das ist eine echte Herausforderung.“ Die Rechtsanwältin arbeitet an einem Rechteschutzprogramm mit. Im Kern geht es um eine Bestandsaufnahme der Werbeflächen in relevanten Gebieten, zum Beispiel auf dem Weg von der Innenstadt ins Stadion, aber auch am Flughafen und Hauptbahnhof. „Bei 16 000 haben wir aufgehört zu zählen“, sagte Anne Jakob. Eine Agentur sei beauftragt worden. Die Flächen befänden sich meistens nicht im Besitz der Stadt, einige langfristige Verträge seien natürlich am Laufen. Dennoch wolle der Fußballverband für seine Sponsoren bestmöglich werben und dafür gewisse Flächen freigehalten bekommen, wenn es im Sommer des nächsten Jahres so weit ist. Alleine 1,6 Millionen Euro habe die Stadt Berlin deshalb als Werbebudget vorgesehen.

Anne Jakob, Fachanwältin für Sportrecht
Anne Jakob, Fachanwältin für Sportrecht © Farideh Diehl

Betroffen ist von den UEFA-Vorgaben auch die Gastronomie. Soll heißen: Betriebe in einer Ausrichterstadt, die beispielsweise auf Sonnenschirmen für andere Marken werben, könnten ab zwei Wochen vor Turnierbeginn Probleme bekommen. Den UEFA-Geldgebern wurde der Schutz vor sogenanntem Ambush-Marketing zugesichert, mit dem Nichtsponsoren als Trittbrettfahrer die Aufmerksamkeit der EM kostenfrei nutzen wollen. Wirtschaftlich, davon ist Anne Jakob überzeugt, gebe es durch ein Groß-Event wie die Euro 2024 viele positive Effekte - „allerdings landet garantiert nichts im Stadtsäckel“.

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