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Wie Sportvereine den Erdbebenopfern helfen

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Von: Wolfgang Bardong

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Spendensammelaktion von Tamer Bulut (SG Ober-Erlenbach) für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien
Bei der SGO wird fleißig zugefasst: Tamer Bulut, Initiator der Ober-Erlenbacher Hilfsaktion für die Menschen in der Erdbebenregion, und Jill Erlach verpacken die gespendeten Kleidungsstücke. © Heiko Rhode

Heimische Vereine bringen Hilfsaktionen für die Menschen in der Erdbeben-Region auf den Weg. Bei der SG Ober-Erlenbach werden rund um die Uhr Päckchen gepackt, ein Trainer aus Bad Homburg ist familiär betroffen.

Hochtaunus – Die Welle der Hilfsbereitschaft aus aller Welt ist gewaltig. Wie viele Opfer das Erdbeben gefordert hat, das am Morgen des 6. Februar die östliche Mittelmeerregion erschütterte, kann noch immer nicht abschließend gesagt werden. Es sind Zehntausende, die in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien getötet wurden. Bei dem Beben, das eine Stärke von 7,7 auf der nach oben offenen Richterskala erreicht hat, seien alleine in der Türkei 53 000 Menschen verletzt worden. Mehr als 6400 Häuser seien eingestürzt, sehr viele Menschen sind also obdachlos.

Die Katastrophe, deren Ausmaß sich angesichts von mehreren bis zu 5,5 starken (und weiteren schwächeren) Nachbeben noch längst nicht abschätzen lässt, sorgt auch hierzulande für Betroffenheit. Familiäre oder freundschaftliche Verbindungen aus Deutschland hin in die beiden gepeinigten Länder sind vielfältig. Während Helfer aus der ganzen Welt in der Türkei und Syrien eintreffen und fieberhaft nach Verschütteten Ausschau halten und medizinische Teams in die beiden Länder entsandt wurden, um medizinische Notfallversorgung zu gewährleisten, ist in der breiten Bevölkerung die Ohnmacht angesichts dieses folgenreichen Naturereignisses einer großen Welle der Hilfsbereitschaft gewichen.

„Wir haben am Montag in der letzten Woche rund 200 Kartons mit dringend benötigten Sachen verpackt und zum Frankfurter Flughafen gebracht“, berichtet Sinan Karanfil, Sportvorstand des Fußball-Hessenligisten Türk Gücü Friedberg. Winterschuhe, Nahrung, Decken, Babysachen, Kinderkleidung, Schals und vieles andere mehr wurde auf den Weg gebracht. Vor dem Hintergrund, dass es „in einigen Regionen winterliche Verhältnisse mit strengem Frost bei bis zu 15 Grad unter Null gibt“, so Karanfil. Am Dienstag folgten weitere 150 prall gefüllte Kartons. Anlaufpunkt hierfür war eine Sammelstelle in Gießen. „Von uns waren und sind 30 bis 40 Helfer schwer im Einsatz“, sagt Karanfil. Auch die Spieler von Türk Gücü beteiligten sich mit Sachspenden.

Familie eines Bad Homburger Fußballtrainers betroffen

Im Unterschied zu Sinan Karanfil, der „keine direkten Verbindungen in die Erdbebenreguon“ hat, ist Türk-Gücü-Trainer Enis Dzihic sehr wohl direkt betroffen. Die Eltern seiner Lebensgefährtin wohnen in der Provinz Kahramanmaras, die zur türkischen Mittelmeerregion gehört. Umgeben von bis zu 3000 Meter hohen Gipfeln des Taurusgebirges, das mehr als die Hälfte der Provinzfläche einnehmen, ist es dort derzeit klirrend kalt. Enis Dzihic, gebürtiger Bosnier, postete am Dienstag in einer Dankesnachricht „an alle Menschen, die ihr Hab und Gut mit den Menschen im Erdbebenkatastrophen-Gebiet geteilt haben“, dass bei „eisigen Temperaturen auf Hilfe gewartet“ werde. Dzihic weiter: „Mögen die Kartons schnell und unkompliziert an die Opfer gelangen.“ Sein dickes Dankeschön ergänzte Dzihic, der seit dem Winter 2021/22 erfolgreicher Trainer von Türk Gücü Friedberg ist und seinen Vertrag laut Sinan Karanfil bereits für die Saison 2023/24 verlängert hat, mit dem auf Türkisch formulierten Zusatz „Allah yar ve yardimciniz olsun“, was auf Deutsch übersetzt „Möge Gott euch beschützen“ bedeutet.

„Enis steht uns rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite“, verrät Karanfil, „parallel dazu kümmert er sich noch um das Training unserer Mannschaft – und nicht zuletzt ist er ja bei einer Krankenkasse in Bad Homburg beruflich tätig. Bewundernswert, wie dieser Mann das alles unter einen Hut bringen kann.“ Und während Sinan Karanfil in absehbarer Zeit ein „größeres Benefizspiel auf dem Friedberger Burgfeld vorschwebt, deren Einnahmen man der Erdbebenhilfe zukommen lassen wird, haben sich auch im Hochtaunuskreis ansässige Vereine zum schnellen und unbürokratischen Handeln entschlossen.

SG Ober-Erlenbach: Große Resonanz auf Spendenaufruf

Wie etwa die SG Ober-Erlenbach, die alle Hebel der Hilfsbereitschaft in Bewegung setzt. Ein Spendenaufruf von Jugendtrainer Tamer Bulut führte laut Jugendvorstand der SGO zu einer „überwältigenden Spendenbereitschaft“. Um die Kosten des Transports zu stemmen und weitere Hilfsgüter wie Babynahrung, warme Kleidung, Windeln oder Medikamente zu besorgen, hat Bulut, der ebenso wie die fleißige Helfercrew um Georgina Sahin auf schlaflose Nächte zurückblickt, ein Spendenkonto per PayPal unter https://www.paypal.com/pools/c/8RoX1YXSpD eingerichtet.

Der SGO-Jugendvorstand um Turgut Akyazi: „Wir würden uns freuen, wenn wir es schaffen, mit Geldspenden die Transportkosten zu decken und weitere Hilfsgüter für die Erdbebenopfer zu besorgen.“ Seit Tagen dauert die Hilfsaktion an, über die der Verein in den sozialen Medien selbst berichtet. Zwischendurch gab es mehr Spenden als Verpackungsmaterial.

Am heutigen Dienstag startete Tamer Bulut in Zusammenarbeit mit der Stern Apotheke in Bad Homburg (Frankfurter Landstraße 61) eine weitere Aktion. Dorthin können Medikamente gebracht werden, die vom Apotheker-Team um Eva Lipp begutachtet, sortiert und verpackt werden. Gegen Geldspenden kaufen die Apotheker zudem weitere Medikamente für die Hilfe der Erdbebenopfer ein.

DJK Bad Homburg spenden Einnahme aus Testspielen

Auch die DJK Bad Homburg hilft. Die Kirdorfer bestritten am Sonntag am heimischen Wiesenborn Spiele gegen den FC Weißkirchen – um 13 Uhr mit der 1b, ab 15 Uhr mit der 1. Mannschaft. „Wir werden die Einnahmen aus beiden Spielen komplett für die türkischen und syrischen Erdbebenopfer spenden“, betont Jennifer Allgaier (vormals Fitzner) und versichert, das Geld zu gleichen Teilen in die Türkei und nach Syrien zu transferieren.

Die 2. Vorsitzende der DJK Helvetia hatte angekündigt, „den Grill anzuwerfen, viel Essen und Trinken anzubieten und wohl auch eine Hüpfburg zu installieren – auf dass wir möglichst viele Einnahmen generieren.“ Zudem stellte der Verein eine Spendenbox auf: „Schließlich geht es angesichts dieser Katastrophe doch bloß darum, zu helfen, wo und wie es nur irgendwie geht.“ Allgaier rät, Geld an AFAD, eine staatliche Katastrophenschutz-Organisation der Türkei, zu überweisen, um Menschen direkt vor Ort zu helfen und keine Zeit zu vergeuden. Kontakt: www.afad.gov.tr, IBAN: DE 50 5122 0700 2000 4524 54, Swift: TCZBDEFF.

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