„Wörsi“ sagt dem TuS Dietkirchen im Sommer „ade“

Für viele kommt diese Meldung völlig überraschend, für Insider war sie abzusehen, auch wenn der Zeitpunkt recht plötzlich kommt: Thorsten Wörsdörfer wird seinen Vertrag beim Fußball-Hessenligisten TuS Dietkirchen auf eigenen Wunsch im Sommer nicht mehr verlängern. Sechs Jahre lang lenkte der 54-Jährige die Geschicke des Traditionsclubs auf dem Platz.
Es war ein sehr emotionaler Moment, als Thorsten Wörsdörfer nach dem Montagstraining vor seine Mannschaft trat, um ihr mitzuteilen, dass er seinen Vertrag, der im Juni ausläuft, nicht verlängern wird. „Das ist mit die schwerste Entscheidung in meinem Leben“, gibt „Wörsi“ zu und schämt sich seiner feuchten Augen nicht. „Als ich vor sechs Jahren zum TuS Dietkirchen kam und vor diesen Jungs stand, waren mir alle noch völlig fremd, ich kannte niemanden.“ Beim Abschied aber waren aus den „Buben“ erwachsene Männer und „durch die Bank Freunde geworden“.
Thorsten Wörsdörfer macht also den Weg frei für einen neuen Mann auf der Trainerbank. Fair und vorbildlich gibt er seine Entscheidung schon früh bekannt. Der Vorstand und die Verantwortlichen im TuS haben also jede Menge Zeit zum Planen und einen Nachfolger zu finden. „Wir vom Verein sind natürlich traurig über die Entscheidung, aber respektieren sie in vollem Umfang“, hieß es in einer offiziellen Pressemitteilung des TuS Dietkirchen am Montagabend. Und weiter: „Eine Wahnsinnszeit nähert sich damit dem Ende.“
Mit dem TuS Dietkirchen hat Thorsten Wörsdörfer – selbst früher Profi beim FC Schalke 04, den Stuttgarter Kickers, dem FC Bayern München und beim SV Darmstadt 98 – so ziemlich alles erreicht. Die Krönung war natürlich der Aufstieg in die Hessenliga 2018/19. Die ersten beiden Spielzeiten in der Hessenliga hatte die Pandemie verhagelt, in der aktuell dritten Saison in Hessens höchster Amateurklasse wird der TuS Dietkirchen in der Abstiegsrunde um den Klassenerhalt kämpfen müssen.
Den Kreispokal haben die Reckenforstler unter Thorsten Wörsdörfer zweimal gewonnen: 2019 im Endspiel gegen den FC Dorndorf (3:0) und 2020 mit einem 3:2 nach Verlängerung gegen den Hessenliga-Lokalrivalen SV Rot-Weiß Hadamar. Mehr geht nicht. Der „Teamoffizielle“ Peter Schmitt hat es der Chronistin mehr als einmal gesagt: „Wörsi war das Beste, was uns passieren konnte.“ Das sagt eigentlich alles. „Wörsi, seine Jungs und der gesamte Verein wollen alles dafür tun, damit es ein perfekter Abschied wird nach dieser Saison. Mit dem Klassenerhalt wäre die erfolgreiche Zeit von Thorsten noch zusätzlich gekrönt und der Balkon in seinem Haus wird wieder gestürmt!“, tönt es vom Reckenforst.
Der Reckenforst war und ist Thorsten Wörsdörfers vierte Trainerstation nach den Eisbachtaler Sportfreunden, seinem Heimatverein SG Langenhahn/Rothenbach und dem RSV Würges. Aber der TuS Dietkirchen war zugleich sein größtes Abenteuer, seine größte Herausforderung. Hier konnte und kann er noch bis Juni seine größte Stärke praktizieren und ausspielen: die Menschenführung. Er hat Rohdiamanten zu Brillanten geschliffen und aus jungen, unerfahrenen A-Junioren gestandene Hessenliga-Kicker gemacht, die sich in jeder Mannschaft behaupten können. An dieser Kompetenz müssen sich alle künftigen Trainer des TuS Dietkirchen messen lassen. MARION MORELLO