Absurder Spritzenstreit um Zverev bei den French Open: „Geht um mein Leben“
Wirbel um Alexander Zverev bei den French Open. Dem Tennis-Ass ist es verboten, auf dem Platz eine lebenswichtige Maßnahme durchzuführen.
Paris – Alexander Zverev hat sich eindrucksvoll in der Tennis-Weltspitze zurückgemeldet. Der Hamburger steht nach seinem Dreisatzsieg (6:1, 6:4, 6:3) gegen Grigor Dimitrow im Viertelfinale der French Open – an dem Ort, wo er sich vor einem Jahr schwer verletzt hatte. Zverev muss sich in Paris aber nicht nur mit seinen Gegnern auf Sand auseinandersetzen, auch außerhalb des Platzes werden ihm Steine in den Weg gelegt.
Alexander Zverev | |
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Geboren: | 20. April 1997 (Alter 26 Jahre), Hamburg |
Größe: | 1,98 m |
Größter Erfolg: | Tennis-Olympiasieger 2021 |
Beste Weltranglisten-Platzierung: | 2. |
Zverev feiert Erfolg bei French Open – doch es gibt Diskussionen um seine Erkrankung
Als der zweite Satz zu Ende ist, geht Zverev plötzlich vom Platz und läuft in die Kabine. Toilettenpause? Mitnichten. Der Olympiasieger spritzt sich Insulin. Zverev ist seit Kindertagen Diabetiker. Bereits mit vier Jahren habe er die Diagnose Diabetes Typ 1 bekommen, im Vorjahr machte das Tennis-Ass seine Erkrankung öffentlich und gründete sogar eine Stiftung.
„Auf der ATP-Tour mache ich es auf der Bank. Hier darf ich es nicht auf dem Platz machen und muss jedes Mal nach außerhalb laufen“, erklärte Zverev bei Eurosport die Verwirrung um seinen Ausflug. Bei seiner Rückkehr gab es eine kurze Diskussion mit der Schiedsrichterin. „Ich habe der Schiedsrichterin gesagt, es müsse eine klare Struktur geben. Dann ist das doch gar kein Problem“, führte Zverev aus. „Ich bin seit ich dreieinhalb Jahre alt bin Diabetiker – das ist ja jetzt nichts Neues, das mache ich mein Leben lang.“

Absurder Spritzenstreit um Zverev bei den French Open: „Geht um mein Leben“
Doch warum darf sich Zverev bei den French Open die Insulin-Spritze nicht auf der Bank verpassen? Ihm sei von Verantwortlichen gesagt worden, dass es aussehe, als würde er „etwas Komisches“ machen, wenn er sich auf dem Platz spritze, als ob er dopen würde. „Ja, ihr seid nicht sehr, sehr schlau. Wenn ich mich nicht spritze, komme ich in Lebensgefahr“, betonte Zverev.
„Beim letzten Match sagten sie, das sei eine Toiletten-Pause. Da sagte ich, dass es sein könne, dass ich vier-, fünfmal raus müsste. Diese Schiedsrichterin aber wusste, dass es Quatsch ist, das als Toiletten-Pause zu werten, denn davon sind nur zwei erlaubt“, erklärte der 26-Jährige. „Und hier geht es um mein Leben, wenn ich mich nicht spritze. Aber beim letzten Mal war da ein Supervisor, der wusste nicht mal, dass ich Diabetiker bin.“
Zverev genervt von unterstellten Toilettenpausen und Dopingvorwurf
So verriet Zverev, dass während seines Matches gegen Frances Tiafoe ein Supervisor „gar nicht wusste, dass ich Diabetiker bin. Als er sah, dass ich mir eine Spritze gebe, wurde er voll panisch und sagte: ‚Was machst du? Was machst du? Du musst einen Arzt rufen, wenn du dir was geben willst.‘“ Doch Zverev braucht gar keinen Arzt, der nicht Diabetologe ist. „Der wird gar nicht wissen, was ich machen und wieviel ich mir spritzen soll.“
Zverev fordert endlich Klarheit in dieser Angelegenheit: „Entscheidet euch, was ich machen soll“, forderte der Olympiasieger und ergänzte: „Das mache ich dann auch, aber schickt mich nicht hin und her. Sagt mir nicht, dass es eine Toilettenpause ist und sagt mir nicht, dass ich einen Arzt holen soll, der gar keine Ahnung hat, was ich habe.“
Boris Becker attackiert French-Open-Organisatoren wegen Zverev-Streit
Auch Eurosport-Experte Boris Becker fand klare Worte: „Das muss doch dem Turnierveranstalter klar sein. Er macht das regelmäßig selber“, kritisierte er. „Womit der sich auseinandersetzen muss nach einem gewonnenen zweiten Satz, ist unterirdisch.“
Diabetes (Zuckerkrankheit) ist eine Stoffwechselkrankheit, der Körper kann dadurch kaum oder kein Insulin mehr produzieren. Der Typ 1, wie bei Zverev, ist bisher nicht heilbar, sodass die Betroffenen ihr Leben lang Insulin spritzen müssen. Zverev trifft im Viertelfinale der French Open am Mittwoch auf Tomas Martin Etcheverry aus Argentinien. Außerhalb des Tenniscourts ist Zverev großer Bayern-Fan und kritisierte die Bosse für den Nagelsmann-Rauswurf. (ck)