Biathlon: Chancenlos auf der Strecke - „Die Deutschen tun mir leid“

Im Biathlon steht der Saisonstart aus deutscher Sicht unter keinen guten Vorzeichen. Eine neue Regel könnte den Sport verändern. Die Konkurrenz äußert Mitleid, ein DSV-Athlet wirkt ratlos.
Sjusjoen - Die Biathlon-Testrennen im norwegischen Sjusjoen brachten für die deutsche Mannschaft Erkenntnisse, die vor dem Start in den Weltcup besorgniserregend sind. Selbst die siegreichen Norweger waren von den Abständen auf der Strecke alles andere als begeistert. Roman Rees nahm sogar das Wort „deprimierend“ in den Mund.
Worum geht es? Zur neuen Biathlon-Saison greift eine Regeländerung, die die Präparation der Ski angeht. Der Einsatz von Fluorwachsen ist verboten. Die Thematik ist nicht neu, das Verbot stand schon lange im Raum. Jetzt, wo es greifen wird, kommen aber erste Zweifel auf, ob alle Teams darauf auch entsprechend vorbereitet sind.
Biathlon: Tandrevold spricht von unfairen Bedingungen
Was gibt Anlass zur Sorge? Am 11. und 12. November fanden in Norwegen internationale Testrennen statt. Auffällig dabei war der massive Vorteil, den die Athleten aus dem Gastgeberland im Vergleich zur Konkurrenz auf der Strecke hatten. Zwar sind die Norweger als gute Läufer bekannt, die Abstände waren dennoch besorgniserregend hoch.
Tiril Eckhoff, ehemalige Topathletin und inzwischen Expertin im norwegischen Fernsehen, sprach von einem großen Abstand zwischen den Norwegern und der internationalen Konkurrenz. Dies sei „beunruhigend“ und alles andere als „schön anzuschauen“.
„Das ist einfach unfair“, wird Norwegens stärkste Dame Ingrid Landmark Tandrevold vom französischen Fachblatt ‚ski-nordique‘ zitiert. Angesprochen auf die Unterschiede im materiellen Bereich, schilderte sie ihre Eindrücke von der Strecke. „Wir hatten einen klaren Vorteil. Lisa Vittozzi zum Beispiel kam nicht voran, wir haben uns fast entschuldigt“.
Biathlon: „Die Deutschen waren so langsam, dass es fast gefährlich ist“
Wie betrifft es die Deutschen? Nicht nur Vittozzi (Italien) - eine der stärksten Läuferinnen des Feldes - hatte Probleme mit ihrem Material, auch die Laufzeiten der deutschen Biathleten waren auffällig schlecht. Bei den Damen hatten Franziska Preuß und Selina Grotian, die zu starken Läuferinnen zählen, deutliche Rückstände auf die Konkurrenz aus Norwegen. Im Massenstart der Herren war die Situation noch gravierender. Zwölf Norweger standen letztlich an der Spitze des Feldes.
Was sagen die Athleten? Aus deutscher Sicht äußerte sich Roman Rees bei ‚ski-nordique‘. Die Aussagen des Schwarzwälders klingen dabei alles andere als zuversichtlich. „Es ist deprimierend, man ist auf der Strecke fast chancenlos. Ich hoffe, dass auf anderen Schneearten, die schneller sind, die Unterschiede nicht so groß sind.“
Johan Olav Botn fand noch deutlichere Worte als seine Teamkollegin Tandrevold. „Die Deutschen tun mir leid. Sie waren so langsam, dass es fast gefährlich ist, in Abfahrten neben uns zu laufen“, wird der 24-Jährige bei ‚ski-nordique‘ zitiert. Dabei gehört Botn nicht zur Elite im norwegischen Biathlon. Er wurde 13. im Sprint von Sjusjoen und 12. im Massenstart. Seine Laufzeiten aber waren sehr gut.
Wie geht es weiter? Die Norweger scheinen die richtige Alternative zum Fluorwachs gefunden zu haben. Die Bedingungen in Sjusjoen waren winterlich, es gab viel Neuschnee. Zudem spielen auch der Schliff und die generelle Präparation eine Rolle.
Nicht überall wird es entsprechende Verhältnisse geben, dennoch sind die Werte aus deutscher Sicht besorgniserregend. Zum Saisonstart im schwedischen Östersund könnte ein ähnliches Szenario drohen. Sollte dem so sein, hätte der Sport ein Problem.
Quelle: chiemgau24.de
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