Das erste Polo-Turnier nach dem Tod Georg Diehls

Zum elften Mal fand am Wochenende der Frankfurt Gold Cup auf dem Georgshof statt. Das Polo-Turnier war in diesem Jahr dem kürzlich verstorbenen Hofbesitzer Georg Diehl gewidmet.
Schon von Weitem hören die Zuschauer das Trommeln der Hufe auf dem trockenen Rasen: In atemberaubenden Sprints jagen die acht Spieler mit ihren Pferden dem kleinen Kunststoffball hinterher und sitzen trotz abrupter Stopps und schnellen Wendungen fest im Sattel. „Polo ist eine der ältesten und schnellsten Mannschaftssportarten der Welt“, sagt Jan-Marie Kiesel, die den Cup in diesem Jahr kommentiert. Die gebürtige Neuseeländerin tritt damit in die Fußstapfen Georg Diehls. Der Besitzer der Georgshofs verstarb vor zwei Monaten.
„Der Gold Cup fällt deswegen in diesem Jahr etwas kleiner aus als sonst“, weiß Markus Eisele, der Geschäftsführer der Polo Sport GmbH. Wegen der Beerdigung Diehls sei das Turnier natürlich verschoben worden, und ganz so spontan konnten nicht alle Spieler darauf reagieren. Dass das Ereignis in diesem Jahr Georg Diehl gewidmet ist, macht seine Gedenktafel vor dem VIP-Zelt deutlich. „Trotzdem soll es kein trauriges Spiel werden“, sagt Eisele. Stattdessen solle genau die Freude rübergebracht werden, die Polo mache und die sein Freund Georg immer gelebt habe.
„Es ist natürlich eine große Aufgabe, dieses Erbe als Kommentatorin anzutreten“, sagt Jan-Marie Kiesel. Sie hoffe einfach, dass Georg Diehl auf sie herunterschaue und dass ihm gefalle, was er sehe.
Das Pferd kennt sich aus
Qualifiziert ist Kiesel für diese Aufgabe allemal. Seit mehr als 40 Jahren ist sie im Polosport als Spielerin, Kommentatorin und Trainerin der Pferde aktiv. Am meisten erfüllt sie dabei die Arbeit mit den Tieren. „Bestimmt 70 Prozent des Spiels entscheiden sich durch die Pferde“, sagt sie. Zu sehen, wie viel Spaß es den Tieren mache, sei ein „wundervolles Gefühl“. Manchmal könne ein Pferd noch vor seinem Reiter erkennen, in welche Richtung sich das Spiel entwickele – und entsprechend dem Ball nachjagen.
Was gute Polo-Pferde mitbringen müssen, weiß sie auch: „Neben Schnelligkeit, Wendigkeit und viel Ruhe in brenzligen Situationen brauchen sie vor allem ein großes Herz“, findet Kiesel. Für den Polo Sport gibt es zwar spezielle Züchtungen, in Nied würden aber vor allem ehemalige Rennpferde auf dem Platz stehen.
Alle blicken auf Nied
Dieses Erlebnis möchte die Polo Sport GmbH so vielen Menschen wie möglich nahebringen. „Polo hat ein Imageproblem“, gibt Eisele zu. Für viele sei der Sport sehr elitär. Dem würde man hier in Frankfurt entgegenwirken. „Wir wollen Polo zum Mitmachen und Miterleben machen und möglichst viele Türen öffnen“, sagt er. Dass es dennoch ein teurer Sport ist und viele der Stammzuschauer wohlhabend sind, lässt sich nicht leugnen. Deswegen gibt es, wie in den vergangenen Jahren auch, eine Benefiz- Tombola, deren Erlös der Nieder Panoramaschule für Kinder mit einer Behinderung und dem Clementine Kinderhospital zugute kommt.
Der Georgshof in Nied ist eines der Polo-Epizentren des Landes. Er bietet dem Polo Club Hessen und dem Frankfurter Polo Club die Möglichkeit, ihre Pferde unterzustellen, auf zwei Feldern zu trainieren und Turniere zu veranstalten. Im Vordergrund stehen dabei immer die Vierbeiner. „Wenn ein Pferd verletzt ist, wird es sofort ausgewechselt – wenn mal ein Reiter herunterplumpst, ist das aber noch lange kein Grund abzupfeifen“, sagt Eisele schmunzelnd. Die Reiter würden ein sehr enges Verhältnis zu den Tieren aufbauen, so dass sie sofort merken, wenn ihr Pferd müde wird oder nicht mehr rund läuft. Trotzdem sei es ein gefährlicher Sport: „Die Pferde erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h“.
Egal ob durch Jugendarbeit oder den kostenlosen Eintritt für den Gold Cup – in Frankfurt wird viel dafür getan, den Sport an die Menschen heranzutragen. „Wir etablieren Polo hier seit 12 Jahren“, sagt Eisele. Die Vision die er mit seinem Freund Diehl geteilt hat, sei tatsächlich aufgegangen. Inzwischen würde auf dem Hof im Sommer fast jeden Tag gespielt werden.