Corona-Proteste in Limburg: „Regeln tragen die Handschrift von Willkür“

In Limburg versammeln sich 350 Menschen zu Protesten gegen die Corona-Regeln auf dem Marktplatz in der Domstadt.
Limburg – Bundesweit gingen am vergangenen Montag (17.01.2022) viele Menschen auf die Straßen, um ihrem Ärger über die aktuelle Corona-Politik Luft zu machen. Im Landkreis Limburg-Weilburg gab es insgesamt drei solcher Zusammenkünfte. Rund 350 Teilnehmer fanden sich zu einer Versammlung in Limburg ein. In Weilburg bewegten sich 54 Personen mit Abstand und mit Masken durch die Stadt. 70 Menschen waren in Bad Camberg unterwegs. Außerdem gab es in der Kurstadt eine Gegendemonstration mit 40 Teilnehmern.
Gegen 18 Uhr war der hintere Teil des Marktplatzes in der Domstadt prallgefüllt. Menschen mit Luftballons und Plakaten in der Hand waren gekommen, um ihre Meinung über die Corona-Maßnahmen lautstark kundzutun. Einige der Teilnehmer hatten ihre Regenschirme und sogar ihre Kleidung mit Lichterketten geschmückt.
Trillerpfeifen und Tröten waren zu hören. Vor dem offiziellen Beginn der Kundgebung hielt sich kaum jemand an den Mindestabstand, und von Masken fehlte zunächst jede Spur. Die Leute umarmten sich. Berührungsängste gab es also definitiv nicht. Eine kleine Gruppe sang das Lied „Wir sind für den Frieden“. Sie erntete dafür jede Menge Applaus.
Corona-Proteste in Limburg: Mit Trillerpfeifen auf dem Marktplatz
Die mit zahlreichen Beamten anwesende Polizei und Versammlungsleiter Manfred Hübner wiesen dann unmittelbar vor dem Start der Kundgebung auf die Einhaltung der Abstandsregeln und auf die Maskenpflicht während des offiziellen Teils der Zusammenkunft hin. Allerdings folgten nicht alle Teilnehmer den Anweisungen. Rund die Hälfte der Anwesenden zog es stattdessen vor, die Rede des Versammlungsleiters ohne Mund-Nasen-Bedeckung anzuhören.
„Ich verkünde diese Auflagen nicht gerne“, sagte Hübner. Er habe den eigenen Angaben zufolge versucht, die Auflagen „wegzuklagen“, was allerdings nicht gelungen sei. „Die Auflagen sind ein Dokument des Scheiterns vom deutschen Rechtsstaat“, betonte der Redner. Daraufhin machten die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Limburger Marktplatz ihrem Ärger über die Auflagen mit lauten „Buh-Rufen“ Luft.
Corona-Proteste in Limburg: „3G, 2G, 2G-Plus, mit dieser Scheiße ist hier Schluss“
„Wir werden behandelt, als würden wir nicht zur Gesellschaft gehören“, so Hübner weiter. Mitgefühl gebe es für die ausgegrenzten Impfgegner vom Rest der Bevölkerung definitiv nicht. „Und die Corona-Regeln tragen die Handschrift von Willkür“, hieß es in der Ansprache. „3G, 2G, 2G-Plus, mit dieser Scheiße ist hier Schluss“, rief der Versammlungsleiter seinen Mitstreitern zu. Daraufhin brandete Applaus auf.
Anschließend wurde ein Tonband abgespielt, auf dem Kinder zu hören waren, die sich durch die Corona-Regeln in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen. „Ich bin unfassbar wütend. Die Kinder-Suizidversuche haben sich mittlerweile verfünffacht“, behauptete Manfred Hübner. Er betonte außerdem, dass von den Teilnehmern der Kundgebung niemals Gewalt ausgehen werde. „Hier stehen Ärzte, Mütter und Studenten. Wir alle sind standhaft“, berichtete der Redner. Die Zeiten für ungeimpfte Leute werden aber laut seiner Aussage noch härter und die Zwangsmaßnahmen schlimmer.
Limburg: Festnahme bei Polizeikontrolle beim Corona-Protest
Nach rund 30 Minuten beendete Hübner die Kundgebung. Die Polizei wies über Megafone anschließend daraufhin, dass die Teilnehmer in Kleingruppen auseinandergehen sollen. Doch die Demonstranten hatten andere Pläne. Nahezu geschlossen bewegten sie sich durch die Ste.-Foy-Straße. Trillerpfeifen und Gesang waren zu hören. Anschließend marschierten einige Teilnehmer auf den Gehwegen nahe dem Landgericht auf und ab. Viele der Anwesenden, die nun auch wieder ihre Masken abgenommen hatten, hielten die Geschehnisse mit ihren Smartphones fest.
Die Polizei war mit vielen Beamten und einigen Kleinbussen sowie Motorrädern präsent. Immer wieder wiesen sie darauf hin, dass die Versammlung beendet sei und die Bürger sich nun nach Hause begeben sollten. „Ein Mann wehrte sich gegen eine Polizeikontrolle und musste festgenommen werden“, heißt es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Westhessen. Darüber hinaus wurden am vergangenen Montag in der Innenstadt von Limburg 14 Platzverweise ausgesprochen und 14 Ordnungswidrigkeiten angezeigt.
Corona-Proteste in Limburg: „Spazierengehen ist ein Bürgerrecht“
Seit dem 22. November 2021 treffen sich montags einige Menschen auf dem Europaplatz in Limburg, um eine Runde durch die Domstadt zu spazieren. Dass es dabei aber eigentlich um einen Protest gegen die Corona-Politik geht, wird von den Beteiligten so nicht gesagt. Spazierengehen sei ein Bürgerrecht, berichtete ein Teilnehmer vor einigen Wochen.
Das bestätigt auch die Polizei. „Wenn die Regeln eingehalten werden, können wir nichts tun, außer Präsenz zu zeigen“, so Polizeisprecher Christian Wiepen. Sollten die geltenden Corona-Regeln allerdings bei den Spaziergängen nicht eingehalten werden, habe man die Möglichkeit, Platzverweise auszusprechen. Dies sei in den vergangenen Wochen auch wiederholt geschehen, sagt der Sprecher.
Am Montag, 10. Januar, kam es während des Spaziergangs zu einem Zwischenfall. „Zwei Menschen haben mit Böllern geworfen“, teilt Wiepen mit. Einer von ihnen sei mit Hilfe der anwesenden Bürger ausfindig gemacht worden. Die Zahl der Spaziergänger steigt übrigens von Woche zu Woche. 200 Personen waren am 3. Januar mit dabei. Eine Woche später kamen rund 300 Leute zum Europaplatz. (Tobias Ketter)