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„Rewe im Rausch der Abzocke“: Erdbeer-Preis schockiert Kunden

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Qualität hat bekanntlich seinen Preis. Wie hoch der im Allgemeinen sein darf, gibt Verbrauchern immer wieder aufs Neue Anlass zur Diskussion; und zur Verärgerung, wie es scheint.

Kassel – Nicht erst seit dieser Tage werden Lebensmittelpreise viel diskutiert; im Grunde seit Beginn des Krieges in der Ukraine begleitet das Thema die Verbraucher in Deutschland und Europa verstärkt. Von Inflation und gestiegenen Energiepreisen, die an den Endverbraucher weitergegeben werden müssen, ist da die Rede. Und seit neuesten auch von den „wahren Preisen“, die durch die Produktion der Umwelt zur Last fallen.

Auch der Gang durch die Obst- und Gemüseabteilung scheint Verbraucher nachhaltig zu beschäftigen; allen voran zumindest die Preise. So stellt ein Twitter-Nutzer den Preis für regionale Erdbeeren bei Rewe derzeit infrage.

8,98 Euro für ein Kilo Erdbeeren verärgert Kunden: „Rewe im Rausch der Abzocke“

Wie viel darf Obst in Anbetracht dieser Umstände also kosten? 8,98 Euro pro Kilogramm Erdbeeren jedenfalls nicht, finden so manche Verbraucher, die sich gerne in den sozialen Netzwerken austauschen. Geht es nach Meinung eines Twitter-Users, grenze das Angebot, das er in einem Rewe-Markt gesehen und auf der Social-Media-Plattform geteilt hat, bereits an „Abzocke“.

Mit der Meinung steht der Nutzer nicht alleine da. In der Kommentarspalte nahm ein anderer Twitter-Nutzer den Preis zum Anlass, um zum Boykott aufzurufen. Eine andere Person will anhand des Erdbeer-Preises eine Inflationsrate ausgemacht haben, die insgeheim bei 25 Prozent liege; „nicht schön gerechnet“, versteht sich. Jüngsten Berichten zufolge ist die Inflation gesunken. Ein Nutzer stellt nicht nur den Preis, sondern auch die Qualität infrage. Und bezieht sich dabei wohl auf eine Untersuchung, bei der vor einigen Wochen Pestizide in Supermarkt-Erdbeeren nachgewiesen worden waren.

Fast neun Euro für Kilo-Schale Erdbeeren: Zu viel oder angemessen? Kunden uneinig

Doch der Tweet traf nicht nur auf Kritik. Einer zieht einen Vergleich zu regionalen Anbietern, deren Angebotspreis er zuletzt an mobilen Ständen bei 8,50 Euro für eine 800-Gramm-Schale gesehen habe. Ein „Schnäppchen“ sei das definitiv nicht, doch damit Rewe noch etwas daran verdiene, müsse dementsprechend eine Marge drauf, zeigt sich der Verbraucher verständnisvoll für den Supermarkt-Preis. Und: Zumal die Kernzeit für Erdbeeren in Deutschland bereits vorüber sei (Mai bis Juni).

Ein anderer fragt: „Wann hast Du das letzte Mal ein Kilogramm selbst gepflückt?“ Der Kilo-Preis sei seiner Meinung nach „völlig okay“, sofern die Qualität gut sei. Zumal die Schalengröße in der Regel auf 500-Gramm, eher weniger, ausgelegt sei. Zum Vergleich: Der Preis für ein Kilogramm selbst gepflückte Erdbeeren lag 2023 bei etwa 4,50 Euro pro Kilogramm in Hessen, wie die Osthessen Zeitung nach Gesprächen mit regionalen Landwirten berichtete.

Erdbeeren in einer Schale
Die Abrechnung der Erdbeerschale nach dem genauen Gewicht halten Verbraucherschützer für die kundenfreundlichere Methode. © Christin Klose/dpa-tmn

Das Unternehmen selbst erklärt den Preis so: Da grundsätzlich in Rewe-Supermärkten ausschließlich deutsche Erdbeeren während der Saison verkauft werde, richte sich der Preis nach dem Bestand. „Aktuell neigt sich die Erdbeer-Saison auf den deutschen Erdbeer-Feldern dem Ende entgegen“, sagt ein Rewe-Sprecher. „Insofern werden logischerweise geringere Mengen geerntet. Das hat zur Folge, dass weniger Menge auf dem Markt ist und demzufolge bei einer Verknappung der Ware die Preise steigen.“

Wetter, Energie-Preise, Personalkosten: Erdbeersaison unter keinem guten Stern

Leicht hatten es die kleinen roten Früchtchen dieses Jahr nicht. Schon im Frühjahr 2023 schlugen Landwirte ob der aktuellen Lage Alarm: steigende Produktions- und Personalkosten würden das Erdbeer-Geschäft kaum mehr rentabel machen. Vor allem der gestiegene Mindestlohn für Erntehelfer ließ den Preis für die Beeren im Vergleich zu 2022 in die Höhe schießen. Importierte Erdbeeren sorgten bei Edeka-Kunden zuletzt ebenfalls für Unmut.

Daneben bereitete auch das launische Wetter mitunter Sorgen mit Blick auf den Ernte-Ertrag. Denn 2022 fiel der Kilopreis phasenweise unter 5 Euro; auch aufgrund eines Überangebots, entstanden durch des damals extrem warmen Winters und Frühlings. Aktuell ist die Wetter-Prognose dagegen eher herbstlich.

Auch Rewe-Tochter sorgt für Gesprächsstoff mit erhöhten Lebensmittelpreisen

Von sich Reden hat allerdings zuletzt eher die Rewe-Tochter Penny gemacht: Unter der Aktion „wahre Preise“ verlangt der Discounter seit Montag (31. Juli) eine Woche lang deutlich mehr Geld für ausgewählte Produkte. So kostet eine Packung Wiener Würstchen plötzlich 6,01 Euro statt 3,19 Euro. Hintergrund: Lebensmittel verursachten in der Regel Umweltfolgekosten, die sich in den Preisen aber nicht oder zu wenig niederschlugen.

Berechnet wurden diese „wahren Preise“ von Wissenschaftlern der Universität Greifswald und der Technischen Hochschule Nürnberg, in Anbetracht der entstandenen Produktionskosten für Klima, Wasser, Gesundheit und Boden, wie unter anderem der NDR berichtet. Für Aktion erntete Penny sowohl Lob als auch Kritik, letzteres nicht nur von Verbrauchern, auch der Deutsche Bauernverband schoss scharf dagegen. Das Experiment sei „Greenwashing“ und „Effekthascherei“, so der Verband. (rku)

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