Sesam-Produkte im Test - Experten finden hohe Giftrückstände

Nach einer riesigen Rückruf-Welle hat Stiftung Warentest weitere Produkte auf Giftstoffe geprüft. In einigen wurde ein extrem hoher Gehalt gefunden.
- Stiftung Warentest* hat Produkte auf Rückstände des krebserregenden Ethylenoxid geprüft.
- Aktueller Rückruf*: Mehr als 40 Rückrufe wurden wegen Ethylenoxid-Rückständen an Sesam gestartet.
- In einem Produkt wurden die 526-fache Menge des Höchstgehalts festgestellt.
Kassel - Mehr als 40 Rückrufe und 450 Meldungen im EU-Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel wurden seit September veröffentlicht. Der Grund für die riesige Rückruf- und Warnwelle sind mit einem giftigen Schadstoff verunreinigte Sesamsamen – zumeist aus Indien.
Die kleinen Samen werden häufiger verwendet, als man zunächst vielleicht vermutet. Sie sind Bestandteil von Brötchen, Brot, Knäckebrot, Müsliriegeln und Knabbermischungen. Sie können jedoch auch als Sesam-Mus, Öl oder Saat zum Kochen verwendet. Aufgrund der breiten Verwendung der giftigen Sesamsamen hat Stiftung Warentest 44 Produkte in einem Test genauer unter die Lupe genommen.
Stiftung Warentest prüft Sesam-Produkte auf mögliche Giftrückstände
Zu den 44 Produkten gehören 26 Sesamsaat-Produkte, 8 Sesammuse, 6 Sesamriegel, 3 native Sesamöle sowie ein sesamhaltiges Reiskuchenprodukt. Bei 19 handelt es sich um Bio-Produkte. Die Produkte wurden im November und Dezember von Stiftung Warentest gekauft und anschließend in einem Test untersucht.
Name | Ethylenoxid |
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Beschreibung | Farbloses hochentzündliches Gas |
EU-Grenzwert in Lebensmitteln | 0,05 mg/kg |
Überprüft wurde von Stiftung Warentest vorrangig, ob die Produkte Ethylenoxid-Rückstände enthalten. Zusätzlich wurden die Produkte dessen Umwandlungsprodukt 2-Chlorethanol untersucht. Die anschließende Bewertung der Produkte orientiert sich am in der EU zulässigen Ethylenoxid-Rückstandshöchstgehalt von 0,05 mg/kg.
Video: Rückruf eines betroffenen Sesam-Produkts bei Edeka
Stiftung Warentest: Produkt mit 526-facher Höchstmenge an Ethylenoxid-Rückständen
In einigen der getesteten Produkte wurden im Test sehr hohe Ethylenoxid-Rückstande gefunden. In einem Produkt wurde die 526-facher Menge des Höchstgehalts gemessen. Bei der Sesamsaat der Marke „Heera“ reichen 34 Körnchen täglich, „nicht mal ein halber Teelöffel voll – und schon ist die Menge erreicht, die gerade noch als wenig bedenklich gilt“, warnen die Experten von Stiftung Warentest.
Das Gas Ethylenoxid wird verwendet, um Keime auf Lebensmitteln abzutöten. „In der EU ist das verboten, in Ländern wie etwa Indien aber durchaus noch Praxis“, erklären die Experten von Stiftung Warentest. Ethylenoxid ist krebserregend und erbgutverändernd. Auch für das Abbauprodukt 2-Chlorethanol gibt es Hinweise dafür. 2-Chlorethanol ist zudem sehr beständig, es verschwindet weder durch Erhitzen oder Abwarten, so Stiftung Warentest.
Stiftung Warentest findet Gift-Rückstände: Welche Sesam-Produkte sind betroffen?
Fast alle Sesam-Lebensmittel im Test kann man bedenkenlos verzehren. Doch bei vier Produkten hat Stiftung Warentest Schadstoffrückstände gefunden, die den gesetzlich zulässigen Wert um ein Vielfaches überschreiten. Eine akute Gefahr bestehe trotz der teils sehr hohen Rückstände nicht. Belastete Lebensmittel sollten aber gar nicht oder möglichst selten verzehrt werden, raten die Experten von Stiftung Warentest.
- TRS Asia‘s Finest Foods: Sesamsamen, Mindesthaltbarkeitsdatum: 07.2021, Herkunft: Indien, 14-fache Menge des Höchstgehalts
- Bamboo Garden Japan: Sesam weiß geröstet, Mindesthaltbarkeitsdatum: 2023, Herkunft: Indien, Nigeria, 16-fache Menge des Höchstgehalts, bereits zurückgerufen
- Anatolia: Gegrillte Sesamsaat, Mindesthaltbarkeitsdatum: 01.02.2022, Herkunft: Indien, 91-fache Menge des Höchstgehalts
- Heera: Sesame Seeds Hulled, Mindesthaltbarkeitsdatum: 12.2021, Herkunft: verschiedene Länder, 526-fache Menge des Ethylenoxid-Höchstgehalts
Trotz der guten Nachrichten warnt Stiftung Warentest, denn die Rückruf-Welle reißt seit September nicht ab. Erst vor kurzem wurde ein aktueller Rückruf für ein Knäckebrot* gestartet. Unbedenklich sind bereits getestete Produkte, in denen keine Rückstände gefunden wurde. Für alle übrigen Produkte rät Stiftung Warentest, das Herkunftsland zu prüfen. Bei Produkten, die aus Indien stammen oder bei denen das Herkunftsland unklar ist raten die Experte: „lieber verzichten“. Das gelte auch für Backwaren mit Sesam. (Sarah Neumeyer) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks