VW in Baunatal: 100 Leiharbeiter-Jobs akut gefährdet - Hunderte weitere stehen auf der Kippe

Die konjunkturelle Schwäche der Autoindustrie wirkt sich jetzt auch auf das VW-Werk Kassel in Baunatal aus.
Bis zu 600 Leiharbeiter-Stellen stehen laut Betriebsratschef Carsten Bätzold insgesamt bis Ende Januar zur Diskussion. 100 Jobs sind ganz akut gefährdet. Und: Nach Schließtagen am 4. und 5. Oktober seien weitere Schließtage – zumindest in Teilbereichen des Werkes – schon Ende Oktober möglich, sagt Bätzold im Gespräch mit der HNA.
Rückläufige Verkaufszahlen in der Branche gingen auch an Volkswagen nicht spurlos vorüber, betont der Betriebsratsvorsitzende im zweitgrößten deutschen Volkswagenwerk mit rund 17.000 Beschäftigten.
Für 100 Leiharbeiter, deren Vertragslaufzeit im Sommer gerade erst um fünf Monate von 31. August auf 31. Januar verlängert worden war, sieht es mit Blick auf eine Weiterbeschäftigung schlecht aus. Laut Bätzold ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Verträge nicht noch einmal verlängert werden.
Betriebsrat kämpft für weitere 500 Leiharbeiter
„Die Lage ist so, wie sie ist“, sagt er zu den konjunkturellen und strukturellen Schwierigkeiten in der Autoindustrie. „Nach Einschätzung des Betriebsrates wird die Weiterbeschäftigung dieser Mitarbeiter nicht gelingen.“ Um den Fortbestand der anderen 500 Stellen werde immer noch mit dem Vorstand gestritten, sagt Bätzold weiter. Die weitere Richtung wolle Wolfsburg in einem Eckpunktepapier als Ergänzung zu der im Juni vorgelegten „Roadmap Digitale Transformation“ festlegen.

Das bestätigt auch Baunatals Werksprecher Heiko Hillwig. Im laufenden Quartal werde anhand der aktuellen Programmplanung über das weitere personelle Vorgehen beraten, sagt er auf Anfrage lediglich. „Im Vordergrund stehen dabei nachhaltige Entscheidungen basierend auf der Roadmap Digitalisierung, dem Transformationsprozess sowie dem demografischen Wandel.“
Der Betriebsrat spricht grundsätzlich immer noch von einer guten Auslastung des nordhessischen VW-Standortes. „Wir sind jetzt nicht mehr bei 120 Prozent, sondern nur noch bei 100 Prozent.“
VW Baunatal spart Kosten mit Schließtagen
Immerhin: Das Management versucht aktuell, durch einzelne Schließtage Kosten zu sparen. Bereits nach dem Feiertag am 3. Oktober war die Produktion für zwei weitere Tage stillgelegt. Ende Oktober könnte es zu weiteren Schließtagen kommen, erläutert der Betriebsrat. „Das ist noch in Beratung. Das steht noch nicht fest“, ergänzt Werksprecher Heiko Hillwig.
Hintergrund: Das sagt die Roadmap Digitale Transformation
Laut dem Sparkonzept Roadmap Digitale Transformation vom Juni sollen bis zu 4000 Arbeitsplätze, vorrangig in der Verwaltung, bei VW Pkw und der Komponente, zu der auch das VW-Werk Kassel gehört, wegfallen. Zudem sollen bis 2023 mindestens 2000 neue Digitalisierungs-Jobs entstehen. Ferner wurde zwischen Vorstand und Betriebsrat eine Beschäftigungsgarantie für die VW AG bis 2029 vereinbart. Bis dahin seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
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