„Noch nie so voll!“ Österreichische Kliniken leiten Triage ein - auch bei Nicht-Corona-Patienten

Was in Deutschland in der vierten Corona-Welle als Horrorszenario gilt, läuft in Österreich bereits: die Triage in Krankenhäusern. Auch an der Grenze zu Bayern. Betroffen sind nicht nur Covid-19-Patienten.
München/Salzburg - Die Triage. Sie ist eine schwierige Bürde, eine Entscheidung, die Mediziner unbedingt umgehen wollen. Denn: Tritt sie ein, müssen sich Ärzte sowie Intensiv- und Krankenpfleger festlegen, welchem Patienten oder welcher Patientin sie zuerst helfen. Dann, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, alle Patienten gleichzeitig angemessen zu versorgen. Im schlimmsten Fall müssen sie damit über Leben oder Tod entscheiden.
Corona in Österreich: Triage in einzelnen Kliniken eingeleitet
In der Coronavirus-Pandemie wurde dieses Szenario schon mehrmals befürchtet. In Italien, das die vierte Corona-Welle dank einer fortgeschrittenen Impfkampagne gut meistert, war die Triage am Anfang der Pandemie bittere Realität gewesen. „Wenn zwei beatmungspflichtige Patienten um einen Beatmungsplatz konkurrieren, dann muss danach entschieden werden, welcher Patient die bessere Behandlungschance hat. Dem würde der Behandlungsplatz zugewiesen werden“, erklärte jüngst Erik Bodendieck, der Präsident der Landesärztekammer Sachsen, zur Triage wegen Corona.
Was nicht nur in Sachsen befürchtet wird, ist in Österreich Anfang Dezember bereits eingetreten. Konkret: Erste Kliniken in der Alpenrepublik sind zur Triage übergegangen, und zwar wegen hoher Infektionszahlen im zweiten Pandemie-Winter, mit der Folge, dass viele Corona-Patienten auf die Intensivstationen kommen.
Corona-Lage in Österreich | |
Corona-Neuinfektionen | 8.882 |
registrierte Corona-Fälle bisher | 1.179.244 |
mit Covid-19 hospitalisiert | 3.241 |
mit Covid-19 auf der Intensivstation | 637 |
mit Corona verstorben (seit Pandemie-Beginn) | 12.625 |
Quelle: Corona-Website des Bundesinnenministeriums, Stand 2. Dezember
Corona in Österreich: Dramatisch Lage auf Intensivstationen wegen Covid-19-Patienten
Wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) im Hauptausschuss des Parlaments mitgeteilt hat, würde die Triage in manchen Krankenhäusern und Intensivstationen nicht nur bei bei Covid-Patienten, sondern teils auch bei Krebspatienten angewandt. Wegen fehlender personeller Kapazitäten. In manchen Fällen müsse darüber entschieden werden, welcher Patient mehr Überlebenschancen habe, erzählte Ressortleiter Mückstein weiter. „Die Intensivstationen waren in der Pandemie noch nie so voll wie heute“, sagte der 47-jährige Wiener. Schon Ende November sei die Belastungsgrenze von 30 Prozent der Intensivbetten, belegt durch Corona-Patienten, deutlich überschritten worden.
In Zahlen: Stand 2. Dezember waren laut Corona-Website des österreichischen Bundesinnenministeriums 3.241 Menschen wegen einer Infektion mit dem Coronavirus hospitalisiert, 637 Covid-Patienten wurden auf den Intensivstationen der Alpenrepublik behandelt - Tendenz steigend. So werde sich laut Gesundheitsminister Mückstein die Lage auf den Intensivstationen in den nächsten ein, zwei Wochen weiter zuspitzen.
Im Video: Corona in Österreich - Ungeimpfte überfüllen Intensivstationen
Ein Beispiel: Die Salzburger Landeskliniken (Salk) an der Grenze zu Bayern hatten schon Mitte November ein Triage-Team zusammengestellt. Stand 2. Dezember waren in Österreich 12.625 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Auch hier ist die Tendenz wieder steigend. (pm) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA