Forschungsteam findet wichtigen Baustein des Lebens auf Jupiter-Mond Europa

Mithilfe des „James Webb“-Weltraumteleskops finden Forscherinnen und Forscher auf dem Jupiter-Mond Europa einen wichtigen Baustein des Lebens.
Baltimore – Der Jupiter-Mond Europa gilt als geeigneter Kandidat für Leben im Sonnensystem, weshalb die US-Raumfahrtorganisation Nasa im kommenden Jahr die Mission „Europa Clipper“ zu dem Eismond schicken will. Zuvor hat bereits das „James Webb“-Weltraumteleskop (JWST) der Raumfahrtorganisationen Nasa, Esa und CSA einen Blick auf den äußerst interessanten Mond geworfen – aus diesen Daten konnten Forscherinnen und Forscher nun sehr spannende Schlüsse ziehen.
Name: | Europa |
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Typ: | Eismond |
Umkreister Planet: | Jupiter |
Besonderheit: | 20-30 Kilometer dicke Eishülle, darunter existiert ein flüssiger Salzwasser-Ozean |
Entfernung zur Erde: | 628.300.000 Kilometer |
Entdeckt am: | 7. Januar 1610 |
Entdeckt von: | Galileo Galilei, deshalb gilt der Mond als einer der vier Galileischen Monde |
Offenbar gibt es in einer bestimmten Region auf der eisigen Oberfläche des Mondes Europa Kohlenstoffdioxid. Der Fund von Kohlenstoff ist für die Forschung immer besonders aufsehenerregend, da Kohlenstoff der wichtigste Baustein des Lebens ist. Eine weitere Erkenntnis der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Der Kohlenstoff stammt sehr wahrscheinlich aus dem bekannten unterirdischen Ozean des Jupiter-Mondes und kam nicht durch externe Quellen wie Meteoriten auf die Oberfläche.
„James Webb“-Weltraumteleskop zeigt Kohlenstoff auf Jupiter-Mond Europa
„Auf der Erde mag das Leben die chemische Vielfalt – je mehr Vielfalt, desto besser. Wir sind kohlenstoffbasiertes Leben. Das Verständnis der Chemie des Ozeans von Europa wird uns helfen, festzustellen, ob er lebensfeindlich ist, wie wir es kennen, oder ob er ein guter Ort für Leben sein könnte“, erklärt Geronimo Villanueva (Goddard Space Flight Center), Hauptautor einer der Studien, die die Ergebnisse beschreiben.
„Wir glauben jetzt, dass wir den Beweis haben, dass der Kohlenstoff, den wir auf der Oberfläche Europas sehen, aus dem Ozean stammt. Das ist keine triviale Sache. Kohlenstoff ist ein biologisch essenzielles Element“, ergänzt Samantha Trumbo (Cornell University), die Hauptautorin der zweiten Studie, in der die neuen „Webb“-Daten analysiert wurden.
Auf Europa gibt es Kohlendioxid und einen unterirdischen Ozean
Das Kohlendioxid, das auf der Oberfläche von Europa gefunden wurde, befindet sich in der Region „Tara Regio“, einem geologisch jungen Gebiet, in dem das Eis an der Oberfläche zerbrochen ist. Wahrscheinlich hat dort ein Materialaustausch zwischen dem unterirdischen Ozean und der eisigen Oberfläche stattgefunden. „Frühere Beobachtungen mit dem ‚Hubble‘-Weltraumteleskop haben gezeigt, dass in Tara Regio Salz aus dem Ozean stammt“, weiß Trumbo. „Jetzt sehen wir, dass auch Kohlendioxid dort stark konzentriert ist. Wir denken, dass dies darauf hindeutet, dass der Kohlenstoff seinen Ursprung wahrscheinlich im inneren Ozean hat.“
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In der Forschung wird bereits seit längerer Zeit darüber debattiert, wie groß der Austausch zwischen dem unterirdischen Ozean und der Oberfläche Europas ist. „Das deutet darauf hin, dass wir möglicherweise einige grundlegende Dinge über die Zusammensetzung des Ozeans erfahren können, noch bevor wir das Eis durchbohren, um ein vollständiges Bild zu erhalten“, freut sich Studienautor Villanueva.
„James Webb“-Weltraumteleskop entdeckt Chemikalien auf Jupiter-Mond
Nicht nur wegen der geologisch jungen Region „Tara Regio“ geht die Forschung davon aus, dass das Kohlendioxid auf Europa vor „geologisch kurzer Zeit“ dort abgelagert wurde. Es gib auch einen zweiten Grund: Kohlendioxid ist auf der Oberfläche des Jupiter-Mondes nicht stabil. Deshalb ist es nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher wahrscheinlich, dass es erst vor geologisch relativ kurzer Zeit dort aufgetaucht ist.
Für die Entdeckung von Kohlendioxid auf Europa nutzten beide Forschungsteams Daten des „Webb“-Instruments NIRSpec. Die Daten, die das Instrument liefert, lassen die Forschung ermitteln, welche Chemikalien sich an welcher Stelle auf der Oberfläche befinden. „Diese Beobachtungen benötigten nur einige Minuten Teleskopzeit“, erklärt die Forscherin Heidi Hammel in einer Mitteilung. „Selbst in dieser kurzen Zeit konnten wir wirklich große wissenschaftliche Arbeit leisten. Diese Arbeit gibt einen ersten Hinweis auf all die erstaunliche Sonnensystemforschung, die wir mit ‚Webb‘ betreiben können.“
Nasa- und Esa-Mission sollen von „Webb“-Daten profitieren
Die Ergebnisse der Forschung sollen nicht nur in die Nasa-Mission „Europa Clipper“, sondern auch die Esa-Mission „Juice“ einfließen. „Juice“ startete im April 2023 zu Jupiter und seinen großen Monden Ganymed, Callisto und Europa und soll diese bei zahlreichen Vorbeiflügen erkunden.
Die Forschungsergebnisse, die im Fachjournal Science veröffentlicht wurden, seien „ein großartiges erstes Ergebnis dessen, was ‚Webb‘ zur Erforschung der Jupiter-Monde beitragen wird“, ist sich der Mitautor Guillaume Cruz-Mermy sicher. „Ich freue mich darauf, zu sehen, was wir durch diese und künftige Beobachtungen noch über ihre Oberflächeneigenschaften lernen können.“ (tab)