Bar-Beben in Hamburg

Hamburger Gastro-Legende will Barzahlung abschaffen: „Man bezeichnete mich als Loser“

  • Fabian Raddatz
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Weil er in seiner Bar kein Bargeld mehr akzeptieren will, wird Jörg Meyer angefeindet. Von seinem Vorhaben will er sich dennoch nicht abbringen lassen.

Hamburg – Jörg Meyer gilt als Legende der Bar-Szene in Hamburg. Er betreibt das „Le Lion“ am Rathausplatz, eine der besten Adressen der Stadt. Zudem gilt Meyer als Erfinder des Gin Basil Smash, der vom renommierten Cocktail-Magazin „Diffords Guide“ auf Platz 3 der besten Drinks der Welt gewählt wurde.

In seiner Bar „Le Lion“ will Jörg Meyer zukünftig keine Bargeldzahlung mehr zulassen. Dafür wird er angefeindet.

Jetzt will Meyer den nächsten Trend vorantreiben: das Bezahlen ohne Bargeld. Meyer kündigte in einem Newsletter „7cl Business“ an, in seiner Bar künftig nur noch auf Kartenzahlung setzen zu wollen. Doch was Meyer dann entgegenschlug, das dürfte selbst den erfahrenen Gastronomen überrascht haben.

Hamburger Gastro-Legende will Barzahlung abschaffen: „Man bezeichnete mich als Loser“

Bereits wenige Stunden nach der Ankündigung trudelten die ersten Anfeindungen auf den sozialen Kanälen via Direktnachricht ein: „Man bezeichnete mich als Loser, meinte, es wäre meine Pflicht, für Freiheit statt staatlicher Überwachung zu ‚kämpfen‘, und dass man meine Bar jetzt meiden würde“, schrieb Meyer.

Von seinem Vorhaben will sich Meyer trotzdem nicht abbringen lassen. Er wolle in den kommenden Wochen „endlich Bargeld abschaffen und die fragwürdige Ungerechtigkeit, mit der Finanzämter Gastronomien bewerten dürfen, umschiffen.“ Was er damit genau meint, erklärt er ebenfalls in dem Schreiben.

Hamburger Bar-Besitzer eckt mit Ankündigung an: „Bargeld für uns kein relevantes Zahlungsmittel mehr“

„In der Praxis ist Bargeld für uns kein relevantes Zahlungsmittel mehr, je nach Betrieb. Wir haben bereits jetzt sehr wenig Barzahlungen. Es gibt Abende mit weniger als 10 Prozent“, so Meyer. Ein weiterer wichtiger Grund für den drastischen Schritt sei laut Meyer der Umstand, dass Bar-Betriebe als bargeldintensive Branchen unter besonderer Beobachtung des Finanzamtes stünden.

Mehr noch: Um Schwarzgeld und Geldwäsche zu bekämpfen, dürften Finanzämter Betriebe wie sein „Le Lion“ mittlerweile rechtlich „anders“ behandeln. Der Gastronom führt aus: „Ein wichtiger Aspekt dieser unterschiedlichen Behandlung ist das Aufheben der Unschuldsvermutung.“

Gastro-Legende will Bargeld abschaffen – und spricht von „staatlicher Willkür“

Im Normalfall müsse das Finanzamt einen Steuerbetrug nachweisen, so Meyer: „Bei bargeldintensiven Branchen wie der Gastronomie ist dies jedoch nicht der Fall.“ Die Folge sei, dass das Finanzamt den Umsatz schätzen dürfe und der Gastronom dann in der Pflicht sei, seine Unschuld zu beweisen. „Andernfalls zahlst du“, so Meyer.

Dieser „staatlichen Willkür“ wolle sich Meyer nun entziehen: „Ich muss mein Unternehmen schützen, die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter erhalten und schlichtweg meine Existenz vor dem Finanzamt und einer staatlichen Willkür namens ‚Bargeldintensiver Branche‘ sichern.“

Rubriklistenbild: © imago/WavebreakmediaMicro

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