Nach Triebwerks-Explosion mit einer Toten: Airline ignorierte offenbar eine Turbinen-Überprüfung

Horror über den Wolken haben Passagiere auf einem Flug von New York nach Dallas erlebt. Dramatische Szenen müssen sich an Bord der Boeing abgespielt haben, wie Augenzeugen berichten. Nun ist ein Passagier tot.
Update vom 19. April: Wie Focus Online berichtet war Southwest Airlines 2016 vom Hersteller der Turbine empfohlen worden innerhalb von zwölf Monaten die Turbinenschaufeln zu inspizieren und sie einer Ultraschalluntersuchung zu unterziehen. Diese Empfehlung wurde ausgesprochen, nachdem auf einem anderen Flug der Airline im Jahr 2016 ebenfalls eine Turbine explodiert war. Southwest Airlines habe die Empfehlung jedoch mit dem Hinweis mehr Zeit für die Inspektionen zu benötigen zurückgewiesen.
Außerdem ist nun bekannt, dass die Tote die Passagierin ist, die beinahe aus dem Flugzeug gesogen wurde. Nachdem Jennifer Riordan von Trümmerteilen schwer verletzt wurde, zogen zwei Männer die Frau zurück ins Flugzeuginnere. Die anschließenden Wiederbelebungsversuche scheiterten allerdings und Riordan erlag ihren Verletzungen.
Einen Schock erlebten Passagiere in einem Boeing-Flieger. Kurz nach dem Start hatte der Pilot mit massive Probleme mit seiner Maschine.
Erstmeldung
Philadelphia - 143 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder waren auf dem Flug 1340 mit einer Boeing der Fluggesellschaft Southwest Airlines unterwegs, als der Zwischenfall passierte: Das linke Triebwerk zerfetzte plötzlich. Metallsplitter bohrten sich offenbar in den Rumpf und durch ein Fenster und der Kabinendruck fiel ab, wie Augenzeugen berichten.
„Das Triebwerk explodierte und ein Fenster drei Sitze vor mir zersplitterte. Eine Frau, die in der Nähe des Fensters saß, wurde dabei schwer verletzt. Sauerstoffmasken fielen raus“, schreibt Passagier Marty Martinez auf seiner Facebookseite. Während er seine Sauerstoffmaske trug, streamte er live aus dem Flugzeug.
Die Frau am Fenster war nicht nur von Teilen der zerstörten Turbine getroffen worden, sondern drohte auch noch, aus dem zerfetzten Fenster heraus gerissen zu werden. Auf CNN berichteten Passagiere, dass Mitreisende die Frau festgehalten hätten.
Die Piloten drehten sofort ab und leiteten die Notlandung ein. Das Passagierflugzeug landete dann außerplanmäßig in Philadelphia (USA). Das bestätigte auch die Fluggesellschaft Southwest Airlines am Dienstag via Twitter. Demnach handelt es sich bei dem Flugzeug um eine Boeing 737-700.
Mehrere Passagiere veröffentlichten Fotos des beschädigten Triebwerks und des zerbrochenen Fensters auf Twitter.
Lokale Medien berichten, dass mindestens ein Passagier im Krankenhaus behandelt werden muss.
Fluggesellschaft bestätigt ein Todesopfer
"Wir gehen davon aus, dass Teile aus dem Triebwerk geschleudert wurden", fügte Sumwalt hinzu. "Es gibt ein Todesopfer." US-Medienberichten zufolge wurden sieben weitere Menschen leicht verletzt.
Bei der Toten handelt es sich um die 43-jährige Jennifer Riordan, eine Bankangestellte und zweifache Mutter aus Albuquerque im Bundesstaat New Mexico, wie Behördenvertreter in ihrer Heimat mitteilten.
Der Bürgermeister von Albuquerque, Tim Keller, die Gouverneurin von New Mexico, Susana Martinez, und der Senator aus dem Bundesstaat, Tom Udall, drückten der Familie der Verstorbenen ihr Mitgefühl aus. Sie würdigten Riordan als alllseits beliebte Bürgerin, die sich für das Gemeinwesen in ihrer Stadt engagierte.
In einer Stellungnahme übermittelte auch die Fluggeselllschaft Southwest Airlines ihre Anteilnahme. An Bord waren nach Angaben der Airline 144 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder.
Der Fernsehsender NBC veröffentlichte Tonaufnahmen, bei denen es sich dem Bericht zufolge um die Kommunikation zwischen dem Cockpit und der Bodenkontrolle handelte. "Uns fehlt ein Flugzeugteil, deshalb müssen wir etwas langsamer fliegen", sagte eine Frau, bei der es sich offenbar um die Pilotin handelt. "Vorsicht über dem Innenstadtbereich", antwortet die Bodenkontrolle.
Darauf die Pilotin: "Können Sie medizinisches Personal auf der Landebahn bereitstellen? Wir haben verletzte Passagiere." Auf die anschließende Frage der Bodenkontrolle, ob das Flugzeug brennt, sagt die Pilotin. "Nein, es brennt nicht, aber ein Teil fehlt. Sie sagen, da ist ein Loch und jemand wurde hinausgeschleudert."
Das erste Unglück der kommerziellen Luftfahrt in den USA seit 2009
Der Passagier Marty Martinez berichtete in einem Livestream auf Facebook: "Etwas stimmt nicht mit unserem Flugzeug! Wir gehen anscheinend runter! Notlandung!" Er veröffentlichte dazu Selfies und ein Video, das ihn mit Sauerstoffmaske im Gesicht zeigte. "Triebwerk explodierte in der Luft und zerstörte ein Fenster drei Sitze von mir entfernt", schrieb er weiter. "Explosion verletzte eine Frau schwer, die auf dem Platz neben dem Fenster saß."
Laut Martinez versuchten Passagiere vergeblich, das Loch in der Fensterscheibe zu stopfen, als das Flugzeug zu schwanken begann und die Flugbegleiter die Passagiere anschrien, sie sollten sich für die Landung anschnallen. "Es hat sich angefühlt wie ein freier Fall", berichtete Martinez nach der Notlandung. Er habe gedacht, sterben zu müssen.
„Wir haben alles unternommen, um das Leben dieser Frau zu retten“
Bei dem Todesopfer handelt es sich nach Berichten lokaler Medien um jene Frau, die zuvor von den Turbinenteilen getroffen und verletzt worden war. Augenzeugen schilderten dem Sender CNN, wie die Splitter des Triebwerks explosionsartig durch das Fenster der Maschine ins Innere eingedrungen seien. Wegen des plötzlichen Druckabfalls in der Kabine fielen Sauerstoffmasken aus der Decke. Die Frau sei fast aus dem Fenster gerissen worden, sagte der Passagier Marty Martinez zu CNN.
Laut Augenzeugen hielten andere Fluggäste die Verletzte fest und zerrten sie zurück in ihren Sitz auf der linken Seite des Flugzeugs. Eine Krankenschwester sagte, sie habe rund 20 Minuten lang versucht, die Frau wiederzubeleben - auch noch als das Flugzeug schon landete. „Wir haben alles unternommen, um das Leben dieser Frau zu retten.“ Sieben weitere Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr leicht verletzt, mussten aber nicht im Krankenhaus behandelt werden.
Es war das erste Unglück der kommerziellen Luftfahrt in den USA seit Februar 2009, als eine Maschine der Fluggesellschaft Colgan auf dem Weg von Newark in New Jersey nach Buffalo im Bundesstaat New York abstürzte und 50 Menschen starben.
Luftfahrtexperten verglichen das Unglück vom Dienstag mit einem Triebwerksausfall auf einem Southwest-Airlines-Flug von New Orleans nach Orlando in Florida 2016. Damals musste die Boeing 737 in Pensacola notlanden. NTSB-Chef Sumwalt kündigte eine Untersuchung über einen möglichen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen an.
Nach Angaben der Feuerwehr erlitten sieben Menschen leichte Verletzungen, sie mussten aber nicht im Krankenhaus behandelt werden, heißt es dort weiter.
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Einen Horror-Trip erlebten ebenfalls die Passagiere auf einem Flug von Atlanta nach Baltimore mit Delta Airlines. Plötzlich gab es einen Knall, dann stieg Rauch in die Kabine.
ml/afp