Russland beginnt Aufholjagd zum Mond – „Wir sehen gerade einen neuen Goldrausch“
Erstmals seit 1976 startet Russland wieder eine Mission zum Mond. Das Ziel ist eher politisch als wissenschaftlich – es geht um wertvolle Ressourcen.
Wostotschny – Russland hat erstmals seit fast 50 Jahren wieder eine Raumsonde in Richtung Mond geschossen und damit den Startschuss für einen neuen Wettlauf zum Mond gegeben. Die russische Sonde Luna-25 befindet sich seit dem frühen Freitagmorgen (11. August) auf dem Weg zum Mond. In fünf Tagen soll sie die Mondumlaufbahn erreichen und um den 21. August am Südpol des Erdtrabanten landen.
Eine indische Raumsonde ist bereits am 14. Juli zum Mond gestartet und hat die Mondumlaufbahn erreicht. Die Landung der indischen Mission „Chandrayaan-3“ soll ebenfalls am Südpol des Mondes stattfinden, allerdings ist die Landung erst für den 23. oder 24. August geplant, da dann am Südpol die Sonne aufgeht und die indische Mission für einen Mondtag (etwa 14 Erdentage) ausgelegt ist.
Russische Mondmission „Luna-25“: Landet Russland vor Indien auf dem Mond?
Läuft alles nach Plan, dürfte Russland es schaffen und Indien im Wettlauf zum Mond noch kurz vor der Ziellinie überholen. Für beide Nationen sind die Mondprogramme wichtig: Indien will nach einem fehlgeschlagenen Landeversuch vor einigen Jahren dieses Mal einen Erfolg präsentieren und nach den USA, der Sowjetunion und China die vierte Nation werden, der eine weiche Landung auf dem Mond gelingt. Russland will sich mit der „Luna-25“-Mission als erfolgreiche Weltraumnation darstellen, der auch Missionen ohne westliche Beteiligung möglich sind.

Nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurden zahlreiche Raumfahrt-Kooperationen zwischen westlichen Nationen und Russland beendet. Unter anderem musste die europäische Raumfahrtorganisation Esa den lange erwarteten Start ihres Mars-Rovers „Rosalind Franklin“ verschieben, da Russland daran beteiligt war. An Bord der Raumsonde „Luna-25“ sollte eigentlich Esa-Technik zum Mond fliegen – auch diese Kooperation wurde abgesagt. Nur bei der Internationalen Raumstation ISS kooperiert die Raumfahrtgemeinde derzeit noch mit Russland.
Russland ist stolz auf die Raumfahrt – Sowjetunion war lange ein Vorreiter
Russland ist stolz auf seine Raumfahrt, schließlich war die ehemalige Sowjetunion lange ein Vorreiter: Sie brachte mit Sputnik den ersten Satelliten ins Weltall, die Hündin Laika war das erste Tier im Weltraum. Der erste Mensch im Weltall war Juri Gagarin und die erste Frau Walentina Tereschkowa. Mehrere unbemannte Landungen auf dem Mond sind der Sowjetunion gelungen, genau wie die Rückführung von Mondgestein zur Erde. Und auch die Raumstation Mir war ein bedeutender Teil der sowjetischen Raumfahrtgeschichte.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion versucht Russland, an diese alten Erfolge anzuknüpfen. Einige Zeit lang schien das zu gelingen: Nachdem die US-Raumfahrtorganisation Nasa das „Space Shuttle“-Programm eingestellt hatte, war Russland mehrere Jahre lang das einzige Land, das in der Lage war, Menschen zur Internationalen Raumstation ISS zu transportieren.
Doch diese Zeiten sind vorbei – und es ist deutlich, dass Russland neben staatlichen Akteuren längst auch Konkurrenz aus dem privaten Sektor bekommen hat: Die „Crew Dragon“-Kapseln des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk befördern seit einiger Zeit Astronauten zur ISS und haben das vorübergehende russische Monopol beendet.
„Wasserrausch“ im Weltraum – Jagd auf Wassereis am Südpol des Monds
„Im Weltraum sehen wir gerade einen neuen Goldrausch, genauer gesagt, einen Wasserrausch“, konstatiert Hélène Huby, Mitgründerin von The Exploration Company, einem NewSpace-Startup, das in Deutschland und Frankreich an einem modularen und wiederverwendbaren Raumfahrzeug arbeitet. Das Ziel des „Wasserrauschs“, den Huby sieht: Der Mond. Dort soll es vor allem am Südpol Wassereis geben, „die wichtigste Ressource für die Herstellung von Wasserstoff und Sauerstoff – also etwa für Treibstoff von Raumfahrzeugen“, weiß die Fachfrau.
Sie stellt fest: „Es kostet dreimal weniger Energie, zur Mondoberfläche zu fliegen, um ein Raumschiff aufzutanken. So spart man sich die Kosten und die Energie, die es für den Wiedereintritt zur Erde benötigt und der Schwerkraft der Erde zu entkommen, um wieder ins Weltall zu gelangen.“
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Wassereis auf dem Mond ist sehr wertvoll für die Raumfahrt
Aus diesem Grund peilen nicht nur Indien und Russland den Südpol des Mondes an. Auch die USA wollen dort landen – im Jahr 2025 und mit Astronauten, wobei sich ein Nasa-Vertreter erst kürzlich erstmals skeptisch über diesen engen Zeitplan äußerte. Auch China ist seit einigen Jahren auf dem Erdtrabanten aktiv und plant, bis 2030 erstmals Menschen auf dem Mond zu landen.
Das sorgt in der Nasa-Führungsetage für Sorgenfalten. Bereits im Januar warnte Nasa-Chef Bill Nelson mit Blick auf China: „Es ist eine Tatsache: Wir sind in einem Space Race. Und es ist wahr, dass wir besser aufpassen sollten, dass sie nicht unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung an einen Ort auf dem Mond gelangen. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sagen: ‚Bleibt draußen, wir sind hier, das ist unser Territorium.‘“
Das Wassereis auf dem Mond ist sehr wertvoll für die Raumfahrt und der Wettlauf hat begonnen. (tab)