Indischer Mond-Rover „Pragyan“ wacht nicht auf – Hoffnung schwindet
Weil es auf dem Mond nachts kalt wird, wurde der indische Mond-Rover „Pragyan“ in einen „Schlafmodus“ gebracht. Doch nun läuft die Zeit ab.
Bangalore – Im August hat Indien mit der Mond-Mission „Chandrayaan-3“ Geschichte geschrieben. Das Land wurde zur vierten Nation, der die weiche Landung auf dem Mond gelungen ist. Doch nach nur 14 Tagen auf dem Erdtrabanten ist die Mission offenbar bereits vorbei. Versuche, den inidschen Mondrover „Pragyan“ und sein Landegerät „Vikram“ wieder aufzuwecken, sind bisher jedenfalls gescheitert.
Das ist kein Misserfolg der Mission, sondern war eigentlich von Anfang an so geplant. Auf dem Mond herrschen für Raumfahrtmissionen sehr schwierige Bedingungen. Scheint die Sonne auf die Oberfläche, wird es dort bis zu 130 Grad Celsius heiß. In der Nacht fällt die Temperatur auf eisige -160 Grad Celsius – in der Nähe des Südpols können es sogar weit über -200 Grad werden.
Indischer Mond-Rover „Pragyan“ hat sich noch nicht zurückgemeldet
Der Vorteil der Forschung: Auf dem Mond herrschen 14 Tage am Stück Tag, dann folgen 14 Tage eiskalte Nacht. Um den 14-tägigen Sonnenschein auszunutzen, war die indische „Chandrayaan-3“-Mission zu Beginn des Mondtags am Südpol des Erdtrabanten gelandet.

Geplant war, dass Rover und Lander 14 Erdentage lang auf dem Mond forschen. Ein unerwarteter Fund auf dem Mond ist für die Forschung bisher besonders spannend, aber auch die festgestellte Bewegung auf dem Mond interessiert die Wissenschaft. Ob die beiden Forschungsgeräte die eiskalte Nacht überstehen würden, war dagegen von Anfang an unklar und auch nicht direkt geplant.
Als nach 14 Forschungstagen die Nacht drohte, wurden der Rover und sein Lander in eine Art „Schlafmodus“ gebracht – in der Hoffnung, dass sie die eiskalte Nacht überstehen und sich die Batterien durch die Sonnenstrahlung am nächsten Mondtag wieder aufladen würden.
Indische Raumfahrtbehörde ISRO will Kontakt wieder herstellen
Am 23. September, nachdem die Sonne über dem Südpol des Mondes wieder aufgegangen war, schrieb die indische Raumfahrtorganisation ISRO auf X (früher Twitter): „Es wurden Anstrengungen unternommen, um die Kommunikation mit dem Vikram-Lander und dem Pragyan-Rover herzustellen, um ihren Aufwachzustand festzustellen.“ Doch die schlechte Nachricht folgte direkt hinterher: „Bis jetzt wurden keine Signale von ihnen empfangen.“ Die Versuche, den Kontakt wiederherzustellen, sollten jedoch weitergehen, so die ISRO. Seitdem gab es kein offizielles Update mehr.
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Gegenüber der BBC erklärte jedoch der ehemalige ISRO-Chef AS Kiran Kumar, wie die Situation ist: „Die Chancen auf ein Wiedererwachen schwinden mit jeder Stunde.“ Der Lander und der Rover hätten „so viele Komponenten, die die eisigen Temperaturen auf dem Mond nicht überlebt haben könnten“, so der Fachmann, der eine große Hürde sieht: „Solange der Sender des Landers nicht eingeschaltet ist, haben wir keine Verbindung. Er muss uns mitteilen, dass er am Leben ist. Selbst wenn alle anderen Subsysteme funktionieren, haben wir keine Möglichkeit, das zu wissen.“
Nur wenn der Lander funktioniert kann der Mond-Rover mit der Erde kommunizieren
Funktioniert also der Lander „Vikram“ nicht oder nur eingeschränkt, kann der Rover keinen Kontakt mit der Erde aufnehmen. Und die Zeit für den Lander und den Rover wird knapp: Derzeit liegt die Seite des Mondes, die Richtung Erde zeigt, im Sonnenlicht (am 29. September ist Vollmond). Doch bereits um den 6. Oktober herum dürfte die Sonne an dem Ort, an dem sich die beiden indischen Forschungsgeräte befinden, wieder untergehen. Die nächste Nacht droht – und es wird wieder eiskalt. (tab)