Wolken leuchten am dunklen Himmel - Was hinter dem Wetter-Phänomen der leuchtenden Nachtwolken steckt

Am Himmel kann man derzeit ein seltenes Wetter-Phänomen beobachten: Leuchtende Nachtwolken. Für die Entstehung der faszinierenden Wolken braucht es ganz bestimmte Bedingungen.
- Im Juni und Juli tritt ein seltenes Wetter*-Phänomen auf: Leuchtende Nachtwolken (NLC)
- Die silbrig, weiß oder bläulich leuchtenden Wolken kommen nur unter ganz bestimmten Bedingungen zustande
- Wie die leuchtenden Nachtwolken entstehen und wie man sie beobachtet
Offenbach - In den Monaten Juni und Juli können aufmerksame Beobachter ein seltenes Wetter-Phänomen am Himmel entdecken: leuchtende Nachtwolken (abgekürzt NLC, von noctilucent clouds). Die leuchtenden Nachtwolken sind ein beeindruckender Anblick: Blickt man Richtung Norden sieht man die faserigen Wolken, die mal silbrig-blau leuchten, mal gelblich oder weiß, während der sie umgebende Himmel bereits dunkel ist. Nimmt man es genau, leuchten die leuchtenden Nachtwolken jedoch nicht selbst: Eiskristalle werden von der Sonne angestrahlt und reflektieren das Licht.
Wetter-Phänomen: Leuchtende Nachtwolken (NLC) sieht man nur, wenn der Himmel dunkel ist
Für die Entstehung des Wetter-Phänomens leuchtenden Nachtwolken müssen ganz bestimmte Bedingungen herrschen: Das schwache Leuchten der leuchtenden Nachtwolken sieht man nur, wenn es gleichzeitig bereits dunkel ist. Damit die Wolken nach Einsetzen der Dunkelheit überhaupt noch von der bereits untergegangenen Sonne erfasst werden können, müssen sie besonders hoch stehen: Sie befinden sich in der Mesopause der Erdatmosphäre, in einer Höhe von etwa 81 bis 85 Kilometern - im Gegensatz zu den meisten anderen Wolken, die nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD)* in Offenbach eine Höhe von etwa 13 Kilometern erreichen.
Im Juni und Juli sind die Bedingungen für leuchtende Nachtwolken ideal: Die Temperaturen in der Mesopause sind so niedrig, dass sich dort die Wolken aus Eiskristallen bilden. Auch der Stand der Sonne spielt eine Rolle: Sie muss weit genug unter den Horizont gesunken sein, so dass der Himmel dunkel wird. Gleichzeitig darf sie jedoch nicht zu tief stehen - sonst erreichen ihre Strahlen die Wolken nicht mehr. Die Sonne muss mindestens sechs Grad und darf maximal 16 Grad unter dem Horizont stehen, um die leuchtenden Nachtwolken zu erzeugen.
Wetter-Phänomen leuchtende Nachtwolken: Mal sind sie silbrig-weiß, mal bläulich oder gelblich
Leuchtende Nachtwolken gibt es in den unterschiedlichsten Farben: Manchmal sind sie silbrig-weiß, manchmal bläulich oder sogar gelblich. Am häufigsten sind leuchtende Nachtwolken tief am Horizont zu beobachten. Dort werden die Eiskristalle einfacher von den ersten oder letzten Sonnenstrahlen des Tages erwischt und beginnen zu leuchten.
Das Wetter-Phänomen leuchtende Nachtwolken beobachten
Wer das Wetter-Phänomen leuchtende Nachtwolken beobachten möchte, sollte folgendes wissen:
- Leuchtende Nachtwolken kann man meist in den Monaten Juni und Juli sehen, sehr selten auch im Mai oder August
- Leuchtende Nachtwolken tauchen meist im Nordwesten bis Nordosten auf
- Leuchtende Nachtwolken sind meist tief am Horizont zu beobachten
- Leuchtende Nachtwolken kann man am besten in der Zeit weit nach dem Sonnenuntergang oder morgens in der ersten Dämmerung sehen
Für die Beobachtung der leuchtenden Nachtwolken braucht man keine besondere Ausrüstung - nur Geduld beim Warten auf das Wetter-Phänomen. Mittlerweile gibt es in sozialen Netzwerken jedes Jahr zahlreiche Fotos von leuchtenden Nachtwolken. Derzeit sind die Bedingungen in der Mesopause offenbar besonders gut - das Phänomen „leuchtende Nachtwolken“ tritt momentan häufig auf. Teilweise fällt den Beobachtern des Wetter-Phänomens dabei auch der mit bloßem Auge sichtbare Komet Neowise (C/2020 F3) auf, wie auf einigen Bildern zu sehen ist.
Wetter-Phänomen „Leuchtende Nachtwolken“: Wie entstehen die Eiskristalle?
Leuchtende Nachtwolken wurden erstmals im Jahr 1885 beschrieben und damals als Folgeerscheinung eines Vulkanausbruchs interpretiert. Als in den folgenden Jahrzehnten weiter leuchtende Nachtwolken beobachtet wurden, wurde jedoch klar, dass es noch eine andere Quelle für die Entstehung der Eiskristalle in der Mesopause geben muss. Vollständig erforscht ist das Wetter-Phänomen bis heute nicht, es gibt jedoch die Theorie, dass die Kristallisationskerne, aus denen in der Mesopause die Eiskristalle entstehen, aus dem Material bestehen, das beim Verglühen von Meteoren in der Erdatmosphäre freigesetzt wird. Das ist nicht unwahrscheinlich: Sternschnuppen* leuchten etwa in der Höhe auf, in der die Eiskristall-Wolken zu finden sind.
An den Kristallationskernen kondensiert Wasser, das durch Turbulenzen in der Luft bis hoch in die Mesopause aufgestiegen ist. Im Sommer wird es in der Mesopause besonders kalt, so dass das Wasser an den Kristallisationskernen gefriert - Eiskristall-Wolken entstehen und können von der Sonne in leuchtende Nachtwolken „verwandelt“ werden. (Von Tanja Banner) *op-online.de und fr.de sind Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.