Falscher Hitzerekord in Lingen - Wert wird seit Jahren falsch gemessen: „Nicht hinnehmbar ...“

Aus Lingen wurde kürzlich ein neuer Temperaturrekord vermeldet. Doch nun gibt es Kritik an dem Messverfahren.
Lingen - Während der Hitzewelle der vergangenen Woche wurde der deutsche Hitzerekord gleich mehrfach gebrochen. Doch hinter einem Höchstwert stehen Fragezeichen: In Lingen (Niedersachen) wurde eine Temperatur von 42,6 Grad Celsius gemessen. WetterOnline vermeldet nun, dass das Portal den Höchstwert nicht anerkennen werde.
Denn es gibt festgelegte Standards, die beim Aufstellen einer anerkannten Wetterstation zu beachten sind. Diese Regelungen hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgelegt, damit weltweit gemessene Werte miteinander besser verglichen werden können. Jetzt warnt die WMO vor einem Hitzesommer 2020 - ausgerechnet während der Corona-Pandemie.
In den Standards heißt es unter anderen, dass bezüglich des Standorts einige Dinge zu beachten sind. So muss ein ausreichender Abstand zum Boden und zu Gebäuden eingehalten werden. Der Grund: Steht die Station zu nah an Wänden, wird der gemessene Wert durch die abgestrahlte Hitze verfälscht. Ebenso muss eine ausreichende Belüftung sichergestellt sein.
Falscher Hitzerekord in Lingen: Messfehler waren Deutschem Wetterdienst bekannt
Was WetterOnline an der Messung in Lingen kritisiert: Der Bewuchs um die Messstation habe in der Vergangenheit so stark zugenommen, dass die Belüftung nicht mehr im erforderten Umfang gewährleistet sei. Das führt dazu, dass sich die Hitze rund um die Messtation staut. Das Portal berichtet, dass dieser Effekt der höheren Temperaturen in den vergangenen Jahren zugenommen habe.
Dass die Ergebnisse verfälscht sind, sei auch dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bekannt gewesen. Schließlich habe der DWD dies bereits im Jahr 2014 seinerseits zum Thema gemacht. Damals wurde zwar die Verlegung der Wetterstation beschlossen, bis heute allerdings nicht durchgeführt.
Falscher Hitzerekord in Lingen: Experte äußerte schon früh bedenken
Zu dem Fall in Lingen schreibt WetterOnline schließlich: „Aus unserer Sicht ist es nicht hinnehmbar, dass womöglich über Jahre hinweg im In- und Ausland ein offensichtlich viel zu hoher Rekordwert zitiert wird.“ Wie groß die Abweichung in Lingen ist, teilte das Portal nicht mit. Gegenüber dem NDR hatte ein Wetterexperte bereits am Tag der Messung Kritik an dem Messwert erhoben.
Wird der Wert aus Lingen nicht berücksichtigt, halten Duisburg-Baerl und Tönisvorst (beide Nordrhein-Westfalen) mit einem Höchstwert von 41,2 Grad Celsius den Temperaturrekord in Deutschland. Auch wenn der vermeintliche Höchstwert aus Lingen Messfehler beinhaltet, bleibt eine Beobachtung unumstritten: Der Juli war ein ausgesprochen heißer Monat. Nach der Meinung vieler Experten werden Wetterextreme in der Zukunft häufiger auftreten.
Nach den hohen Temperaturen im Juli könnte das Wetter im aber August umschlagen. Es wird mit großen Mengen Regen gerechnet. In den vergangenen Tagen deutete sich der Umschwung bereits an.
Video: 42,6 Grad bestätigt: Hitze-Hauptstadt Lingen
dg