Rover entdeckt mysteriöse, grüne Substanz auf der Mond-Rückseite - Forscher wissen nun, um was es sich handelt

Der chinesische Rover „Yutu-2“ entdeckt in einem Einschlagkrater auf der Rückseite des Mondes eine seltsame Substanz. Jetzt wissen Forscher, worum es sich handelt.
- Der chinesische Mond-Rover „Yutu-2“ hat im Juli 2019 eine mysteriöse Substanz auf dem Mond entdeckt
- Forscher nutzten die Kameras des Rovers, um die ungewöhnlich gefärbte, gel-artige Substanz zu untersuchen
- Nun - etwa ein Jahr später - veröffentlichen die Forscher ihre Ergebnisse
Update vom 9. Juli 2020: Im vergangenen Jahr sorgte der Fund einer mysteriösen Substanz auf der Rückseite des Mondes für Aufsehen. Der chinesische Mond-Rover „Yutu-2“ hatte eine ungewöhnlich gefärbte, gel-artige Substanz entdeckt, die die beteiligten Forscher mit Hilfe seiner Kameras und eines Spektrometers untersucht hatten. Jetzt wurden die Ergebnisse der Forschung im Fachjournal „Earth and Planetary Science Letters“ veröffentlicht.
Bei der grünlichen, dunklen Substanz, die der Mond-Rover auf der Rückseite des Mondes gefunden hat, handelt es sich nach Angaben der Forscher um eine so genannte Brekzien mit Impaktschmelzanteil, einen Zusammenschluss von Gestein, der unter anderem aus erstarrter Gesteinsschmelze besteht. Der Stein ist den Angaben zufolge etwa 52x16 Zentimeter groß und gleicht offenbar zwei Mondgestein-Proben, die von „Apollo“-Missionen mit zur Erde gebracht wurden.
Der auffällige Stein entstand demnach bei einem Einschlag auf dem Mond, durch den Mondgestein schmolz und zusammenklumpte. Entdeckt wurde der Stein im Von-Kármán-Krater im Südpol-Aitken-Becken, dem größten Einschlagskrater auf dem Mond und dem größten bekannten Einschlagskrater unseres Sonnensystems. Der Krater hat einen Durchmesser von etwa 2500 Kilometern und ist bis zu 13 Kilometer tief.
Rover entdeckt mysteriöse Substanz auf der Mond-Rückseite - erste Aufnahme veröffentlicht
Update vom 26. September 2019: Nachdem der chinesische Mond-Rover „Yutu-2“ mit dem Fund einer mysteriösen Substanz für Aufsehen sorgte, gibt es neue Informationen. Mittlerweile konnte der Rover einen genaueren Blick auf die Stelle mit der ungewöhnlichen Substanz werfen. Dazu fuhr das Team, das den Rover von der Erde aus steuert, das Gefährt sehr vorsichtig an den Krater auf dem Mond heran und nahm dort auch neue Bilder auf.
Das deutlichste veröffentlichte Bild zeigt zwei der sechs Räder des Rovers und einen Blick in den etwa zwei Meter großen Krater. Aufgenommen hat das Bild eine Kamera, die eigentlich dazu da ist, Hindernisse zu erkennen und zu vermeiden. Der graue Kasten und die roten und grünen Farben stammen vermutlich von der Kamera, nicht von der mysteriösen Substanz, wie space.com berichtet.

Wie ein Wissenschaftler dem Online-Fachmagazin sagte, könnte das Bild trotz seiner schlechten Qualität Hinweise auf das Material geben. Der Mondwissenschaftler Clive Neal sagt demnach, das Material ähnele Material, das bei der „Apollo 17“-Mission 1972 gefunden wurde. Dabei handelte es sich um Material, das durch einen heftigen Meteoriteneinschlag auf der Mondoberfläche entstand. Durch den Einschlag schmolzen Steine auf der Mondoberfläche, die dann glasähnlich aussehen und kristalline Strukturen aufweisen.
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Da der Rover in der Lage ist, bessere Bilder zu machen, geht man davon aus, dass die chinesischen Wissenschaftler bessere Aufnahmen haben. Ob sie veröffentlicht werden und wenn ja, wann sie veröffentlicht werden, ist bisher nicht bekannt.
Mond-Rover „Yutu“ entdeckt mysteriöse Substanz
Erstmeldung vom 4. September 2019: Als der chinesische Rover „Yutu-2“ Anfang des Jahres auf dem Mond landete, konnte China einen großen Erfolg feiern: Es handelte sich um die erste Mission, die auf der Rückseite des Mondes landete. Die Rückseite des Mondes ist von der Erde aus nie zu sehen und wurde bisher nicht erforscht. Seit acht Mondtagen (ein Mondtag dauert jeweils 29 Erdtage, davon scheint etwa die Hälfte der Zeit die Sonne, die andere Hälfte ist es Nacht) rollt der Rover, der ins Deutsche übersetzt „Jadehase“ heißt, über die Mondoberfläche.
Doch an seinem achten Mondtag machte „Yutu-2“ eine merkwürdige Entdeckung. Die Entdeckung war so seltsam, dass sie die Forscher dazu veranlasste, ihre Pläne für den neunten Mondtag des Rovers über den Haufen zu werfen. Was war passiert?
Chinesischer Rover entdeckt ungewöhnliche Substanz auf dem Mond
Der Rover hatte am 25. Juli damit begonnen, durch ein Gebiet mit kleinen Einschlagkratern zu fahren. Drei Tage später begann das Team, das den Rover von der Erde aus betreut, „Yutu-2“ für seinen „Mittagsschlaf“ während der größten Hitze am Mondtag vorzubereiten. Dabei entdeckte ein Teammitglied auf einem Bild der Hauptkamera in einem Krater etwas Unerwartetes: Eine ungewöhnlich gefärbte, „gel-ähnliche“ Substanz, wie das Fachportal space.com berichtet.
Daraufhin habe man alle Pläne, wie der Rover sich nach seinem „Mittagsschlaf“ verhalten sollte, geändert. Eigentlich sollte „Yutu-2“ weiterfahren, doch nun wurden seine Instrumente auf die unbekannte Substanz gerichtet, um herauszufinden, worum es sich handelt und woher das Material stammt.
Worum es sich bei dem mysteriösen Material auf dem Mond handeln könnte
Mit Hilfe von Kameras und einem Spektrometer, das „Yutu-2“ an Bord hat, untersuchten die chinesischen Forscher das seltsame Material im sichtbaren Bereich und im Infrarotlicht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden bisher noch nicht veröffentlicht. Experten, die nicht direkt in die Untersuchung involviert sind, haben jedoch schon einen Verdacht: Bei der Substanz könnte es sich um geschmolzenes Glas handeln, das auf den Mond kam, als Meteoriten dort einschlugen.
Am 24. August wachte „Yutu-2“ erneut aus einer eiskalten Mondnacht auf. Der Plan für den neunten Mondtag sah vor, dass der Rover weiter in Richtung Westen fährt. Um den 5. September herum wird „Yutu-2“ sich erneut für die lunare Nacht in den Ruhezustand versetzen.
„Apollo 17“ entdeckte orangefarbene Substanz auf dem Mond
Es ist nicht das erste Mal, dass auf dem Mond* seltsam gefärbtes Material entdeckt wurde. Der „Apollo 17“-Astronaut Harrison Schmitt entdeckte bei seinem Ausflug auf dem Mond orangefarbigen Boden in der Nähe der Landestelle. Geologen fanden später heraus, dass das orangefarbene Material vermutlich vulkanischen Ursprungs ist. Weniger mysteriös ist dagegen die neueste Entdeckung von Forschern: Sie haben Wasserdampf in der Atmosphäre des Exoplaneten K2-18b entdeckt.
Verglichen mit der „Apollo“-Mission hat die chinesische Mond-Mission einen großen Nachteil: „Chang‘e 4“* ist unbemannt und der Rover hat keinen Greifarm, mit dem er die Substanz genauer untersuchen könne. Die nächste chinesische Mission ist zwar bereits für Ende des Jahres datiert, doch auch „Chang‘e 5“ wird keine Astronauten auf den Mond bringen. Nach aktuellem Stand werden die nächsten Menschen frühestens 2024 den Mond betreten*. Bis zu diesem Jahr wollen die USA die erste Frau und den nächsten Mann* zum Mond transportieren.
Eine israelische Mondlandung* ist in diesem Jahr* bereits schiefgegangen, doch eine weitere unbemannte Mission könnte schon am Wochenende auf dem Mond ankommen: Die indische Raumsonde „Chandrayaan-2“ hat ihren Lander bereits abgetrennt und Richtung Mond* geschickt. Am späten Freitagabend (gegen 22 Uhr deutscher Zeit) soll der Lander „Vikram“ landen und einen kleinen Rover auf dem Mond aussetzen. Indien wäre dann hinter der Sowjetunion, den USA und zuletzt China die vierte Nation, der eine weiche unbemannte Landung auf dem Mond gelingt. (Von Tanja Banner) *fr.de ist Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.