Nasa entdeckt erdgroßen Planeten - der keine „zweite Erde“ ist
Das Nasa-Weltraumteleskop „Tess“ hat seinen ersten erdgroßen Planeten entdeckt. „TOI 700 d“ ist gar nicht so weit entfernt - aber keine „zweite Erde“.
- Das Weltraumteleskop „Tess“ der Nasa hat einen erdgroßen Planeten entdeckt
- Der Exoplanet befindet sich in der „habitablen Zone“ seines Sterns - ist aber keine „zweite Erde“
- Das bedeutet: sogar flüssiges Wasser könnte auf dem Exoplaneten „TOI 700 d“ möglich sein
Gibt es Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die womöglich bewohnt sind oder zumindest bewohnbar sein könnten? Auf der Suche nach erdgroßen Exoplaneten, die nah gelegene Strene umkreisen, hat der Planetenjäger „Tess“ (Transiting Exoplanet Survey Satellite) der US-Raumfahrtorganisation Nasa eine erste Entdeckung gemacht: Den Exoplaneten „TOI 700 d“ hat das Weltraumteleskop aufgespürt. Die Bedingungen auf dem Exoplaneten könnten genau richtig sein, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche zu ermöglichen, teilte die Nasa beim Jahrestreffen der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (AAS) in Honolulu mit.
Nasa entdeckt Planet „TOI 700 d“ - er ist nicht weit von der Erde entfernt
Der etwa erdgroße Exoplanet „TOI 700 d“ befinde sich relativ nah an der Erde - nur rund hundert Lichtjahre von unserem blauen Planeten Erde entfernt. Der Stern, den „TOI 700 d“ umkreist, wurde zunächst falsch eingestuft - was sich auch auf dessen drei Planeten auswirkte: Sie wurden zunächst für heißer und größer gehalten, als sie es tatsächlich sind. Doch Amateur-Astronomen, die mit dem „Tess“-Team zusammenarbeiten - unter anderem der Schüler Alton Spencer - bemerkten den Fehler.
„Als wir die Parameter des Sterns korrigierten, schrumpfte die Größe seiner Planeten, und wir stellten fest, dass der äußerste von ihnen in etwa die Größe der Erde hat und in einer bewohnbaren Zone liegt", erklärt die Studentin Emily Gilbert von der University of Chicago. Auch das „Spitzer“-Weltraumteleskop, das zu Rate gezogen wurde, bestätigte das.
Nasa-Entdeckung: Exoplanet „TOI 700 d“ umkreist seinen Stern ein Mal alle 37 Tage
„TOI 700 d“ ist nach Nasa-Angaben zwanzig Prozent größer als die Erde, benötigt 37 Tage, um seinen Stern einmal zu umkreisen und bekommt von diesem Stern 86 Prozent der Energie, die die Erde von der Sonne erhält.
Die drei Planeten, die um den Stern kreisen, scheinen in einer gebundenen Rotation mit dem Stern gefangen zu sein - das bedeutet, dass sie sich so langsam drehen, dass immer dieselbe Seite des Planeten von der Sonne angestrahlt wird. Auf der Erde kann man dieses Phänomen beinahe jede Nacht beobachten: bei unserem Mond, der dem Beobachter auch immer dieselbe Seite zuwendet.
Warum der Exoplanet „TOI 700 d“ keine „zweite Erde“ ist
Um die häufig zitierte „zweite Erde“ handelt es sich bei „TOI 700 d“ übrigens nicht: Die Nasa spricht in ihren Mitteilungen von „erdgroß“. Gleichzeitig befindet sich „TOI 700 d“ zwar in der „habitablen Zone“ seines Sterns - das bedeutet jedoch nur, dass sich der Planet in einer Umgebung bewegt, in der flüssiges Wasser möglich ist.
Ob es auf dem Planeten tatsächlich Wasser gibt, ist unklar. Außerdem fehlen eigentlich weitere wichtige Elemente, die aus einem Planeten eine „zweite Erde“ machen: beispielsweise eine lebensfreundliche Atmosphäre.
„TOI 700 d“ ist nicht der erste von der Nasa entdeckte Exoplanet
Weltraumteleskop entdecken immer wieder Exoplaneten, auf denen sogar flüssiges Wasser möglich wäre. Das Teleskop „Kepler“ hat vor seiner Abschaltung* zahlreiche solcher Planeten entdeckt. Für „Tess“, dessen Mission erst 2018 begonnen hat*, ist es die erste Entdeckung eines erdgroßen Planeten. Das Weltraumteleskop hatte zuvor beispielsweise eine „heiße Erde“ entdeckt*. Mit der Entdeckung eines Planeten um den Stern AU Microscopii* hilft „TESS“ der Planeten-Forschung.
Die Aufgabe von „Tess“ ist es, erdgroße Planeten zu finden, die in der Nähe unseres Sonnensystems ihre Bahnen um fremde Sterne ziehen. Bereits entdeckte Exoplaneten könnten anschließend von der Esa-Mission „CHEOPS“ genauer untersucht werden.
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Von Tanja Banner, mit Material von afp
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