Griechenland unter Wasser: Ehepaar aus Österreich vermisst – Zahl der Toten steigt
Verheerende Unwetter in Griechenland sorgen für Chaos. Zwar gilt Sturmtief „Daniel“ als beendet, eine Entspannung der Lage ist bislang jedoch undenkbar.
Update vom 8. September, 20.45 Uhr: Die Zahl der Todesopfer nach den schweren Überschwemmungen in Griechenland ist mittlerweile auf mindestens zehn Menschen gestiegen, wie Katastrophenschutzminister Vassilis Kikilias von der griechischen Regierung erklärt hatte. Zudem würden vier weitere vermisst werden, nach denen die Einsatzkräfte mit Hochdruck suchen würden. Alle Verstorbenen seien demnach in der Region Thessalien entdeckt worden.

Am Freitag wurden zudem Hunderte weitere Menschen aus Dörfern gerettet, so die Behörden. Viele Gerettet seien dabei am Ende ihrer Kräfte gewesen. Eine 104 Jahre Bewohnerin, die selbst evakuiert wurde, erklärte gegenüber dem Sender ERTnews: „Ich habe Kriege und Hungersnot erlebt, aber so etwas noch nie“. Dabei habe sie auch mit ansehen müssen, wie eine Nachbarin von ihr leblos durch ihre Küche geschwommen sei.
Wetterdienst erklärt Sturmtief „Daniel“ für beendet – Ehepaar aus Österreich vermisst
Unter den Vermissten sei auch ein junges Ehepaar aus Österreich. „Zum aktuellen Zeitpunkt müssen wir leider bestätigen, dass zwei österreichische Staatsbürger am von den Unwettern stark betroffenen Pilion vermisst werden“, bestätigte das Außenministerium in Wien der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Die griechische Wetterbehörde EMY hatte derweil das Sturmtief „Daniel“ für beendet erklärt. Insgesamt seien rund 72.000 Hektar Landfläche überschwemmt worden. Besonders betroffen sei die Gemeinde Karditsa. Experten in griechischen Medien erwarten enorme Schäden, die in die Milliarden-Höhe gehen könnte.
Update vom 8. September, 7.48 Uhr: In den vom Sturmtief „Daniel“ überschwemmten Gebieten Mittelgriechenlands laufen die Rettungsarbeiten auf Hochtouren. Am Donnerstagabend wurden zwei weitere Todesopfer geborgen, wie die Feuerwehr mitteilte. Damit stieg die Zahl der Toten auf sechs. Darüber hinaus wurden bereits Hunderte Menschen aus den überfluteten Gebieten gerettet.
Erstmals konnten Hubschrauber am Donnerstagnachmittag in die völlig überschwemmten Dörfer der Gemeinde Karditsa fliegen, um dort Menschen von Hausdächern zu retten; zuvor war das Unwetter zu stark. Auch das Militär wurde hinzugezogen und drang mit gepanzerten Fahrzeugen in unzugängliche Gegenden vor, wie griechische Medien berichteten. Das Extrem-Wetter soll spätestens an diesem Freitag vorbei sein, wie Meteorologen prognostizierten – die Schäden sind noch nicht abzusehen.

Überschwemmungen in Griechenland: Einwohnern gehen Trinkwasser und Lebensmittel langsam aus
In den Städten Volos und Larisa war die Situation katastrophal. In Larisa waren nach den tagelangen Regenfällen rund 80 Menschen über 24 Stunden ohne Nahrung und Trinkwasser von den Fluten umzingelt, wie die Zeitung „To Proto Thema“ berichtete. Schließlich sei ein Anwohner mit einem Traktor samt Anhänger gekommen und habe die Menschen in Sicherheit gebracht.
In der Hafenstadt Volos mit rund 150 000 Einwohnern hatten die starken Regenfälle unzählige Tonnen Matsch in die Straßen gespült. Autoverkehr blieb bis auf weiteres verboten, um den Rettungskräften den Weg frei zu halten und weil Straßen überschwemmt oder weggespült waren. Strom- und Wasserversorgung waren bis zum Donnerstagabend noch nicht wieder hergestellt. Derweil gingen in den Supermärkten die Trinkwasser-Vorräte zur Neige; Bilder zeigten Schlangen von Menschen, die inmitten der Überschwemmung für ein paar Flaschen Wasser anstanden. Auch bei der Lebensmittelversorgung gebe es zunehmend Probleme, berichtete die Tageszeitung „Kathimerini“.
Unwetter in Griechenland: Etliche Orte von Außenwelt abgeschnitten – Zahl der Toten steigt
Update vom 7. September, 13.45 Uhr: Bei den schweren Überschwemmungen in Griechenland ist ein weiterer Mensch gestorben. Am Donnerstag wurde die Leiche eines Hirten nahe der mittelgriechischen Stadt Domokos geborgen. Das Opfer sei im Geröll entdeckt worden, teilte die Feuerwehr mit. Damit ist die Zahl der Toten der Überschwemmungskatastrophe auf mindestens vier gestiegen.
Bei den anderen Opfern handelt es sich um zwei Männer und eine Frau, deren Leichen in den vergangenen drei Tagen im Raum der Hafenstadt Volos entdeckt wurden. Auch wurden noch Menschen vermisst – wie viele, blieb zunächst unklar, weil etliche Dörfer auch am Donnerstag noch durch das Wasser von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die dort eingeschlossenen Menschen können oft nicht einmal mehr mit dem Handy telefonieren, weil die Akkus leer sind. Die Stromversorgung funktioniert wegen der tagelangen starken Regenfälle nicht.

Unwetter in Griechenland: Wichtigste Autobahn gesperrt – und es regnet weiter
Update vom 7. September, 9.28 Uhr: In Griechenland ist aufgrund der schweren Regenfälle und Überschwemmungen die wichtigste Autobahnverbindung des Landes zwischen Athen und Thessaloniki seit dem späten Mittwochabend (6. September) auf gut 200 Kilometern gesperrt worden. Auch die Bahn stellte die Zugfahrten zwischen den beiden Städten ein, wie griechische Medien am Donnerstagmorgen berichteten. In Mittelgriechenland ist die Situation weiterhin dramatisch, es regnete die ganze Nacht.
Die große Tiefebene in der Region Thessalien, die „Kornkammer“ Griechenlands, steht unter Wasser. Die Infrastruktur ist schwer getroffen: In zahlreichen Dörfern und großen Teilen der Städte Volos, Larisa und Karditsa gibt es keinen Strom und kein Wasser, wie Reporter am Donnerstagmorgen berichteten.
„Sowas haben wir noch nicht gesehen. Allein in der Nacht mussten wir 5000 Mal ausrücken, um Menschen zu helfen“, sagte Feuerwehrsprecher Giorgos Artopoios im griechischen Rundfunk. Zahlreiche Menschen seien mit Schlauchbooten von der Feuerwehr und dem Zivilschutz aus ihren umspülten Häusern in Sicherheit gebracht worden. Die Feuerwehr riet jenen, die in ihren Häusern festsitzen, sich in den oberen Stockwerken aufzuhalten. „Wir haben Verstärkung aus allen anderen Regionen Griechenlands geholt“, sagte der Sprecher. Auch in Athen regnete es die ganze Nacht durch. Schwere Schäden gab es hier jedoch nicht, wie der Sender ERTnews berichtete.
Unwetter in Griechenland: „So viel Niederschlag wie in manchen Regionen Deutschlands im ganzen Jahr“
Update vom 6. September, 8.35 Uhr: Erst Waldbrände, Hitze und Dürre – jetzt so viel Regen wie noch nie. „Innerhalb von zwei bis drei Tagen kommt es punktuell zu so viel Niederschlag wie in manchen Regionen Deutschlands im ganzen Jahr“, sagte Meteorologe Felix Dietzsch vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Wegen der schweren Unwetter und sintflutartigen Regenfälle in Mittelgriechenland sind die Menschen, laut dpa, in den besonders stark betroffenen Städten und Regionen am Dienstagabend aufgefordert worden, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Das Sturmtief soll Meteorologen zufolge noch bis Donnerstag weiter wüten. Erst am Freitag soll sich das Wetter wieder beruhigen.

Solche Regenfälle habe es laut Meteorologen noch nie gegeben. Wie dpa berichtet, handele es sich nach Aussagen der Wetterexperten möglicherweise bereits um die stärksten Regenfälle in Griechenland seit Beginn der Aufzeichnung. Der staatliche Wetterdienst Meteo meldete am Dienstagabend sogar einen Regenrekord. Folglich seien in der Ortschaft Zagora nordöstlich von Volos eine Niederschlagsmenge von 754 Millimetern pro Quadratmeter gemessen worden. Zum Vergleich: Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Millimeter pro Quadratmeter. Auch Bulgarien und der Westen der Türkei sind von Starkregen und schweren Gewitter betroffen. Es gab bereits Tote, weitere Personen werden vermisst.
„Es ist verrückt, was hier passiert“ – Lebensgefahr in Griechenland: Urlaubsland droht Wetter-Katastrophe
Erstmeldung vom 5. September: Volos – Schlechtes Wetter stellt nach Unwettern in Spanien jetzt das Urlaubsland Griechenland auf die Probe. Bewohner wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Mit heftigen Regenfällen, Hagelschlag sowie Blitz und Donner rollt Unwetter namens „Daniel“ über das Land. Gewaltige Sturzfluten drohen. Einige Wettermodelle berechnen bis zum Sonntagmorgen 650 Liter Regen pro Quadratmeter. „Zum Vergleich, in ganz Berlin fallen in einem Jahr 600 bis 650 Liter Regen pro Quadratmeter“, erklärt Meteorologe Dominik Jung in einem aktuellen Wetternet-Video. Die Regenmenge eines ganzen Jahres falle dort in wenigen Tagen. Das Unwetter forderte bereits ein Todesopfer.
In einigen Regionen Griechenlands heißt es bereits Land unter. Sturzbäche haben bereits Pilion überschwemmt. In der Hafenstadt Volos sind Autofahrer in ihren Fahrzeugen von den Wassermassen eingeschlossen. Auch im Krankenhaus gibt es Probleme, dort steht der „Maschinenraum“ unter Wasser. Hagel vernichtete die Ernte in Ilia, berichtet das griechische Nachrichtenportal protohema.gr. Ein Viehzüchter ist bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur EPT news. Bei Füttern seiner Tiere sei der 70-Jährige wegen eines Erdrutsches von einer Mauer zerquetscht worden. Ein weiterer Mann (42) wird vermisst, nachdem er von einem Bach mitgerissen wurde. Der Badeort Milina, im Süden des Pilion, wurde völlig überflutet, zudem ist der Storm ausgefallen.
Extreme Wetterlage in Griechenland: Bürgermeister hält Autofahrern mitten im Unwetter „Predigt“
Fassungslos reagiert der Bürgermeister von Volos, Achilleas Beos auf die Autofahrer, die trotz der Unwetterwarnung auf den Straßen von Volos unterwegs sind. In einem Facebook-Video hält der Bürgermeister kniehoch im Wasser stehend eine Standpauke: „Wohin gehen sie alle? Es ist verrückt, was passiert. Wir haben es 100 Mal gesagt. Ich appelliere an die Welt, sich nicht zu bewegen. Seit gestern dürfen die Maschinen nicht mehr nach draußen. Wohin gehst du, Leute, wohin gehst du? Schauen Sie, wo das Wasser ist. Kannst du nicht hören, wohin geht ihr alle? Wir sagen Ihnen seit gestern, die Flüsse werden brechen, wissen Sie, welches Wasser kommt? Geht zu euch nach Hause.“
Extremwetter in Griechenland: Hafenstadt verhängt striktes Fahrverbot wegen Unwetter „Daniel“
Zuvor schilderte der Bürgermeister in verschiedenen Videos mit eindringlichen Worten die Situation und appellierte an die Menschen, die Warnungen ernst zu nehmen und wirklich zu Hause zu bleiben. „Die Situation wird immer schlimmer“, schreibt Volos Bürgermeister zu einem Video auf Facebook. Die neuesten Prognosen zeigten eine weitere Verschlechterung. Sehr wahrscheinlich würden neue Niederschlagsrekorde, vielleicht sogar europaweit laut Experten erwartet. Inzwischen ist in der Stadt Volos der Verkehr auf Anordnung der griechischen Polizei wegen des Unwetters verboten, teilt der Bürgermeister in einem aktuellen Post mit.
Unwetter in Griechenland – Zugverbindungen unterbrochen – Stromausfälle
Wegen der extremen Wetterbedingungen ist der Zugverkehr zwischen Larissa und Volos eingestellt, teilte Hellenic Train via der Plattform X mit (vormals Twitter). Straßenverbindungen seien laut Polizei inzwischen gesperrt. Bewohner von Thessaloniki, Volos, Larissa, Euböa und Katerini wurden aufgefordert, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken.

„Daniel“ sorgt auch auf den Urlaubsinseln für Probleme. Auf Korfu verursachte das Unwetter einen Stromausfall am Flughafen, heißt es bei der griechischen Nachrichtenagentur Amna. Auch auf der Insel Skiathos gibt es Überschwemmungen. Die Menschen in Griechenland werden aufgerufen, im Notfall die 112 zu wählen. Die extremen Wetterbedingungen sollen besonders am Dienstag (5. September) nach Prognosen des griechischen Wetterdienstes besonders intensiv sein. In Deutschland dagegen bringt das Omega-Hoch den Sommer zurück. (ml/kh mit dpa)