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Neue Studie zeigt: Long Covid beschädigt die Organe – nicht nur die Lunge

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Eine Studie fand heraus, dass Long Covid in vielen Fällen mehr als die Lunge schädigt. Auch Gehirn und Nieren können anhaltende Probleme aufweisen.

London – Eine Studie über die Langzeit-Effekte von Long Covid hat herausgefunden, dass Patienten nicht nur Schäden an der Lunge, sondern auch an weiteren Organen erlitten haben. Ein Drittel der untersuchten Patienten hat fünf Monate nach der Infektion demnach Schäden an mehreren Organen aufgezeigt. Die Autoren der sogenannten C-MORE-Studie rufen daher zu mehr Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus in der Bevölkerung auf.

Long Covid kann neben der Lunge auch Nieren und Gehirn anhaltende Schäden zuführen

„Wir haben herausgefunden, dass Patienten, die zuvor im Krankenhaus waren, fünf Monate nach der Entlassung dreimal häufiger Anomalien an mehreren Organen aufweisen, einschließlich Lunge, Gehirn und Nieren“, sagte die Leiterin der Studie, Dr. Betty Raman, im Gespräch mit Sky News. Insgesamt habe man für die Studie mehr als 250 Menschen mit unterschiedlichem Alter und Geschlecht untersucht, die in der Vergangenheit wegen einer schweren Corona-Infektion einen Krankenhausaufenthalt in Großbritannien benötigten. Die Ergebnisse wurden Ende September in dem Wissenschaftsmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.

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Ein Selbsttest für Covid-19 liegt auf mehreren FFP2-Masken. © Jens Kalaene/dpa

In allen Fällen sei die Lunge am stärksten von anhaltenden Problemen betroffen gewesen. Bei den früheren Covid-19-Patienten waren die Anomalien in der Lunge fast vierzehnmal höher als in der Kontrollgruppe ohne Corona-Erkrankung, während die Anomalien im Gehirn und in den Nieren drei- bzw. zweimal so hoch waren. „Es scheint also sogar die psychische Gesundheit von Patienten zu beeinträchtigen, die zuvor mit dieser Infektion im Krankenhaus waren“, so Raman weiter. Wie schwer die Organe betroffen waren, hing laut den Studienautoren vom jeweiligen Alter, Vorerkrankungen und anderen Faktoren ab.

Long Covid laut Experten mehr als ein Atemwegsvirus: „Gesundheit von Menschen in der gesamten Bevölkerung langfristig schädigt“

Dr. Margaret O‘Hara, eine der Gründerinnen von Long Covid Support, sagte zu Sky News: „Es ist jetzt völlig klar, dass es sich nicht nur um ein Atemwegsvirus handelt, sondern dass es die Gesundheit von Menschen in der gesamten Bevölkerung langfristig schädigt, einschließlich der großen Zahl von Menschen, die in der akuten Phase der Infektion nicht ins Krankenhaus eingeliefert wurden.“

Weltweit gelten etwa 65 Millionen Menschen nach Angaben der Gruppe „Nicht Genesen“ als Post-Covid-Betroffene, weil sie mehr als drei Monate nach der akuten Krankheitsphase noch immer unter einem oder mehreren der 200 bekannten Symptome leiden. Den Betroffenen fehlt häufig eine Perspektive, denn die anhaltenden Symptome schränken teils den gesamten Alltag ein. „Ich habe inzwischen die Hoffnung aufgegeben, wieder ,die Alte‘ zu werden. Ich habe stattdessen das Gefühl, dass sich mein Nervensystem grundlegend verändert hat. Mein Ziel bleibt es, mit den Defiziten besser leben zu können“, erzählte zuletzt eine Patienten aus dem Landkreis Verden im Gespräch mit der Kreiszeitung.

Long Covid Patienten in Deutschland: Behandlungs-Angebote sind größtenteils beschränkt

Ein Problem für Long-Covid-Patienten in Deutschland stellt dabei insbesondere die Abrechnung von Behandlungen dar. Wer sich nachweislich über die Arbeit ansteckt, kann Behandlungen über die Berufsgenossenschaft abrechnen. Wer sich privat ansteckt, muss sich an die Krankenkasse wenden. „Ich konnte alle Angebote nutzen, Kassenpatienten dagegen nur die Gruppentherapie – das finde ich traurig, weil mir besonders die zusätzlichen Angebote sehr geholfen haben“, so eine weitere Long-Covid-Patientin. Eine umstrittene Therapieform im Umgang mit Long Covid ist die sogenannte „Blutwäsche“.

Dass weltweit mehr Angebote für Long-Covid-Patienten zugänglich werden, wünschen sich auch die Studienautoren. Im Fazit der Studie betonen sie die „Notwendigkeit gezielter Therapien und integrierter multidisziplinärer Nachsorgedienste für Patienten, die sich nach einer Krankenhauseinweisung mit COVID-19 erholen“. Die gesammelten Erkenntnisse würde für eine solche Entwicklung erste wichtige Beweise liefern. (nz)

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