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Synodaler Weg
Internes Protokoll zu Reformprojekt zeigt: Im Vatikan liegen die Nerven blank
- VonKathrin Reikowskischließen
„Teuflisch“, „Kirchenspaltung“, „DDR“ – vor der letzten Synodalversammlung gehen die Wogen in der katholischen Kirche hoch, wie ein internes Protokoll zeigt.
Frankfurt/Vatikanstadt - „Sie belehren uns über den Glauben, als wären wir nicht auch Lehrer des Glaubens“, soll der Münchner Kardinal Reinhard Marx zu den Vertretern des Vatikans im Streit um Reformpläne der katholischen Kirche gesagt haben. Wie ein internes Protokoll zeigt, liegen die Nerven im Vatikan blank. Ein deutscher Vertreter soll gar an eine Abspaltung von der Weltkirche gedacht haben.
Seit 2019 läuft der Reformprozesses Synodaler Weg, der die deutsche katholische Kirche zukunftsfähig machen soll und eine Erneuerung in vier Bereichen anstrebt: bei der Position der Frau, der katholischen Sexualmoral, dem Umgang mit Macht und dem Pflichtzölibat, also der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester. Die fünfte und letzte Synodalversammlung findet von Donnerstag (9. März) bis Samstag (11. März) in Frankfurt statt. Sie soll die Weichen stellen. Nach Jahren der Diskussion könnten zentrale Texte verabschiedet werden.
Synodaler Weg: Nerven im Vatikan liegen blank
Im Rahmen des Synodalen Wegs waren Vertreter der deutschen Kirche im November 2022 zu einem Krisentreffen zu Gast im Vatikan. Der Welt liegt ein internes Wortprotokoll vor, das viel Unversöhnlichkeit offenbart. Die Vertreter des Vatikans sollen von der „teuflischen Finesse“ der Spaltung und vor „medialen Bomben in Deutschland“ gesprochen haben.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige soll den Vatikan im Verlauf des Gesprächs sogar mit der DDR verglichen haben. Er fühle sich gerade an das Leben in der ehemaligen DDR erinnert, so eine seiner Wortmeldungen. „Der Marxismus-Leninismus hat recht, weil er wahr ist – das war die Losung.“ Und fügte an: „Ich war immer überzeugt, dass die katholische Kirche kein solches geschlossenes System sei. Nun aber habe ich Zweifel an meiner Überzeugung“.
Synodaler Weg: Passauer Bischof spricht von Parallelen zur Reform Martin Luthers
Wie weit werden die Reformer in Deutschland gehen, um ihre Kirche zukunftsfähig zu machen? Eine Kirchenspaltung wolle niemand, betont der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Wortprotokoll. „Es macht mich traurig, welche Macht dieses Wort bekommen hat, mit dem man uns die Katholizität und den Willen zur Einheit mit der weltweiten Kirche abzusprechen versucht“.
Doch laut Protokoll ging es später dann doch noch um mehr als Reformen. Der Passauer Bischof Stefan Oster soll offen von Parallelen zur Reformation Martin Luthers gesprochen haben. Man stehe „heute wie damals an einem sehr entscheidenden Punkt in der Kirchengeschichte“. Er sei „dankbar für jedes klärende Wort“ aus Rom.
Bruch mit dem Vatikan? Am Ende könnte sich auch gar nicht viel ändern
Doch es könnte am Ende auch darauf hinauslaufen, dass statt Kirchenspaltung fast gar nichts passiert: Eine Minderheit der Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki lehnt nämlich die Reformen ab. Und zuletzt hatte auch der Vatikan die Erneuerungspläne der deutschen Katholiken erneut in einem Briefwechsel scharf kritisiert.
Deshalb befürchten Reformer, dass eine Reihe von Bischöfen nun einknicken und in Frankfurt gegen die geplanten Reformen stimmen könnte. Die Bischöfe müssen allen Beschlüssen der Synodalversammlung mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen, damit sie Gültigkeit haben. Und selbst dann würde eine Umsetzung der Reformen in der Hand des jeweiligen Bischofs liegen. (dpa/kat)