Forscher entdecken schwarzes Loch in Erdnähe - seine Begleiter kann man mit bloßem Auge sehen
Ein schwarzes Loch in Erdnähe haben Astronomen rein zufällig entdeckt - dabei sind seine Begleitsterne mit bloßem Auge zu sehen.
- Astronomen haben ein schwarzes Loch entdeckt, das nur 1000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist
- Die zwei Begleitsterne des schwarzen Lochs sind mit bloßem Auge sichtbar
- Das System HR 6819 könnte ein Hinweis darauf sein, dass es viele unentdeckte schwarze Löcher gibt
Schwarze Löcher gelten gemeinhin als geheimnisvolle Orte, die weit von der Erde entfernt sind und mit bloßem Auge nicht entdeckt werden können – weil kein Licht aus ihnen herausdringt. Nun haben Forscher jedoch ein schwarzes Loch entdeckt, das sich mit seinen Begleitsternen so nah an der Erde befindet, dass die Sterne mit bloßem Auge sichtbar sind.
Nur 1.000 Lichtjahre liegen zwischen der Erde und dem System HR 6819. Wobei „nah an der Erde“ relativ ist: In astronomischen Dimensionen sind die 1000 Lichtjahre Entfernung zwischen dem neu entdeckten schwarzen Loch und der Erde nicht viel – in menschlich begreifbaren Dimensionen betrachtet, ist die Entfernung gigantisch: ein Lichtjahr bezeichnet die Entfernung, die Sonnenlicht in einem Jahr zurücklegt: 9,46 Billionen Kilometer.
Neu entdecktes schwarzes Loch ist nur 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt
Eine Gruppe von Astronomen entdeckte das schwarze Loch, als dessen beiden Begleitsterne mit einem Teleskop am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile nachverfolgte – eigentlich als Teil einer Studie über Doppelsternsysteme. „Wir waren völlig überrascht, als wir feststellten, dass dies das erste Sternsystem mit einem schwarzen Loch ist, das man mit bloßem Auge sehen kann“, so Petr Hadrava, der die Forschungsarbeit mitverfasst hat. Weitere Beobachtungen zeigten, dass einer der beiden sichtbaren Sterne alle 40 Tage ein unsichtbares Objekt umkreist. Der zweite Stern befindet sich in großer Entfernung von diesem Paar.
Das neu entdeckte schwarze Loch im System HR 6819 ist eines der ersten gefundenen schwarzen Löcher mit stellarer Masse, die nicht gewaltsam mit ihrer Umgebung interagieren und daher wirklich schwarz erscheinen. Die meisten der bisher entdeckten schwarzen Löcher verraten ihre Anwesenheit durch die Freisetzung starker Röntgenstrahlung. Nachdem die Forscher jedoch die Anwesenheit des unsichtbaren schwarzen Lochs bemerkt hatten, konnten sie auch seine Masse berechnen: Dazu untersuchten sie die Umlaufbahn des inneren Sterns. „Ein unsichtbares Objekt mit einer Masse, die mindestens viermal so groß ist wie die der Sonne, kann nur ein schwarzes Loch sein“, schlussfolgert Studienleiter Thomas Rivinius.
Astronomen haben Verdacht: Gibt es in der Milchstraße doch mehr schwarze Löcher?
Bisher haben Astronomen nur ein paar Dutzend schwarze Löcher in unserer Galaxie entdeckt. Wissenschaftler schätzen jedoch, dass es in der Milchstraße viel mehr Sterne geben könnte, die am Ende ihres Lebens zu schwarzen Löchern kollabierten. „Es muss Hunderte von Millionen schwarzer Löcher geben, aber wir wissen nur von sehr wenigen“, erklärt Rivinius. „Wenn wir wissen, wonach wir suchen müssen, sollten wir besser in der Lage sein, sie zu finden“, so der Forscher weiter. Sein Kollege, der Studien-Mitautor Dietrich Baade, geht davon aus, dass wir nur „die Spitze eines aufregenden Eisbergs“ sehen.
Die Entdeckung der Forscher könnte bereits Aufschluss über ein zweites System mit einem schwarzen Loch geben, glauben die Astronomen. „Wir erkannten, dass ein anderes System, genannt LB-1, ebenfalls ein solches Dreifachsystem sein könnte“, erklärt Mitautorin Marianne Heida. Die Astronomen würden jedoch noch mehr Beobachtungen brauchen, um das sicher sagen zu können.
Führt das neu entdeckte schwarze Loch zu weiteren Entdeckungen?
„LB-1 ist etwas weiter von der Erde entfernt, aber astronomisch gesehen immer noch ziemlich nah, was bedeutet, dass wahrscheinlich noch viel mehr dieser Systeme existieren“, so Heida weiter. Die Astronomen erhoffen sich von der Entdeckung solcher Systeme mit schwarzen Löchern Aufschluss über die Entstehung und Entwicklung von Sternen, die ihr Leben mit mehr als acht Sonnenmassen beginnen und in einer Supernova-Explosion enden, die ein schwarzes Loch hinterlässt.
System HR 6819 ist mit bloßem Auge zu sehen - nur das schwarze Loch selbst nicht
Das System HR 6819 ist von der Südhalbkugel aus zu beobachten: Es befindet sich im Sternbild Telescopium, die Sterne sind in einer dunklen Nacht ohne Fernglas oder Teleskop zu sehen. Nur das schwarze Loch selbst kann man nicht erspähen - auch nicht mit Teleskop oder Fernglas. „Dieses System enthält das der Erde nächstgelegene schwarze Loch, von dem wir wissen“, erklärt Studienleiter Rivinius. Die Studie wurde im Fachblatt „Astronomie & Astrophysik“ veröffentlicht.
Schwarze Löcher sind ein beliebtes Forschungsgebiet
Schwarze Löcher sind ein beliebtes Forschungsgebiet in der Astronomie und Astrophysik. Forscher haben beispielsweise das schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße beobachtet. Plötzlich wurde das schwarze Loch namens Sagittarius A* gefräßig und leuchtete hell auf. Ein anderes schwarzes Loch beobachteten sie dabei, wie es einen Stern zerriss - ein äußerst brutales Ereignis. Außerdem haben Forscher ein äußerst seltenes Phänomen entdeckt: Drei schwarze Löcher sind im Begriff, miteinander zu verschmelzen.
Streit gibt es in der Forschung über ein „unmögliches“ schwarzes Loch. Handelt es sich in Wirklichkeit um etwas ganz anderes? Bei einer Sache sind sich Forscher dagegen sicher: Sie haben das schwarze Loch mit der größten bisher bekannten Masse im Galaxienhaufen „Abell 85“ entdeckt.
Von Tanja Banner