Weltraumteleskop sollte in der Lage sein, fremde Zivilisationen zu entdecken

In der Erdatmosphäre kann man deutliche Anzeichen von Leben erkennen. Doch wie ist das bei einem 40 Lichtjahre entfernten Exoplaneten? Eine Studie macht den Test.
Baltimore – Wenn der kanadische Satellit Scisat-1 die Erde umkreist, kann er deutlich wahrnehmen, dass auf dem blauen Planeten Menschen leben: Der Satellit kann nicht nur Sauerstoff und Methan (sogenannte Biosignaturen) in der Atmosphäre messen, sondern auch die Luftverschmutzung in Form von Kohlendioxid und Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), sogenannte Technosignaturen. Vor allem FCKW sind ein deutliches Zeichen dafür, dass es auf dem Planeten Erde intelligentes Leben gibt, denn sie entstehen nicht durch natürliche Prozesse – sie sind Kühlmittel und Treibmittel.
Doch wie ist das eigentlich bei anderen Planeten? Könnten derzeit existierende Weltraumteleskope wie das „James Webb“-Teleskop (JWST) auch in der Atmosphäre weit entfernter Exoplaneten mögliche Spuren von Leben entdecken? Die Frage ist nicht weit hergeholt, denn sie treibt die Astronomie um: Gibt es außer uns noch weitere Zivilisationen im Universum?
Kann das „James Webb“-Teleskop fremde Zivilisationen finden?
Ein Forschungsteam um den Astrobiologen Jacob Lustig-Yeager von der Johns Hopkins University ist dieser Frage in einer neuen Studie nachgegangen. Bisher wurde die Arbeit nur auf dem Preprint-Server ArXiv veröffentlicht und noch nicht von weiteren Fachleuten geprüft.
Um die Frage zu beantworten, hat das Forschungsteam Beobachtungsdaten von Scisat-1 verwendet und sie so umgestaltet, dass sie eine ähnliche Qualität haben wie die Daten, die das „James Webb“-Weltraumteleskop zur Erde schicken würde, wenn es einen 40 Lichtjahre entfernten Exoplaneten betrachtet.
JWST könnte Technosignaturen in der Atmosphäre von Exoplaneten nachweisen
Die 40 Lichtjahre Entfernung sind dabei nicht zufällig gewählt: Es ist die Entfernung des Exoplaneten „Trappist-1e“ zur Erde. „Trappist-1e“ ist der vierte von sieben Exoplaneten im Planetensystem um den Stern „Trappist-1“ und umkreist seinen Stern in der sogenannten „habitablen Zone“. Damit ist die Umgebung um den Stern gemeint, in der flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten möglich sein kann. Deshalb und wegen seiner Nähe zur Erde sind „Trappist-1e“ und mehrere der anderen „Trappist“-Exoplaneten für die Forschung besonders interessant. Allerdings hat die Forschung bereits herausgefunden, dass zumindest „Trappist-1b“ keine Atmosphäre hat.
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Doch zurück zur Studie: Nachdem die Daten so angepasst wurden, dass sie aussahen, als würden sie vom 40 Lichtjahre entfernten Exoplaneten „Trappist-1e“ stammen, untersuchte das Forschungsteam sie erneut. Die spannende Erkenntnis: Das Team konnte sowohl biologische als auch technologische Signaturen aus den Daten herauslesen. Bereits vor dem JWST-Start zeigte ein Forschungsteam, dass das Teleskop womöglich FCKW in Atmosphären erkennen kann – wenn der umkreiste Stern nicht zu hell ist.
Weltraumteleskop kann keine außerirdischen Strukturen auf fremden Planeten sehen
Die interessante Erkenntnis der Forschung: Zwar wäre man mit dem „James Webb“-Teleskop nicht in der Lage, außerirdische Strukturen auf fremden Planeten zu sehen, doch die Hinweise in der Atmosphäre könnte das Weltraumteleskop durchaus wahrnehmen. Es scheint also möglich, Spuren von Leben auf Exoplaneten aufzuspüren, die bis zu 40 Lichtjahre von der Erde entfernt sind – wenn es die Spuren überhaupt gibt.
Es ist geplant, dass das „James Webb“-Teleskop den Exoplaneten „Trappist-1e“ genauer unter die Lupe nimmt. Und auch die anderen Exoplaneten in dem Planetensystem sollen noch näher untersucht werden. (tab)