1. Startseite
  2. Welt

Menschen erfrieren in Eis-Hölle, Bergführer stürzt in den Tod - weiteres Todesopfer am Mittwoch

Erstellt:

Von: Maximilian Kettenbach

Kommentare

Ein Wettereinbruch in den Schweizer Alpen erfordert sechs Tote. Dabei war die Rettung zum greifen nah. Ein Italiener erzählt, wie er der deutschen Teilnehmerin das Leben rettete.

Update vom 2. Mai, 19.20 Uhr: Nach dem Todesdrama um eine 14-köpfige Gruppe auf Skitour in den Schweizer Alpen gibt es ein weiteres Opfer. Es handele sich um eine 42 Jahre alte Italienerin, teilte die Polizei im Kanton Wallis am Mittwoch mit. Die Zahl der Toten stieg damit auf sieben.

Arolla - Es ist ein Drama, das wohl nur schwer vorstellbar ist, wenn man sich nicht schon mal in ähnlicher Situation befand. Zwei Gruppen von Skitourengänger, eine Zehner-Gruppe mit einem Bergführer und eine Gruppe mit vier Skitourenfahrern, sind im Gebiet Pigne d'Arolla im Wallis unterwegs, als eine Unwetterfront hereinbricht.

Die Tourengänger aus Deutschland, Italien, Schweiz und Frankreich wollen über die klassische Route La Serpentine zur Berghütte Cabane des Vignettes auf 3157 Metern. Eigentlich soll es in sechs Tagen von Chamonix nach Zermatt gehen. Die Schweizer Zeitung Blick berichtet, dass die Alpinisten gerade einmal rund 400 Meter vor dem erlösenden Ziel in die Schlechtwetterfront gerieten. Ein eisiger Sturm mit viel Schneefall und dickem Nebel soll das Weiterkommen unmöglich gemacht haben, schreibt das Blatt.

Als in der gefangenen Gruppe die Stimmung unruhig wird, macht sich der dem Bericht nach erfahrene Bergführer (†59) aus Italien auf, die Hütte zu suchen und Hilfe zu holen. Doch er stürzt ab. Es ist weit und breit kein Handy- oder Radioempfang. Die restlichen 13 Tourengänger müssen auf einer Höhe von 3270 Metern die Nacht bei etwa minus fünf Grad im Freien verbringen. Hinzu kommen dem Bericht des Blick zufolge Windböen von bis zu 100 km/h und Schneefall, der die gefühlte Temperatur noch einmal extrem senkt.

Ein Video der Bergrettung zeigt die Schlechtwetterfront zum Unglückszeitpunkt.

Erst am Montagmorgen werden Retter vom Hüttenwart der Cabane des Vignettes alarmiert. Sieben Rettungshelikopter machten sich mit Ärzten und Gebirgsspezialisten auf, berichtet Blick. Sie finden den toten Bergretter, fliegen die anderen Alpinisten in Krankenhäuser.

Italiener rettete einer Deutschen offenbar das Leben

Der italienischen Zeitung Corriere della Sera sagt ein Mitglied der Skifahrer-Gruppe: „Jetzt habe ich begriffen, was die Hölle ist. Die Hölle kann nichts anderes sein als diese Kälte und eine solche Nacht.“ Er hat offenbar einer deutschen Teilnehmerin das Leben gerettet. „Du musst dich bewegen, bitte beweg dich, hör nicht auf. Und schlaf nicht, nicht einschlafen. Beweg deine Beine und Arme, schlaf nicht ein“, sagte er eigenen Angaben nach hunderte Male. Der Italiener konnte die meisten der anderen Teilnehmer in der Dunkelheit jedoch nicht sehen – und ahnte Schlimmes: „Ich wusste, dass die Hälfte von uns sterben würde.“

Unglaublich: Insgesamt starben sechs Menschen bei dem Unglück, darunter drei Ehepaare. Vier der Toten kamen aus Bozen. Sie waren zu schwer unterkühlt. Am Dienstagvormittag starb auch eine 52-Jährige Bulgarin in der Klinik - die Frau des Bergführers.

Eine Deutsche war dabei, doch sie überlebte

Drei Tourengänger befanden sich am Dienstagabend offenbar noch in kritischem Zustand. Eine der Frauen schwebt noch immer in Lebensgefahr. Zu der Gruppe gehörte auch eine Deutsche, die schon aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sagte der Polizeisprecher. Die Frau wohnte in der Schweiz.

Die Walliser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.

Lesen Sie hierzu auch: Schlimmes Unglück in den Schweizer Alpen - sechs Menschen erfroren

Auch interessant

Kommentare