Aktie von Borussia Dortmund im Check: Zocker-Image ist passé
Sportlich steckt Borussia Dortmund in einer Umbruchphase. Doch die Anleger haben der BVB-Aktie zuletzt großes Vertrauen entgegengebracht. Das Wertpapier hat seit Bundesligastart fast ein Viertel an Wert gewonnen. Was steckt dahinter? Dazu haben wir mit dem Frankfurter Aktienexperten Oliver Roth gesprochen.
Sportlich hat Eintracht Frankfurt mit ihrem leidenschaftlich erkämpften Sieg den jüngsten Höhenflug von Borussia Dortmund abrupt gestoppt. 8:4 in der Champions League gegen Legia Warschau und danach der langersehnte Heimsieg gegen Bayern München haben aber der Aktie des Revierclubs keinen neuen Schub verliehen. Ganz im Gegenteil. Der Kurssprung, der mit Beginn der Bundesliga-Saison 2016/17 Ende August begonnen hatte, scheint vorerst beendet. Seit Mitte vergangener Woche hat sich die BVB-Aktie auf eine rasante Talfahrt begeben. Notierte Deutschlands einzige Fußball-Aktie vergangenen Dienstag noch bei 5,80 Euro, stürzte das Wertpapier bis zum Handelschluss am Freitag auf 5,14 Euro ab. Nach der Niederlage bei den Adlern ist auch in der kommenden Woche mit keiner Trendwende zu rechnen.
Was die Gründe für den kräftigen Kursanstieg der BVB-Titel waren, haben wir den Chefhändler der Oddo Seydler Bank und Ex-Fußballprofi Oliver Roth gefragt. „Die Wertpapiere von Borussia Dortmund werden heute anders eingeschätzt als früher“, sagt der Frankfurter. Die Borussen-Geschäftsführung mit Joachim Watzke an der Spitze arbeite professionelle und vermittele einen seriösen Eindruck nach außen. Mit Thomas Tuchel sei ein Trainer neu verpflichtet worden, der für sportliche Qualität stehe und eine neu formierte, junge Mannschaft zu einer Top-Elf formen können. Sie besitze das Potenzial, sich dauerhaft unter den vier Spitzenclubs in Deutschland zu etablieren. Die Perspektive, sich regelmäßig für die äußerst lukrative Champions League (CCL) qualifizieren zu können, habe der Aktie starken Rückenwind verliehen.
Warum ist der Kurs im Herbst nach oben geschossen?
Fundamental betrachtet, so Roth, weil sich die Einnahmesituation dank der neu verhandelten TV-Verträge ab der Saison 2017/18 für die Bundesliga-Clubs deutlich verbessere. Die jährlich zu verteilenden Gelder aus Fernsehübertragungsrechten steigen auf jährlich über 1,1 Milliarden Euro. Zudem steigen die Gelder, die die CL ausschüttet, stetig weiter. Durch diese Faktoren hätten Anleger die BVB-Aktie auf einem höheren Niveau eingestuft. Doch das rechtfertige den erfolgten Kursausbruch nicht, sagte Roth. Dabei spielten psychologische Kriterien eine wichtige Rolle. Der sogenannte „Free flow“ der Aktie, also die Stücke, die sich im freien Umlauf befinden, sei relativ gering. Das führe schon bei leicht erhöhten Kaufvolumina zu stärkeren Kursausschlägen. Solche Bewegungen verstärkten sich dann oft, erklärt Roth.
Eine Übertreibung
Unterm Strich betrachtet habe es bei der Herbstrally eine Übertreibung gegeben. Bis 5,86 Euro sei das BVB-Dividendenpapier in der Spitze hoch geschossen. Nach einigen Wochen auf einem Niveau bei etwa 5,50 Euro habe inzwischen eine Korrektur eingesetzt. Und dabei sei wieder das Phänomen eines sich selbst beschleunigenden Trends zu beobachten. Diesmal allerdings in die andere Richtung.
Ob der freie Fall beendet sei und eine Bodenbildung erfolgen könne, wollten wir wissen.
Roth rechnet mit einer Kurskorrektur, die unter die 5-Euro-Marke führt. „Zwischen 4,50 und 5,00 Euro liegt die Wahrheit.“ Eine Ende der Talfahrt taxiert er bei rund 4,70 Euro. Das BVB-Papier erwartet er dann in einer Range zwischen 4,70 und 5,20 Euro.
Ist die BVB-Aktie angesichts dieser großen Schwankungen für Privatanleger geeignet?
Roth erinnert an den Börsenstart vor fast exakt 16 Jahren. Zum Preis von 11 Euro wurden die Fußball-Aktien an die Frankfurter Börse gebracht. Danach fiel das Risikopapier in mehreren Etappen fast ins Bodenlose, bis in die Nähe von 1,00 Euro. Doch die großen Erfolge der Ära Jürgen Klopp und der Wechsel im Management haben das Comeback der Aktie eingeleitet. Während die Aktie der Schwarz-Gelben früher ein reines Fan-Papier war, wie Roth es beschreibt, habe sich die Beurteilung inzwischen doch geändert. „Spekulative Elemente sind zwar immer noch vorhanden“, sagt BVB-Fan Roth. „Doch die Aktie ist heute auch für Privatanleger interessant.“ Den Status des reines Zockerpapiers habe sie verloren. Doch Kleinanleger müssten nach wie vor mit größeren Kursschwankungen rechnen.
Nichts für schwache Nerven also, aber durchaus eine Alternative fürs Wertpapierdepot. Die BVB-Aktie ist im S-Dax gelistet und hat die WKN 549 309.