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„Gefahren für Leib und Leben“? Doku zeigt alarmierende Zustände bei Amazon-Produkten

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Bei Amazon finden sich immer mehr problematische Produkte. Sie können gefährlich für den Nutzer werden.
Bei Amazon finden sich immer mehr problematische Produkte. Sie können gefährlich für den Nutzer werden. © AFP / DENIS CHARLET

Amazon ist der führende Onlineverkaufshändler in Deutschland. Doch der Einkauf bei der Plattform scheint riskanter zu werden. Amazon selbst verdient sogar daran mit.

Ein großes Angebot an Produkten, schnelle Lieferungen und hohe Kulanz bei Rücksendungen: Der Onlineverkaufshändler Amazon wird immer beliebter. Täglich verlassen Millionen Produkte die Lagerhäuser. Während Kunden vor 15 Jahren nur acht Mal im Jahr die Dienste von Amazon nutzten, seien es im Jahr 2017 schon fünfmal so viele Einkäufe gewesen, berichtet die ARD. Doch kann bei der riesigen Masse an Waren und Händlern der Überblick gewahrt werden?

“Potenziell gefährlich“: Amazons Produkte sind nicht immer sicher

Mit der steigenden Beliebtheit der Plattform nehmen auch die Beschwerden zu. Fälschungen und gefährliche Produkte tauchen immer wieder auf, so zeigt es zumindest die ARD-Doku „Amazon außer Kontrolle?“. Kosmetikprodukte, die multiresistente Keime enthalten, oder explodierte Handys sind Beispiele für Probleme mit Produkten aus dem Sortiment des Online-Händlers. 

Daher prangert Raoul Rossmann, der Juniorchef des gleichnamigen Drogeriemarktes, seit Jahren die Sicherheitslage bei der Konkurrenz von Amazon an. Während der Drogeriemarkt strenge Auflagen für die Produkte in seinen Regalen erfüllen muss, habe Amazon „diesen Aufwand eben nicht“, erklärt er der ARD. Als Online-Plattform unterliegt Amazon nicht den gleichen Qualitätskontrollen wie die Märkte.

Laut der Doku können alarmierende Zustände beobachtet werden. Während Raoul Rossmann 24 Kosmetikprodukte des Onlinehändlers untersuchte, wurde deutlich: 22 davon hätten wohl nicht in Deutschland verkauft werden dürfen. Auch Technikgeräte schnitten schlecht ab. Hier wurde beispielsweise eine Outdoor-Lichterkette untersucht, die den nassen Rasen, auf dem sie lag, unter Strom setzte. Einige Produkte, die bei Amazon verkauft werden, seien also tatsächlich „potenziell gefährlich“, erklärte Henrik Schäfer vom Verband der Elektrotechnik.

Drittanbieter verkaufen ihre Produkte über Amazon

Amazon erklärt auf Anfrage des TV-Senders in Bezug auf die Vorwürfe: „Die Sicherheit unserer Kunden hat oberste Priorität.“ So entfernte der Anbieter fragliche Produkte nach Aussage aus dem Sortiment. Allerdings sollen sie laut Raoul Rossmann kurze Zeit später in neuer Verpackung wieder aufgetaucht sein. Hier steht Aussage gegen Aussage.

Das Problem: Amazon, das vor Kurzem ein beliebtes Produkt vom Markt nahm, verkauft schon lange nicht mehr nur selbst Produkte über seine Homepage. Die Plattform wurde auch für Drittanbieter geöffnet, die ihre Ware ebenfalls hier verkaufen. Die häufig aus China stammenden Händler bringen ihre Produkte so in den Verkauf. Doch kontrolliert werden sie kaum. So können vermehrt Produkte nach Europa und Deutschland kommen, „wo in der Tat die Gefahr ist, dass solche Produkte zu schwerwiegenden Gefahren für Leib und Leben führen können“, heißt es bei ARD.

Auch gefälschte Produkte als Problem von Amazon

Doch nicht nur gefährliche Produkte machen dem Anbieter zu schaffen. Amazon hat immer häufiger auch mit gefälschter Ware zu kämpfen, zeigt die Doku. Etwa mit billigen Plagiaten, die besonders aus China auf dem Markt landen. Der Autohersteller Audi führt daher regelmäßig eigene Razzien in China durch, um der Fälschungsflut ein Ende zu bereiten. Allein im letzten Jahr wurden dabei Plagiate im Wert von 76 Millionen Euro sichergestellt. Ein großer Schaden für die Unternehmen, doch auch für den Käufer ärgerlich. Für den ist es meist nur schwer zu erkennen, wer der eigentliche Händler des gekauften Produkts ist.

Und Amazon verdient an den Fälschungskäufen offenbar regelmäßig mit. Für jedes verkaufte Produkt, egal ob Original oder Plagiat, erhält der Onlinehändler eine Provision, berichtet bild.de. Die Massen an Fälschungen bringen für den Konzern also auch einigen Gewinn mit sich. Daher sagt der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler: „Ich würde fast so weit gehen, dass sie sich zu Gehilfen der Straftäter machen, wenn sie das dauerhaft zulassen!“

Amazon jedoch gibt an, gegen die Zustände zu arbeiten: „Der Verkauf von gefälschten Produkten bei Amazon ist strengstens verboten“, sagt der Onlinehändler, über den Experten neulich eine düstere Prognose erstellten, gegenüber ARD. Daher investiert Amazon seit Jahren in maschinelles Lernen und automatisierte Systeme, um Fälschungen zu unterbinden. Bislang offenbar mit wenig Erfolg.

Lesen Sie auch: Mit Amazon gibt es außerdem andere Betrugsprobleme für Kunden. Pakete, die Sie nicht erwarten oder Emails von Amazon können zum Verhängnis werden.

Amazon-Kunden können sich selbst schützen

Eine komplette Kontrolle der über 300 Millionen Produkte, die auf Amazon zu finden sind, scheint utopisch. Daher rät Henrik Schäfer vom Verband der Elektrotechnik dem Kunden, selbst auf die Qualität des Produkts zu achten: „Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, achtet man auf ein unabhängiges Prüfzeichen.“ Diese können beispielsweise ein VDE oder TÜV-Zeichen sein und garantieren, dass das Produkt von einer unabhängigen Firma untersucht wurde.

Darüber hinaus sind auch Plagiatskäufe vermeidbar. Rechtsanwalt Maik Sebastian riet gegenüber dem Technik-Portal Techbook: „Nehmen Sie sich Zeit vor dem Kauf.“ Zeit, um sich über den Verkäufer zu informieren, sie zu googeln oder Preisvergleiche mit anderen Plattformen anzustellen. So können Produkte besser eingeschätzt werden, ob diese seriös sind, so Sebastian. „Achten Sie [außerdem] darauf, dass die Zahlung nur über Amazon läuft“, erklärt der Anwalt weiter. Böse Überraschungen beim Auspacken des Produkts können so minimiert werden.

chd

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