Die Industrie leidet dagegen unter Materialmangel und Lieferengpässen, die eine Folgewirkung der Corona-Krise 2020 sind. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage eingebrochen. Mit der Konjunkturerholung zieht die globale Nachfrage wieder an. Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter sind knapp und haben sich deutlich verteuert. Trotz gut gefüllter Auftragsbücher müssen manche Unternehmen die Produktion drosseln - mit weitreichenden Folgen. Alleine im laufenden Jahr ist die Wirtschaftsleistung wegen der Lieferprobleme um rund 40 Milliarden Euro geschrumpft, schreibt ifo-Konjunktur-Experte Timo Wollmershäuser in einem Gastbeitrag für Merkur.de.
Die Bundesregierung und Volkswirte rechnen daher damit, dass die Konjunkturerholung zum Jahresende deutlich an Tempo verliert. In diesem Jahr komme es angesichts der aktuellen Lieferengpässe und weltweit hoher Energiepreise nicht zum erhofften „Schlussspurt“, sagte der geschäftsführende Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) jüngst. Er sprach von einer historisch einmaligen Knappheit an Vorleistungsgütern.
Die Bundesregierung schraubte die Wachstumserwartungen für 2021 herunter. Nach dem coronabedingten Einbruch des Bruttoinlandsprodukts 2020 erwartet die Regierung, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 2,6 Prozent zulegt - im April war noch ein Plus von 3,5 Prozent vorhergesagt worden. Für 2022 wird nun mit einem Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent statt wie bisher 3,6 Prozent gerechnet.
Auch führende Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich gesenkt. Sie rechnen mit einem Wirtschaftswachstum in Europas größter Volkswirtschaft von 2,4 Prozent. (dpa/utz) *Merkur.de ist Teil von IPPEN.MEDIA.