Energiekonzern BP: „Grünes Schlaraffenland“ mit niedrigen Energiepreisen wird es nicht geben
BP investiert Milliarden in Windparks in der Nordsee. Der Strom soll dem Eigenbedarf dienen, denn der Konzern rechnet nicht mit sinkenden Strompreisen.
London - Der BP-Konzern, Betreiber der größten deutschen Tankstellenkette Aral, will sich unabhängiger von fossilen Energieträgern machen. So soll ein Teil der zehn Milliarden Euro, die das Unternehmen bis 2030 in Deutschland investieren will, unter anderem in den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie in die Produktion von Biokraftstoffen und nachhaltigerem Kerosin fließen. Auch das Wasserstoffgeschäft soll ausgebaut werden, im niedersächsischen Lingen soll eine Anlage zur Herstellung des klimafreundlichen Energieträgers mit Ökostrom entstehen.
BP rechnet nicht mit sinkenden Strompreisen
Ein Schritt auf dem Weg zu nachhaltigen Energien ist auch der geplante Bau von zwei Windparks mit einer Leistung von jeweils zwei Gigawatt in der Nordsee. Knapp 6,8 Milliarden Euro hat sich BP die Baurechte kosten lassen, die in einer Auktion der Bundesnetzagentur vergeben wurden.

Der in den Windparks erzeugte Strom soll allerdings nicht an Endkunden verkauft, sondern zur Erzeugung grüner Energie genutzt werden, zum Beispiel für den Elektrolyseur in Lingen. Die hohen Investitionen in der Nordsee deuten darauf hin, dass BP nicht damit rechnet, dass Strom in Deutschland billiger wird.
„Wir wollen den Strom, den wir produzieren, selbst nutzen, und wenn wir nicht davon ausgehen würden, dass das günstiger ist, als ihn auf dem Markt zu kaufen, würden wir das natürlich nicht tun“, sagte Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President Gas and Low Carbon Energy bei BP, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
BP: Ein „grünes Schlaraffenland“ wird es nicht geben
Diese Einschätzung steht im Gegensatz zu der von Robert Habeck (Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. Dieser hatte in Aussicht gestellt, dass der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern hierzulande mittel- bis langfristig den Strompreis dämpfen werde - ein wichtiger Aspekt für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland.
Dotzenrath widerspricht. „Es ist einfach unrealistisch, anzunehmen, dass wir in einigen Jahren in einem grünen Schlaraffenland mit niedrigen Energiepreisen leben werden. Strom wird in Deutschland relativ teuer bleiben“, sagt sie. Sie begründet das mit den enormen Investitionen in die Ökostromerzeugung. Die Geldgeber, die das finanzieren, wollen Gewinne sehen. „Wenn man das alles berücksichtigt, dann ist es wenig einleuchtend, dass Energie schnell viel billiger werden soll“, ist sich Dotzenrath sicher.
Derzeit profitiert BP allerdings noch vom Geschäft mit fossilen Energieträgern. Die hohen Öl- und Gaspreise haben dem Konzern im vergangenen Jahr einen Rekord beschert: Mit 27,7 Milliarden Dollar war der operative Gewinn so hoch wie nie zuvor.