Dax-Chefs verdienen etwas weniger

Die Vorstände der 30 deutschen Dax-Unternehmen müssen den privaten Gürtel ein kleines bisschen enger schnallen. Im Durchschnitt verdienten sie im vergangenen Jahr ein Prozent weniger als im Vorjahr.
Von CHRISTIAN PREUSSER
Dieter Zetsche hat noch immer gut lachen: Im vergangenen Geschäftsjahr verdiente der Daimler-Chef rund 14,4 Millionen Euro. Damit führt er die Liste der Dax-Chefgehälter mit einigem Abstand an. Ulf Schneider, Chef des Bad Homburger Gesundheitsunternehmens Fresenius, verdiente rund 13,9 Millionen Euro, der bereits ausgeschiedene Allianz-Chef Michael Diekmann etwa 10 Millionen Euro. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Beratungsagentur Hkp in ihrer jährlichen Analyse „Vorstandsvergütung Dax 2015“. Laut den schweizer Analysten ist die durchschnittliche Gesamtvergütung eines Dax-Chefs für 2015 auf rund 5,86 Millionen Euro gesunken – 2014 verdienten die Vorstände im Schnitt noch 5,90 Millionen Euro.
Dabei geht die Spanne der Vergütungen weit auseinander: Während Zetsche und Schneider locker die 10-Millionen-Marke knackten, muss sich der scheidende Commerzbank-Chef Martin Blessing mit 1,12 Millionen Euro zufrieden geben. Damit steht er an der letzten Stelle des Rankings.
Die Analysten stützten sich für ihre Studie auf die quantitativen und qualitativen Angaben zur Vorstandsvergütung von 29 der 30 Dax-Unternehmen. Die Zahlen beziehen sich auf den Bruttobetrag, der 2015 auf die Konten der Manager überwiesen wurde. Berücksichtigt wurden dabei auch die Auszahlungen von Langfrist-Boni, die in diesem Geschäftsjahr ausgezahlt wurden.
VW reicht nach
Mit Spannung waren auch die Zahlen des von Skandalen um manipulierte Abgaswerte geschüttelten Autokonzerns Volkswagen erwartet worden. Doch fehlt der Wert in der Statistik, da die Wolfsburger die Veröffentlichung ihrer Geschäftszahlen auf den 28. April verschoben haben. Im vergangenen Jahr stand noch der mittlerweile gefeuerte VW-Manager Martin Winterkorn an der Spitze der Hkp-Liste – mit einem Jahresverdienst von immerhin 15,86 Millionen Euro.
Nach dem Rekordjahr 2014 sind die durchschnittlichen Gewinne der 30 Dax-Unternehmen gesunken – und damit auch die Gehälter der Vorstände. „Da stimmt das Verhältnis von Erfolg und Vergütung“, sagte Experte Michael Kramarsch bei der gestrigen Präsentation der Zahlen in Frankfurt. „Rekordverluste bei der Deutschen Bank führen richtigerweise zu einem Totalausfall der variablen Vergütung.“ Auf der anderen Seite stünden jedoch Rekordgewinne wie bei Daimler, die zu entsprechenden Rekordvergütungen führten. Ob sich dieser Trend auch bei den nun bald veröffentlichen Volkswagen-Zahlen ablesen lassen wird? „Diesen Test muss der Konzern erst noch bestehen“, sagte Kramarsch. Immerhin ist der Konzern in den vergangenen Jahren durch gigantische Vorstands-Vergütungen aufgefallen. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir bei der Vergütung der VW-Vorstände das Niveau der letzten Jahre sehen werden“, sagte Kramarsch. „Wenn sich der Skandal um die manipulierten Autos nicht in der Vergütung niederschlage, widerspricht das allen Prinzipien der Verantwortungsübernahme.“
Weniger Boni
Laut Hkp-Studie sind seit 2006 die jährlichen Boni für die Dax-Chefs auf dem Rückmarsch. Stattdessen setzen die Unternehmen zunehmend auf langfristige Vergütungselemente. „Vorstände schauen vermehrt auf die Entwicklung ihrer Unternehmen und nicht nur auf das Jahresergebnis“, sagt Vergütungsexpertin Regine Siepmann mit Blick auf die vorliegende Studie.
„Mit den aktuellen Werten ist die Vergütung der Dax-Vorstandsvorsitzenden im europäischen Umfeld angemessen positioniert“, sagt Kramarsch. „Dagegen vergüten Unternehmen in den USA mit Blick auf Vergütungshöhen nach wie vor wie auf einem anderen Stern.“
Bemerkenswert sei zudem, dass häufig Unternehmen der zweiten oder dritten Reihe Vergütungsrekorde aufstellen: So bezog Manager Thomas Ebeling für seine Arbeit bei dem MDax-Unternehmen Pro Sieben Sat1 im Jahr 2014 rund 27 Millionen Euro. Die Zahlen der M- und SDax-Unternehmen werden im Juni erwartet.