Dekabank erleidet Gewinn-Einbruch

Bei der Zentralbank der Sparkassen ist im ersten Halbjahr der Gewinn um mehr als ein Drittel geschrumpft. Bis Jahresende wird sich die Talfahrt wohl fortsetzen, wenn auch nicht mehr so steil.
„Anlegen statt Stilllegen“ – so lautet das Motto der bundesweiten Kampagne, mit der die Sparkassen und die Dekabank die Deutschen vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes von der Wertpapier-Anlage überzeugen wollen. Denn klar ist: Renditen oberhalb der Inflationsrate gibt’s mit Einlagen nicht. Das sahen im vergangenen Jahr auch viele Bundesbürger endlich ein – und kauften fleißig Fonds. Doch die Turbulenzen, die in diesem Jahr an den Aktienmärkten ausgelöst wurden durch die Diskussionen um mögliche US-Zinserhöhungen, schwache globale Konjunkturdaten, geopolitische Krisen und das Brexit-Votum, haben viele Privatanleger wieder abgeschreckt. Um knapp zehn Prozent hatte der Dax von Januar bis Juni nachgegeben.
Darunter hat auch die Dekabank im ersten Halbjahr 2016 gelitten: Hatten Private im Vorjahreszeitraum unterm Strich noch 3,65 Milliarden Euro in Wertpapierfonds angelegt, sind es nun nur noch 523 Millionen Euro gewesen. Da kann die Zentralbank der Sparkassen von Glück reden, dass ihr Geschäft mit institutionellen Kunden wie Versicherungen, Pensionsfonds oder Stiftungen nach wie vor blüht: Da stieg der Nettoabsatz im Wertpapiergeschäft von 3,0 auf 3,2 Milliarden Euro.
Insgesamt legten die Investment-Profis 5,1 Milliarden Euro netto im Sparkassen-Lager an, nach 4,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Bei den Privaten kamen über alle Produktkategorien hinweg unterm Strich immerhin 3,9 Milliarden Euro zusammen, nach 5,8 Milliarden. Das insgesamt noch versöhnliche Bild hat die Dekabank neben der weiter gestiegenen Nachfrage nach Zertifikaten vor allem dem ungestillten Hunger nach offenen Immobilienfonds zu verdanken, die sich zuletzt mit einer relativ guten Rendite hervorgetan haben.
Immobilien-Fonds boomen
Damit die bundesweit 409 Sparkassen als exklusiver Vertriebspartner der Dekabank diesen Hunger auch im zweiten Halbjahr befriedigen können, hat die Dekabank nun einen weiteren Immobilienfonds aufgelegt. Der Hintergrund: Wie die anderen Anbieter wird auch das Zentralinstitut der Sparkassen in diesem Bereich mit Geldern geradezu überschwemmt. Sie alle können aufgrund der stark gestiegenen Immobilienpreise das Anlegergeld aber nicht so schnell sinnvoll anlegen, wie sie es zuletzt bekommen haben. Und Geld, das nicht in Immobilien investiert werden kann, muss kurzfristig geparkt werden. Für die Fonds wird es jedoch immer schwieriger, Strafzinsen für diese liquiden Anlagen zu vermeiden.
Andere Gesellschaften bremsen deshalb den Absatz von Fonds-Anteilen – was gut für alle ist, die bereits an den Fonds beteiligt sind. Denn es hilft, Renditeeinbußen zu vermeiden. Die Dekabank geht diesen Schritt zwar nicht, weil sie den Sparkassen zu Jahresbeginn immer Kontingente zuteilt, über die diese selbst verfügen. Aber diese Kontingente dürften nun weitgehend aufgebraucht sein. Abgesehen von Sparplänen, die in Immobilienfonds investiert sind, wird den meisten Sparkassen-Kunden da wohl nur noch die Anlage im neuen Immo-Fonds übrig bleiben.
Deutlich stärker belasten die rekordniedrigen Zinsen das Dekabank-Ergebnis allerdings bei den Pensionsverpflichtungen. Denn sie muss mit niedrigeren Zinssätzen diskontieren, so dass die Rückstellungen für die Pensionsverpflichtungen in ihrer Bilanz steigen – ein Problem, das sie mit vielen Unternehmen und Banken teilt. Und natürlich ist auch das – bei der Dekabank allerdings nicht so bedeutsame – Zinsergebnis gesunken, das das Institut zum einen in seiner Rolle als Kreditgeber und zum anderen als Geldspeicher der Sparkassen-Familie erwirtschaftet.
Auch mit ihren Problemen bei der Schifffahrtsfinanzierung steht die Dekabank nicht allein da. Die Krise in der Schifffahrt, die seit Jahren unter Überkapazitäten leidet, hat sich wegen des schwächeren Wachstums in China und des mauen Welthandels weiter verschärft. Banken, die Kredite an die Branche vergeben haben, müssen deshalb viel Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Bei der Dekabank hat dies maßgeblich dazu beigetragen, dass die Risikovorsorge im Kreditgeschäft von 21,4 auf 74,1 Millionen Euro hochgeschnellt ist.
Insgesamt ist das wirtschaftliche Ergebnis – die zentrale Kennziffer des Instituts – im ersten Halbjahr von 366,6 Millionen auf 229,8 Millionen Euro gesunken. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand, dass das Ergebnis „voraussichtlich unter dem langfristigen Durchschnitt liegen“ wird. Das hieße: weniger als 500 Millionen Euro. 2015 hatte der Gewinn bei 611 Millionen Euro gelegen. „Damit wird aber erneut ein hoher Wertbeitrag für die Sparkassen als Anteilseigner gesichert“, versprach das Institut, das für die beiden vergangenen Jahre jeweils 155 Millionen Euro ausgeschüttet hatte.