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Reichweite bei E-Autos: Riesenlücke zwischen Versprechen und Wirklichkeit

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Von: Patrick Freiwah

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(Audi-)Elektroauto an einer Ladestation: Stromer tanken häufiger Strom, als Verbrenner Treibstoff (Symbolbild)
Elektroauto an einer Ladestation: Stromer tanken häufiger Strom, als Verbrenner Treibstoff (Symbolbild). © Zoonar/Imago

Elektroautos haben eine immer größere Reichweite. Dass die WLTP-Werte jedoch realitätsfern sind, zeigt ein neuer Vergleich der in Deutschland erhältlichen Stromer. 

München - Elektromobilität spielt im Autosektor eine große Rolle: Der Anteil von elektrifizierten Fahrzeugen auf deutschen Straßen ist in den vergangenen Jahren merklich gestiegen, während die Hersteller immer mehr Modelle mit dieser Antriebsgattung auf den Markt bringen.

Zwar sind E-Autos zweifelsfrei umweltfreundlicher im Betrieb, weil der Schadstoffausstoß (abgesehen vom Reifenabrieb) im Betrieb bei 0 liegt. Was die Aspekte Reichweite und Langstreckentauglichkeit betrifft, haben sie allerdings weiterhin offenbar gravierende Nachteile im Vergleich zu Autos mit Verbrennermotor.

Elektroautos auf der Autobahn: Reichweiten-Test zeigt ungeschönte Wahrheit

Ein Vergleich der AutoBild zeigt die realen Verbrauchsdaten von 51 Elektroautos, die unter Bedingungen entstehen, welche bei den Pendants mit Benzin- und speziell Dieselmotor zu einem nahezu optimal niedrigen Spritverbrauch führen: Tempo 130 km/h auf der Autobahn.

Abgesehen von den Kosten für Strom an den Ladestationen, die in den vergangenen Monaten mitunter aufgrund der Energiekrise zum Teil massiv gestiegen sind, ist bekannt, dass ein E-Auto noch wesentlich stärker abhängig ist von der Fahrweise: Oberhalb der 80 km/h schmilzt die optimale Reichweite durch den Akku enorm, auch abruptes Beschleunigen des Wagens oder aber wenn die Klimatisierung voll aufgedreht wird, macht den nächsten Ladestopp schneller nötig.

WLTP: Bedeutung und Hintergrund

Bei den Verbrauchswerten für Fahrzeuge gab es 2017 eine Reform: Statt dem einstigen NEFZ-Verfahren wurde seitens EU-Kommission der neue Prüfzyklus WLTP (Worldwide harmonized Light Duty Test Procedure) eingeführt. Die Zyklus-Änderung hat das Ziel, realistischere Daten für Autos abzubilden. Seit September 2018 ist das Messverfahren verbindlich für die Zulassung sämtlicher Neuwagen. Die Tests bestehen aus einzelnen Prüfmethoden, die innerhalb der Modellreihen von Herstellern bei jeder Motorvariante - inklusive möglicher Sonderausstattung - durchgeführt werden sollen.

WLTP-Werte realistisch? Reichweite von E-Autos leidet auf Autobahn massiv

Der Reichweiten-Test der Bild-Kollegen zeigt die große Differenz zwischen den im WLTP-Zyklus ermittelten Werten und den realen Verbrauchsdaten: Die Auflistung belegt, dass die Diskrepanz von einigen mit Strom betriebenen Modellen schnell mal bis zu 50 Prozent weniger betragen kann!

So sind die Elektroautos der neuen Generation zwar in der Theorie langstreckentauglich - und die Zeitintervalle zwischen den Ladestopps werden länger. Dies ist jedoch ein langsamer Prozess und bis E-Autos für Reisen eine ähnliche Nutzbarkeit haben wie Verbrenner-Pendants, dürften noch Jahre vergehen.

Das könnte auch einer der wesentlichen Punkte sein, warum Autohersteller aus aller Welt nach wie vor auch auf die Karte Verbrennermotor setzen - und der Fokus in der Entwicklung bei Konzernen wie zum Beispiel Volkswagen weiterhin auch auf synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) liegt.

Auch was die Reparaturkosten betrifft, haben E-Autos Nachteile, das verdeutlichte eine Versicherungsstudie:

E-Autos mit der größten Reichweite auf Autobahnen: Dreimal BMW in Top fünf

Der Reichweiten-Vergleich der Elektroautos bringt interessante Einsichten zutage: Besonders stark an der WLTP-Norm scheitern kompakte Modelle wie der Mercedes EQB 350 4MATIC (50,6 Prozent) oder auch VW ID.3 Pro (50,7). Das lässt sie in der Auflistung der reichweitenstärksten E-Modelle auch ziemlich am Ende rangieren.

Freilich hängt die Gesamt-Reichweite stark mit der Akku-Kapazität des jeweiligen Elektroautos zusammen. Nichtsdestotrotz ist bedenklich, dass der Unterschied zwischen WLTP-Wert und realem Verbrauch derart weit auseinanderklafft. Jedoch muss erwähnt werden, dass in dem Vergleichstest zum Teil unterschiedliche äußere Begebenheiten vorliegen: Klima/Temperatur und Verkehrsaufkommen.

Auch bei den Spitzenreitern der Praxis-Reichweite gibt es deutliche Abstriche - jedoch gibt es einige Elektroauto-Modelle, mit denen auf der Autobahn Reichweiten von über 400 Kilometer möglich sind. Bemerkenswert: in den Top fünf befindet sich dreimal BMW, den Gesamtsieg schnappt sich jedoch der Erzrivale aus Stuttgart:

Die Autoindustrie setzt auf E-Autos, doch weltweit sind noch immer Milliarden Verbrenner unterwegs. Sind synthetische Kraftstoffe die optimale Lösung?

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