Kampf gegen Inflation: EZB erhöht Leitzins zum zehnten Mal in Folge

Im Kampf gegen die weiter hohe Inflation bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) hart. Die Notenbanker erhöhten die Leitzinsen am Donnerstag erneut.
Frankfurt - Im Kampf gegen die Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen am Donnerstag erneut angehoben - bereits zum zehnten Mal in Folge. Auf ihrer ersten Zinssitzung nach der Sommerpause hoben die Währungshüter die Schlüsselsätze erneut um einen viertel Prozentpunkt an.
Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, klettert damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Der Leitzins steigt auf 4,50 von zuletzt 4,25 Prozent. „Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen“, teilten die Währungshüter weiter mit.
EZB: Viele Ökonomen sehen Zinsgipfel erreicht
Viele Volkswirte gehen davon aus, dass die Euro-Wächter auf ihrem im Sommer 2022 eingeleiteten Straffungskurs mit einen Einlagensatz von nunmehr 4,00 Prozent den Zinshöhepunkt erreicht haben. Sie erwarten, dass die EZB den Schlüsselsatz für längere Zeit auf diesem Niveau halten wird, um die Inflation weiter einzudämmen. Die Teuerung in der 20-Länder-Gemeinschaft ist zwar von den Höchstständen im vergangenen Jahr deutlich zurückgewichen. Mit einem Wert von 5,3 Prozent im August liegt sie aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent, das sie als optimales Niveau für den Euroraum mittelfristig anpeilt.
Die Entscheidung war mit besonderer Spannung erwartet worden. Im Vorfeld der EZB-Ratssitzung hatten viele Ökonomen davor gewarnt, dass die zuletzt steigenden Zinsen die flaue Konjunktur in der Euro-Zone abwürgen könnten. Andere Volkswirte wie der renommierte Geldtheoretiker Prof. Volker Wieland verwiesen dagegen auf die anhaltend hohe Kern-Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel. Für eine Zinspause sei es daher noch zu früh, sagte Wieland im Interview mit IPPEN.MEDIA.
In den USA steht die nächste Zinsentscheidung am 20. September an. Dort hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf eine Spanne von inzwischen 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben gesetzt, um die Inflation zu dämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Experten zufolge liefern die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt den US-Währungshütern um Fed-Chef Jerome Powell Argumente für eine Zinspause. (utz)