Energiekrise - Bauernverband warnt: „Ohne Gas keine Milch, keine Butter, kein Joghurt“

Ein Gas-Lieferstopp hätte weitreichende Folgen für die deutsche Wirtschaft und träfe auch die Lebensmittelbranche massiv, warnt Bauernpräsident Joachim Rukwied.
Berlin – Wegen der gedrosselten Gaslieferungen nach Deutschland hat die Bundesregierung die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Die Gas-Knappheit bereitet der Lebensmittelindustrie in Deutschland große Sorgen. Auch die Molkereibranche würde im Falle eines Gas-Lieferstopps in große Schwierigkeiten geraten.
Bauernpräsident Rukwied: „Ohne Gas keine Milch, keine Butter, kein Joghurt“
„Wir brauchen eine Priorisierung beim Gas für den gesamten Landwirtschafts- und Ernährungssektor“, forderte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, in der Rheinischen Post. Die Ausrufung der Alarmstufe des Notfallplans Gas mache ihm große Sorgen. Für stabile Ernten sei die Verfügbarkeit von Düngemitteln essenziell und für Stickstoffdünger werde Gas benötigt.
Aber auch die Molkereibranche würde hart getroffen. Rukwied warnte vor einer Lebensmittelknappheit im Falle von Gasmangel: „Ohne Gas keine Milch, keine Butter, kein Joghurt.“ Auch Ludwig Huber, Vorstandsvorsitzender des Molkereiverbandes Milch.Bayern e.V., sagt gegenüber tagesschau.de: „Wenn den Molkereien das Gas abgedreht wird, dann droht der Branche ein massiver Produktionsstopp.“ Die Folge wären dann nicht nur massive Preissteigerungen – damit würde auch das Angebot an Milch und Käse einbrechen.
Gaskrise in Deutschland: Ernährung gehört nicht zur kritischen Infrastruktur
Eine Besserung der Lage ist noch nicht in Sicht: Am Montag wurden die Gaslieferungen über die Gaspipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten abgedreht. Ob Russland nach Ende der Wartungsarbeiten in etwa zehn bis 14 Tagen wieder Gas liefert, ist allerdings vollkommen offen. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte am Montag, es bleibe unklar, wie sich Russland weiter verhalten werde: „Ehrlich gesagt, es weiß keiner.“ Bei ganz ausbleibenden Lieferungen aus Russland müsse sich Deutschland auf eine Gasnotlage vorbereiten.
Bei einer Gasnotlage wird vorrangig die kritische Infrastruktur versorgt. Dazu gehören unter anderem Krankenhäuser und Privathaushalte sowie die Stromversorgung. Nicht dazu zählt allerdings der Ernährungssektor. Günther Felßner, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, mahnt jedoch laut tagesschau.de, dass die Lebensmittelversorgung systemrelevant sei – wichtiger noch als Wärme, wichtiger als die Wohnung, die ein Grad kälter oder wärmer sei: „Wenn du nichts zu essen hast, dann ist das ein Riesenproblem.“
Gaskrise: Molkerei Berchtesgadener Land richtet Notbetrieb mit Heizöl ein
Die Molkerei Berchtesgadener Land möchte sich gegen den Notfall wappnen – und baut seit Monaten einen Notbetrieb mit Heizöl auf, wie tagesschau.de berichtet. Öltanks und einen Heizöllaster habe die Molkerei schon gekauft, auch Notstromaggregate wurden besorgt. Mehrere Millionen Euro habe das gekostet, sagt Bernhard Pointer, der Geschäftsführer von Berchtesgadener Land gegenüber dem Magazin.
Bald möchte er genug Heizöl für sechs Tage Produktion lagern – in seinem Fall wären das 150.000 Liter. „Ich will auf keinen Fall im Herbst unsere Bauern anrufen müssen und sagen: ‚Wir können eure Milch nicht mehr abholen, schüttet sie in die Güllegrube‘“, sagt Pointner tagesschau.de. Denn nichts anderes wird bei vielen Molkereien die Konsequenz sein, wenn das Gas ausbleibe, so der Molkerei-Chef. (lma/dpa/AFP)