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Hacker-Angriff trifft Telekom-Kunden

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Über den Router werden alle Geräte des angeschlossenen Netzwerkes gesteuert.
Über den Router werden alle Geräte des angeschlossenen Netzwerkes gesteuert. © Federico Gambarini (dpa)

Das Telefon ist tot, das TV-Programm weg und der Browser lädt nichts mehr. Fast eine Million Telekom-Kundenhaushalte waren seit dem Wochenende von massiven Netzausfällen betroffen. Der Konzern schließt einen Hackerangriff nicht aus, hält sich mit Details aber zurück.

Das Internet durchdringt für viele Menschen den kompletten Alltag, und in immer mehr Haushalten hält das Smart Home Einzug. Doch was ist, wenn das Internet ausfällt – und damit nichts mehr geht? Wenn die Außenbeleuchtung sich nicht mehr regeln lässt oder die elektrischen Rollläden nicht mehr per App steuerbar sind? Für 900 000 Haushalte in Deutschland war das am Sonntagnachmittag plötzlich bittere Realität. Mit Hochdruck suchte die Deutsche Telekom nach der Ursache.

Hinter der Störung steckt nach Unternehmensangaben vermutlich ein Angriff. „Wir gehen davon aus, dass auf die Router von außen Einfluss genommen wurde“, sagte ein Telekom-Sprecher. Offenbar sei eine Schadsoftware auf die Geräte aufgespielt worden.

Mit eingespielten Software-Updates und Patches bekam das Unternehmen die Ausfälle gestern weitgehend in Griff. Eines der großen Rätsel dürfte für die Analytiker das uneinheitliche Fehlerbild sein, schätzt Jürgen Kuri vom Fachmagazin „c’t». Manche Kunden hatten seit Sonntagnachmittag zeitweise Einschränkungen bei der Internet-Nutzung oder starke Qualitätsschwankungen, bei manchen ging gar nichts mehr.

Die Router der Kunden wurden vom Konfigurierungsserver nicht mehr erkannt. Die Telekom riet betroffenen Nutzern, das Gerät für kurze Zeit vom Strom zu trennen und es dann erneut zu versuchen. Router sind die Schaltzentralen des Netzes und sorgen dafür, dass die Datenpakete ans Ziel kommen. Nach der Neuanmeldung und erneuten Registrierung sollte das Problem in den meisten Fällen behoben sein, versprach die Telekom.

„Fritzbox“ ohne Probleme

Offenbar waren nur Router der Telekom-Marke „Speedport“ betroffen. Laut Aussage des Herstellers AVM gab es nach aktuellem Stand keine Beeinträchtigungen bei Nutzern der Fritzbox.

Ob tatsächlich ein Hacker-Angriff die Ursache für die Ausfälle von Internet, Online-Fernsehen oder Telefon waren, blieb weiter ungewiss. Dafür müssten die Techniker nun klären, ob es in den Routern selbst Sicherheitslücken gab und ob es darüber Datenverkehr gegeben hat. Zunächst habe nichts auf einen äußeren Angriff hingedeutet, eine solche Attacke könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Telekom-Sprecher.

Kritik an Telekom

Die Telekom bot betroffenen Kunden mit Mobilfunkvertrag an, sich kostenlos einen unbeschränkten Tagespass freischalten zu lassen um das Internet über das mobile Netz zu nutzen. „Die dort angezeigten Kosten werden nicht berechnet“, heißt es in dem auf Facebook bei „Telekom hilft“ veröffentlichten Angebot. Wer keinen Mobilfunkvertrag bei der Telekom habe, könne Hilfe im nächsten Telekom-Shop bekommen – was sonntags allerdings unmöglich ist.

Der Grünen-Netzpolitiker Konstantin von Notz warf dem Konzern vor, er lasse die Kunden mit dem Router-Problem allein. Die Bemühungen des Unternehmens, die Ausfälle zu beheben, erschienen „wenig koordiniert“. Die Aufforderung, den Router aus- und einzuschalten, wirke „hilflos“. Der Vorfall zeige, wie schlecht es um den Schutz digitaler Infrastruktur in Deutschland bestellt sei. Am Dienstagvormittag teilte die Deutsche Telekom mit, dass die Maßnahmen greifen und alle Router mit einem Softwareupdate versehen werden. Wann alle Router das neue Update haben, konnte nicht genau gesagt werden. Es sind weiterhin Haushalte in ganz Deutschland betroffen.  

(dpa,afp, red)

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