Herbstmesse künftig im Juni

Die traditionsreiche „Tendence“ findet in diesem Jahr letztmalig Ende August statt. Nächstes Jahr verlegt die Messe Frankfurt die Konsumgütermesse auf Ende Juni vor. Das soll endlich das jahrelange Siechtum der Schau beenden und wieder für Wachstum sorgen.
Seit mehr als 800 Jahren ist Frankfurt als Messeplatz bekannt. Die erste schriftlich dokumentierte Erwähnung einer Messe in Frankfurt stammt vom 11. Juli 1240, als der Staufer-Kaiser Friedrich II. die zur Herbstmesse reisenden Kaufleute unter seinen Schutz stellte. Doch steckt just diese Traditionsveranstaltung seit vielen Jahren in der Krise. Im Jahr 2000 waren noch rund 4800 Aussteller bei der mittlerweile in „Tendence“ umgetauften Konsumgüterschau dabei, dieses Jahr werden es erstmals weniger als 1000 sein.
Was hat die Messegesellschaft nicht alles probiert? Der Termin wurde in den Frühsommer vor- und wieder in den August zurückverlegt, eine Schau für den „großvolumigen“ Handel (also Warenhäuser, Bau- und Möbelmärkte, Filialisten) wurde ausgegliedert und wieder eingemeindet, das breite Publikum wurde teilweise zur Fachmesse zugelassen und wieder ausgeladen. Gebracht hat das alles nichts, Aussteller- und Besucherzahlen sanken stetig.
Zuletzt kamen noch knapp 27 500 Fachbesucher; zu Spitzenzeiten waren es einmal fast 100 000. Im Vorjahr stellten noch 1100 Firmen aus, von morgen an sind lediglich 955 dabei; die belegte Fläche auf dem Westteil des Messegeländes (Hallen 8, 9 und 11) sinkt von 92 600 auf 82 000 Bruttoquadratmeter. Zum Vergleich: Bei der diesjährigen „Ambiente“ im Februar belegten 4386 Aussteller 308 000 Quadratmeter.
Nun hat der Veranstalter die Konsequenzen gezogen. „Revolution statt Evolution“ nennt das Stephan Kurzawski aus der Geschäftsleitung der Messe Frankfurt. Im ersten Schritt wurde die „Tendence“ dem für die regionalen Konsumgütermessen in Hamburg („Nordstil“) und Dortmund („Vivanti“) zuständigen Manager Philipp Ferger übertragen. Er geht die strategische Neuausrichtung an, ohne die „Tendence“ allerdings zu einer Regionalmesse zu degradieren – für die es in einer relativ kleinen Stadt wie Frankfurt wohl auch weder genug einheimisches Publikum noch ausreichend Sommertourismus gäbe. Die Schau soll auch weiterhin europaweit vermarktet werden.
Wachstumsstrategie
Für Kurzawski steht außer Frage: „Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie. Dafür kämpfen wir – und wir sind der Meinung, dass es gelingen könnte!“ Die Trendwende brauche allerdings Zeit.
Von nächstem Jahr an findet die „Tendence“ schon Ende Juni statt. Das ist wichtig für die Großabnehmer, damit diese noch größere Stückzahlen chinesischer Produkte fürs Weihnachtsgeschäft ordern können – und diese auch rechtzeitig geliefert werden. Dagegen bestanden die Facheinzelhändler früher auf dem späteren Termin; allerdings ist ihre Bedeutung im Vergleich zu den Branchengrößen und vor allem zum Onlinehandel in den vergangenen Jahren stetig geschrumpft. Obendrein besuchen sie auch fleißig die regionalen Ordertage, wo seit einiger Zeit Hersteller verstärkt ihre Neuheiten vorstellen – und diese Ordertage finden meist im Juli statt.
Neue Produktbereiche
Daher die Terminverlegung, um sich zeitlich vor diese zu schieben. Fergers Ziel: „Die ,Tendence’ muss wieder ein echter Neuheiten-Termin werden.“ Zudem möchte er neue Ausstellergruppen ansprechen, zum Beispiel aus den Bereichen Outdoor oder Heimtextil, und vorhandene Produktsegmente stärker ausreizen, etwa im Bereich saisonale Dekoration. Er will auch Vollsortimenter aus dem Haushaltswarenbereich als Teilnehmer gewinnen und auf einem Marktplatz („Village“) bekannte Marken einbinden, die zuletzt nicht mehr dabei waren. Er könne bereits erste Erfolge vermelden, sagt Ferger: Der Taschen-Hersteller Reisenthel hatte bereits abgesagt und ist nun doch dabei, der Kochgeschirr-Produzent Berndes kehrt zurück.