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Abzocke statt Inflation: Manche Hersteller drehen unverhältnismäßig an der Preisschraube

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Von: Patricia Huber

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Immer mehr Firmen erhöhen die Preise für ihre Produkte. Doch nicht immer wäre das nötig. Manche nutzen die Inflation schlichtweg aus, warnt ein Ökonom.

München/Dresden – Zehn Prozent Inflation: Die Auswirkungen der steigenden Teuerungsrate werden beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt deutlich spürbar. 2022 sind die Preise in vielen Bereichen enorm gestiegen. Besonders Lebensmittel haben sich in den vergangenen Monaten extrem verteuert. Doch sind die Preiserhöhungen durch die Unternehmen auch immer zwingend nötig? Oder werden Verbraucher hier abgezockt?

Inflation ausgenutzt: Manche Firmen erhöhen Preise stärker als nötig

Eins ist klar: Wohl jedes Unternehmen muss derzeit deutlich mehr für Energie wie Strom und Gas bezahlen, als noch vor einem Jahr. Mit der Anhebung des Mindestlohns sind in vielen Betrieben zudem auch die Personalkosten gestiegen. Je nach Branche kämpfen dann manche Unternehmen auch noch mit höheren Rohstoffpreisen.

Doch nicht immer rechtfertigt das die teils drastischen Preisexplosionen, welche die Endverbraucher schließlich treffen. Das betont Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden. Unternehmen scheinen „in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten“, macht Ragnitz deutlich.

Das gelte besonders für die Land- und Forstwirtschaft, einschließlich der Fischerei, das Baugewerbe, den Handel, das Gastgewerbe und den Verkehr. Hier hätten laut Ragnitz „Unternehmen ihre Preise deutlich stärker erhöht, als es aufgrund der gestiegenen Vorleistungspreise allein zu erwarten gewesen wäre. Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern.“

Gestiegene Preise: Mitnahmeeffekt bei manchen Produkten zu beobachten

Bei zahlreichen Produkten sind die höheren Preise nachvollziehbar. Doch es gibt auch Ausnahmen. „Es gibt Drogerieartikel, wo man es nicht unbedingt nachvollziehen kann“, erklärt Sven Reuter, Entwickler einer Preisvergleichsapp, gegenüber dem SWR. Zum Beispiel sei bei einer Seife der Preis sogar um 90 Prozent gestiegen.

Dabei spricht man von einem sogenannten Mitnahmeeffekt, also dass Hersteller die Preise unverhältnismäßig erhöhen, obwohl ihre Produktionskosten kaum gestiegen sind. Einen staatlichen Eingriff in die Preisgestaltung, um diesem Phänomen entgegenzuwirken, hält Ragnitz jedoch nicht für geeignet. Es genüge bereits, wenn Verbraucher billigere Produkte kauften, um so die Gewinninflation zu dämpfen. (ph)

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