Kreml verdient prächtig an teurem Gas
Konzern Gazprom verbucht Rekordgewinne
Frankfurt. Während Europas Bürger aufgrund der hohen Gaspreise unter deutlich gestiegenen Heizkosten ächzen, fährt der weltweit größte Gaskonzern Gazprom Rekordgewinne ein - zur Freude von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Denn der Kreml hält eine knappe Mehrheit der Anteile an Gazprom; 38,37 Prozent hält er direkt, weitere 11,86 Prozent über die Staatskonzerne Rozneftegaz und Rosgazifikatsiya. Und da Putin die russischen Staatskonzerne 2017 dazu verdonnert hat, dem Kreml statt der bis dahin üblichen 25 Prozent des Gewinns 50 Prozent zu entrichten, wird der russische Staat für dieses Jahr äußerst üppige Einnahmen einstreichen.
Wie der Gazprom-Konzern berichtet, hat er allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Nettogewinn von rund 1,55 Billionen Rubel (18,2 Milliarden Euro) verbucht. Eine Summe, die sogar jeden bisherigen Gesamtjahresgewinn in der Geschichte des halbstaatlichen Konzerns übertrifft, wie Vize-Konzernchef Famil Sadygov berichtet. "Die Situation an den Exportmärkten hat den Ausschlag gegeben, so Sadygov. "Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Dynamik erwarten wir für das vierte Quartal noch beeindruckendere Ergebnisse." Und angesichts der Tatsache, dass auch die frei zur Verfügung stehenden liquiden Mittel (free cash flow) mit knapp acht Milliarden Euro auf einem Höchststand angelangt sind, will Gazprom für dieses Jahr eine Dividende von 29,71 Rubel pro Aktie ausschütten, nach 12,55 Rubel für 2020.
Wie Finanzvorstand Alexander Ivannikov ausführt, ist in den ersten neun Monaten der Anstieg der Gas-Erlöse um 77 Prozent auf 3,46 Billionen Rubel vor allem auf den deutlich gestiegenen Umsatz im Geschäft mit Europas und der Türkei zurückzuführen. Dabei spielte die höhere Absatzmenge allerdings nur eine kleine Rolle. Zwar steigerte der Konzern seine Gaslieferungen von 154,4 auf 175,7 Millionen Kubikmeter und deckte damit 53 Prozent der europäischen Gasimporte ab - für gewöhnlich sind es knapp 40 Prozent. Ausschlaggebend für die mehr als verdoppelten Erlöse von 2,46 Billionen Rubel ist jedoch der rasant gestiegene Gaspreis: Der ist sechs Quartale in Folge gestiegen und betrug im dritten Quartal dieses Jahres durchschnittlich 313,4 Dollar pro 1000 Kubikmeter - ein Jahr zuvor hatte er noch bei 117,2 Dollar gelegen.
In der Folge wurde Gas aufgrund der starken Nachfrage in Asien und leeren Energiespeichern in Europa noch viel teurer. So stieg der Preis vom 30 August bis zum 6. Oktober von 600 auf satte 1969 Dollar. Erst als Putin Ende Oktober anordnete, die Speicher des Konzerns in Deutschland und Österreich aufzufüllen, gab der Preis merklich nach.