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Lufthansa-Piloten weiter im Streik

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Jörg Handwerg ist Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC).
Jörg Handwerg ist Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC). © Arne Dedert (dpa)

Die Lufthansa und ihre Piloten haben sich heillos ineinander verkeilt. Vielen scheint eine Lösung nur noch mit Hilfe eines Schlichters möglich zu sein. Fragen und Antworten zu einem unendlich scheinenden Konflikt.

Wie häufig wollen die Piloten noch streiken?

Das sagt die Gewerkschaft VC nicht. Laut Sprecher Jörg Handwerg ist aber am Sonntag erst einmal Schluss mit der aktuellen 14. Welle, aber nur aus Rücksicht auf die Passagiere. Mit dem Angebot der Lufthansa habe das nichts zu tun. Dies sei „alter Wein in neuen Schläuchen“ und sei in allen Einzelheiten bereits vor zwei Monaten öffentlich präsentiert worden. Damals hatte die VC die Sondierungen für eine Gesamtlösung abgebrochen. Grundsätzlich erwarte man nun ein verbessertes Lohnangebot der Lufthansa, weitere Streiks seien keineswegs ausgeschlossen.

Warum kommen Piloten und Lufthansa nicht zusammen?

Seit Beginn des Konflikts geht es im Hintergrund um die künftige strategische Ausrichtung des Lufthansa-Konzerns, sind sich die meisten Luftverkehrsexperten einig. Anfangs hatte die VC noch klar kommuniziert, dass sie den schnellen Ausbau der Billigtochter Eurowings mit schlechter bezahlten Piloten verhindern will. Doch genau darin sieht Lufthansa-Chef Carsten Spohr den einzigen Weg, sich gegen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet zur Wehr zu setzen. Der Lufthansa-Konzern will in seinem Stammgebiet (Deutschland-Schweiz-Österreich-Belgien) auch bei den Europaflügen Marktführer bleiben.

Warum wird jetzt nur über die Gehälter gesprochen?

Das hängt mit dem Urteil des Landesarbeitsgericht Hessen aus dem Jahr 2015 zusammen, das der VC bei der Streikrunde 13 vorgehalten hatte, in der Eurowings-Frage rechtswidrig für nicht tariffähige Themen zu streiken. Die VC hat daraus die Konsequenz gezogen, nur noch Forderungen für eng gefasste Tarifthemen zu formulieren.

Was kostet der Streik und wie lange kann die Lufthansa das aushalten?

Bei einem Streik auf allen Strecken macht die Lufthansa einen Verlust von rund 10 Millionen Euro pro Tag. Dabei kommt ihr laut Vorstand Harry Hohmeister gelegen, dass in der Nebensaison nicht so viele Kunden unterwegs sind. Aber es gibt auch eine spürbare Zurückhaltung bei den mittelfristigen Buchungen, was die Börse zunehmend beunruhigt. Seit der ersten Streikankündigung vom Montag haben die Papiere des DAX-Konzerns gut 2,5 Prozent verloren. Da es aus seiner Sicht aber um die Zukunftsfähigkeit des Konzerns geht, ist auch Spohr ein sehr langer Atem zuzutrauen.

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Lösungen können nur am Verhandlungstisch gefunden werden, möglicherweise unter Anleitung eines Schlichters. Er könnte sich dem aktuell bestreikten Gehaltsthema zuwenden oder im Rahmen einer Gesamtschlichtung alle offenen Tarifthemen behandeln. Beide Möglichkeiten hat die Lufthansa in dieser Woche vorgeschlagen, ohne dass die VC eingewilligt hätte. Monatelange Sondierungen nach der 13. Streikrunde hatten die Eurowings-Frage wohl eingeschlossen, führten aber auch nicht zum Ergebnis. Vor allem herrschte ein großes gegenseitiges Misstrauen, weil Zwischenergebnisse immer wieder angezweifelt oder vom Tisch genommen wurden. Das spricht nach Einschätzung des IW-Tarifexperten Hagen Lesch sehr für den Einsatz eines neutralen Vermittlers.

Könnte es eine Zwangsschlichtung geben?

Die vom CDU-Wirtschaftsflügel geforderte Zwangsschlichtung gibt es nach deutschem Recht nicht, weil sie in die Belange der verfassungsrechtlich geschützten Tarifpartner eingreifen würde. „Die Tarifautonomie gilt, und deswegen ist es jetzt den Tarifpartnern überlassen, da eine Lösung zu finden“, sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel noch am Freitag in Berlin.

(dpa)

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