Metro versucht Befreiungsschlag

Der Handelsriese Metro will zu neuen Ufern aufbrechen und sich dafür in zwei unabhängige Gesellschaften aufteilen. Die Trennung von Großhandelsgeschäft und Elektroniksparte soll beiden Bereichen zusätzliche Wachstumschancen eröffnen. Die Großaktionäre sind dafür.
Ende einer Ära: Deutschlands einst größter Handelskonzern Metro stellt die Weichen für die eigene Aufspaltung. 20 Jahre nach Gründung der Metro AG soll Schluss sein mit „Alles unter einem Dach“. Künftig sollen Großhandel und das Lebensmittelgeschäft unabhängig von der Unterhaltungselektronik in einer eigenen börsennotieren Gesellschaft agieren. „Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, den Schritt zu wagen und aufzubrechen zu neuen Ufern“, sagte Konzernchef Olaf Koch am Mittwoch bei der überraschenden Ankündigung der Zerschlagungspläne.
Entstanden war die Metro 1996 durch die Verschmelzung der Großhandelkette Metro mit den Handelsunternehmen Asko Deutsche Kaufhaus AG, Kaufhof Holding AG und Deutsche SB-Kauf AG. Lange Zeit war der Handelsriese nicht nur die Nummer eins in Deutschland, sondern auch international eins der führenden Handelsunternehmen.
Aktienkurs schießt hoch
Gestern betonte Koch, zwischen den beiden Metro-Unternehmenssparten existierten nur sehr wenige operative Überschneidungen und sehr wenige Synergien. Deshalb mache es keinen Sinn, weiter an der bestehenden Struktur festzuhalten. Unabhängig voneinander könnten die Sparten ihr Wachstum beschleunigen. Außerdem eröffne sich damit für beide Unternehmen die Chance, die eigenen Aktien als Zahlungsmittel bei Firmenübernahmen einzusetzen und so vom Konsolidierungsprozess in der Branche zu profitieren.
Investoren begrüßten den Plan mit einem Kursfeuerwerk: Die Metro-Aktie legte in der Spitze um fast 15 Prozent zu und war größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Auch bei Aktionärsvertretern stießen die Pläne auf Zustimmung. Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: „Das macht Sinn und könnte den Börsenwert erheblich steigern.“
Stimmen Vorstand und Aufsichtsrat der Metro Kochs Plänen nach weiterer Prüfung zu, soll die Aufspaltung bis Mitte 2017 umgesetzt werden. Die Großaktionäre Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim unterstützen das Vorhaben, wie der Konzern mitteilte. Aber auch die anderen Aktionäre werden auf einer Hauptversammlung die Gelegenheit bekommen, über den Schritt abzustimmen. Durch einen Spin-Off sollen das Großhandelsgeschäft mit den Marken Metro Cash&Carry und Makro sowie die SB-Warenhauskette Real aus dem Konzern abgespalten und als selbstständiges börsennotiertes Unternehmen weitergeführt werden. Die Leitung soll der bisherige Konzernchef Koch übernehmen.
Auf den Bereich entfallen knapp zwei Drittel des Metro-Umsatzes und drei Viertel des operativen Ergebnisses. Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/15 war der Umsatz des Metro-Konzerns um 1,2 Prozent auf 59,2 Milliarden Euro gestiegen. Das Ebit vor Sonderfaktoren sank leicht auf 1,5 Milliarden Euro. Die Netto-Verschuldung hatte Koch in den vergangen Jahren um rund fünf Milliarden Euro abgebaut – unter anderem durch den Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof. Unter dem bisherigen Dach der Metro AG verbliebe nach der Abspaltung allein Europas größte Elektronikkette Media Saturn. Sie soll künftig – unter neuem Namen – vom Media-Saturn-Chef Pieter Haas geführt werden. Die Aktionäre der Metro AG sollen nach den bisherigen Plänen Aktien an beiden Gesellschaften im Verhältnis zu ihren Anteilen erhalten. Beide Unternehmen dürften laut Koch künftig im Nebenwerte-Index MDax notiert sein.
Arbeitnehmer sind verstimmt
Die Arbeitnehmer reagierten Insidern zufolge verstimmt, sie seien erst in letzter Minute informiert worden. „Die vorliegenden Informationen lassen derzeit keine belastbaren Rückschlüsse auf die Auswirkungen für die Beschäftigten zu“, sagte ein Verdi-Sprecher. Die Abspaltung werde aber für die Beschäftigten positive Effekte haben, meinte Koch. „Wir gehen davon aus, dass wir die Wachstumsdynamik erhöhen. Deshalb sollten wir in der Lage sein, mehr Beschäftigung zu ermöglichen.“ Metro beschäftigt in 30 Ländern rund 230 000 Mitarbeiter. Beide Unternehmenszentralen sollen in Düsseldorf sein. Das operative Geschäft von Media Saturn werde aber weiter von Ingolstadt aus gelenkt, sagte Koch.
Media Saturn-Chef Haas begrüßte die Pläne. „Wir hätten künftig eine Mehrheitsgesellschafterin, die sich ausschließlich auf unsere Branche konzentriert und wir wären der Kern ihrer Aktivitäten“, betonte der Manager. Er sehe großes Potenzial, dass auf diese Weise verstärkt in Zukunftsthemen investiert werden könne.
(dpa,rtr)